Lukas Klingenberg, Denis Scharwächter und Wolfgang Graf wollen der nächste Rathaus-Chef in Unterreichenbach werden. Dort entscheiden die Bürger am 13. Oktober über die Nachfolge von Carsten Lachenauer.
Am Sonntag, 13. Oktober, ist Bürgermeisterwahl in Unterreichenbach. Die drei Kandidaten haben sich am Dienstag in der voll besetzten Tannberghalle vorgestellt und Fragen beantwortet. Amtsinhaber Carsten Lachenauer, der nicht mehr antritt, war erfreut, dass die Bürger am 13. Oktober eine echte Wahl haben.
Die Reihenfolge der Präsentationen war ausgelost worden, jeder Kandidat bekam 15 Minuten Redezeit. Anschließende Fragen durften maximal eine , deren Beantwortung zwei Minuten dauern.
Lukas Klingenberg Als Erster ging Lukas Klingenberg ans Mikrofon. Der 48-jährige Diplom-Verwaltungswirt aus Neuhausen-Schellbronn sieht sich für die neue Aufgabe als Bürgermeister gut gerüstet. Ihm liegen der soziale Zusammenhalt in der Gemeinde und die Wahrung langjähriger Traditionen, wie er sagt, besonders am Herzen. Aktuell leitet er das Amt für Migration und Flüchtlinge im Landratsamt (LRA) Enzkreis. Zuvor war er bei den Jobcentern in Mannheim und Pforzheim sowie im Straßenverkehrsamt im LRA Calw tätig. Seit 2019 sitzt er im Neuhausener Gemeinderat.
Kandidaten mit und ohne Verwaltungserfahrung
Seine berufliche Erfahrung will der Vater zweier Kinder (13 und 16 Jahre alt) nutzen, er sieht in der Koordination von Verwaltungsprozessen einen besonderen Schwerpunkt. In seinem „Konzept 2040“ greift er zu Beginn seiner Rede die Steigerung der Lebensqualität für Jung und Alt auf. Die Nahversorgung mit einem möglicherweise gemeinnützig getragenen Dorfladen, einer Arztfiliale und einer einfachen, schnellen Arzneimittelbeschaffung wie auch die Mobilität im ländlichen Raum sind ebenso Kernthemen auf seiner Agenda wie die Umsetzung einer bürgernahen Verwaltung. Auch die Vereine und das Ehrenamt will der Verwaltungswirt fördern und sich für den Schutz der Umwelt einsetzen.
Zur Sicherung der Finanzen sieht sich Klingenberg gut vernetzt, um bei anstehenden Investitionen verstärkt auch auf staatliche Förderungen zu setzen, ortsansässige Gewerbebetriebe zu erhalten, aber auch in verträglichem Maße neue Arbeitgeber anzuwerben.
Denis Scharwächter Der zweite Bürgermeisterkandidat, Denis Scharwächter, wäre ein Quereinsteiger, sollte er gewählt werden. Scharwächter kommt aus Nordrhein-Westfalen und ist Wirtschaftsingenieur. Der 42-jährige leidenschaftliche Motorradfahrer wohnt erst seit Kurzem in Unterreichenbach. Seine Frau ist Juristin.
Den angespannten finanziellen Haushalt der Gemeinde hat er besonders im Fokus. Dennoch sieht er Handlungsbedarf für weitere Investitionen, vorneweg bei der Feuerwehr. Durch entsprechende ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote von Schülern will er deren Teilhabe-Chancen verbessern und damit für Familien die Basis für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen. Wichtig sind Scharwächter auch Umwelt und Nachhaltigkeit. Regelmäßig würde es nach seiner Wahl Landschaftsputzeten geben, in einem Repair-Café könnten defekte Gegenstände selbst repariert werden, und ein Bürger-Rufauto könnte helfen, die Mobilität für ältere und hilfsbedürftige Menschen deutlich zu verbessern. Zweimal pro Jahr sollen Bürgerversammlungen zum Dialog mit den Bürgern beitragen.
Wolfgang Graf Der dritte Kandidat ist der 59-jährige Wolfgang Graf. Er wohnt bereits seit 46 Jahren im Ort. Der gelernte Flaschner und spätere Berufskraftfahrer ist derzeit arbeitslos. Verwaltungserfahrung hat auch er – wie Scharwächter – keine. Ein Bürgermeister müsse auch nicht unbedingt Verwalter sein, wie er es gerne formuliert. Dafür kenne er aber den Ort wie kein anderer. Seine Maxime lautet: einfach anrufen, er kümmere sich dann darum.
Bürgerfragen Nach kurzer Pause richteten die Bürger zahlreiche Fragen an die Kandidaten. Mehrfach genannt wurden dabei die kritischen Verkehrsverhältnisse und die laut Anliegern unzureichende Verkehrssicherheit. Eine Bürgerinitiative in Unterreichenbach-Dennjächt fordert seit Jahren für ihre Ortsdurchfahrt eine Tempobeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde. Bisher ohne Erfolg. Vertreter dieser Initiative forderten die drei Kandidaten dazu auf, Stellung zu beziehen.
Tempo 30 ja, aber überall?
Lukas Klingenberg sieht Handlungsbedarf, verweist aber gleichzeitig darauf, dass die Entscheidungshoheit bei der Verkehrsbehörde im LRA liege. Er würde sich um entsprechende Gutachten bemühen, die Ergebnisse dann kritisch beleuchten und die Bevölkerung in jedem Fall vor zu viel Lärm und zu geringer Sicherheit schützen wollen.
Etwas differenzierter sieht es Denis Scharwächter. Tempo 30 hält der Ingenieur nur in kritischen Bereichen und Situationen für Kinder und ältere Menschen für sinnvoll, nicht aber für die gesamte Durchgangsstraße.
Wolfgang Graf würde Tempo 30 befürworten, insbesondere auch in den Kreisstraßen von und nach Grunbach und Kapfenhardt.
Infrastruktur und Nahversorgung waren weitere Themen, die die Bürger bewegten. Die Antworten der Kandidaten reflektierten dabei im Wesentlichen das, was sie zuvor in ihren Präsentationen erwähnt hatten.
Anders sah es bei der Frage nach dem Vorliegen und der Aktualität der Alarm- und Einsatzpläne der Kommune aus. Notfallpläne der Kommunen umfassen auch die Hochwasserwarnung vor Ort und bereiten Alarmierung und Einsatz aller beteiligten Kräfte vor. Wichtig ist auch, die Nachsorge nach einem Ereignis vorzubereiten und zu prüfen, ob die durchgeführten Maßnahmen erfolgreich waren. Klingenberg und Scharwächter würden sich im Falle einer Wahl hierzu vordergründig mit der Feuerwehr abstimmen wollen und darauf achten, dass die Notfallpläne funktionieren. Graf würde es reichen, eine Sirene auf dem Rathaus zu installieren.