Jens Keucher hat seinen deutlichen Sieg bei der Bürgermeisterwahl in Sulz ausgiebig gefeiert. Aber noch ein weiterer Kandidat fühlt sich als Gewinner.
Sulz - Als wenn nichts gewesen wäre, hat Jens Keucher gestern morgen wie immer um halb acht seinen Dienst als Ordnungsamtsleiter im Rathaus in Balingen angetreten. "Eigentlich ein ganz normaler Wochenstart", sagt Keucher, aber natürlich ist bei ihm seit Sonntagabend wenig normal. Der 42-Jährige hat sich bei der Wahl des Bürgermeisters in Sulz gegenüber seinen fünf Mitbewerbern mit mehr als 72 Prozent der abgegebenen Stimmen äußerst klar durchgesetzt. Anschließend wurde in den Räumen der Narrenzunft ausgiebig gefeiert. Freunde kamen, die Guggemusik gab ein Überraschungsständchen. "Da ging’s relativ lange", sagt Keucher lachend.
Die letzten Wochen seien aber anstrengend gewesen, blickt der künftige Bürgermeister zurück. Am Ende sei er nicht mehr sicher gewesen, ob es für ihn wirklich reichen oder ob ein weiterer Wahlgang nötig sein würde. "Vom Ergebnis war ich dann vollkommen überrascht." Den Erfolg führt er auf die Bürgernähe zurück, die er von vornherein gelebt habe – seine Besuche in den Ortschaften etwa und nicht zuletzt auch das Kandidatenbüro, in dem er allen Interessierten Rede und Antwort gestanden hatte.
Die Bürgernähe soll bleiben
Die Bürgernähe wolle er auch im Amt beibehalten, verspricht Keucher, und kündigt jetzt schon die Einführung einer Bürgersprechstunde an, die regelmäßig mit festem Termin stattfinden soll. Auch in den Ortschaften will er präsent bleiben. Die kommenden Wochen werde er nutzen, um sich auf sein künftiges Amt vorzubereiten – aber auch, um nach dem anstrengenden Wahlkampf seiner Familie ein wenig Zeit zu widmen.
Weit hinter Keucher, aber untereinander auf Augenhöhe landeten René Hund, Martin Sessler und Dirk Konrad mit 9,28 Prozent, 9,21 Prozent und 8,39 Prozent. Gänzlich abgeschlagen waren der Dauerkandidat Samuel Speitelsbach, der 0,22 Prozent erreichte, sowie Frank Tschany, für den 0,18 Prozent votiert hatten.
"Er muss sich jetzt beweisen"
"Jens Keucher hat alles richtig gemacht", kommentiert Kandidat Martin Sessler die eindeutigen Zahlen. Dem Wahlsieger wünscht er alles Gute: "Ein fantastisches Ergebnis, ich freue mich für ihn." Sessler bedankte sich aber auch bei allen, die zur Wahl gegangen waren, bei seiner Familie und seinen Helfern sowie bei den anderen Kandidaten für den fairen Wahlkampf. Sessler erwägt jetzt eine Kandidatur für den Gemeinderat.
"Es ist so gekommen, wie die Leute gewählt haben", urteilt René Hund, der unter den Verfolgern knapp die meisten Stimmen erhalten hatte. Ein wenig enttäuscht sei er schon, gibt er zu. Er habe viel Wahlkampf gemacht, viele Hände geschüttelt und reichlich Zustimmung erhalten. Zwar sei Jens Keucher der Favorit gewesen, ein Überraschungsergebnis hatte Hund trotzdem für möglich gehalten. Dass es anders kam, sei aber "okay", sagt er, dem künftigen Bürgermeister hat er bereits über Facebook gratuliert. "Er muss sich jetzt beweisen – und wir schauen uns das an." Ob er selbst sich weiter kommunalpolitisch engagieren wird, könne er noch nicht sagen. Das sei schwierig, da er nicht in Sulz arbeite.
Letzter und trotzdem erfolgreich
"Ernüchternd" empfindet Kandidat Dirk Konrad das Endergebnis der Bürgermeisterwahl, bei dem es für ihn nur zu rund acht Prozent der Stimmen reichte. Das Ergebnis von Jens Keucher beurteilte er als "deutlich". Es scheine ihm jedoch, als habe dessen gutes Abschneiden auch mit der relativ niedrigen Wahlbeteiligung zu tun. Die sei gerade in den Ortschaften am niedrigsten gewesen, denen die größten Veränderungen drohen, urteilt Konrad. "Das hat mich extrem gewundert." Anscheinend habe bei der Wahl mehr die Person und weniger das Programm und die Zielsetzung eine Rolle gespielt. Für Konrad selbst bleibt diese unverändert: "Die Versiegelung der Mühlbach-Ebene verhindern und ein gutes Gleichgewicht zwischen Wirtschaft, Natur und Landwirtschaft herstellen." Dafür will er sich auch in Zukunft einsetzen.
Mit einem Stimmenanteil von 0,18 Prozent ganz am Ende der Tabelle landete Frank Tschany. Nach eigenen Angaben konnte er sich krankheitsbedingt nicht an den Kandidatenvorstellungen beteiligen und keinen Wahlkampf führen. Die Wahl in Sulz verbucht er trotzdem als einen persönlichen Erfolg. Es sei das bisher beste Ergebnis, das er bei seinen sechs Kandidaturen um einen Bürgermeisterposten einfahren konnte. Seine nächste Wahlbeteiligung steht demnächst in Hornberg an – und sollte es dort wieder nicht klappen, kommt für Tschany auch der Amtssitz in Ottersweier in Frage. Als Dauerkandidat wie Samuel Speitelsbach sieht Tschany sich jedoch nicht.