Lukas Graf und Maik Lehn stellen sich den Fragen der Stettener Bürger. Foto: Grimm

Die beiden Bewerber, Amtsinhaber Maik Lehn und sein Konkurrent Lukas Graf, haben sich vor der Bürgermeisterwahl in der Alemannenhalle der Bevölkerung vorgestellt und für sich geworben.

Stetten am kalten Markt - Rund 300 Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr, sich anzuhören, was die Kandidaten zu sagen haben. Etliche der Gäste nutzten die anschließende Fragerunde, um den Bewerbern genauer auf den Zahn zu fühlen oder den Amtsinhaber in die Enge zu treiben. So zum Beispiel fragte ein Steuerkundiger, ob Lehn bezüglich der anstehenden Grundsteuerbewertung gedenke, die Hebesätze zu erhöhen, um damit die Gemeindekasse aufzubessern. Lehn konterte damit, dass nicht der Bürgermeister, sondern der Gemeinderat über Erhöhungen entscheide. Außerdem habe die Gemeinde Ausgaben und Pflichtaufgaben zu erledigen. "Irgendwoher muss das Geld ja kommen", sagte Lehn.

Teurer oder billiger?

Ein Frager stellte dem jungen Lukas Graf, der noch nicht über kommunalpolitische Erfahrung verfügt, die Frage, ob es denn mit ihm billiger oder teurer werde, was den gelernten Versicherungs- und Finanzkaufmann irritierte. Entsprechend antwortete der 29-Jährige, dass er dazu nichts sagen könne. Bei seiner Vorstellung betonte der Stettener, dass er für seine Kandidatur sehr viel Zuspruch erfahren habe, was ihn in seinem Willen, Bürgermeister zu werden, bestärkt habe. Ihm sei bewusst, dass Stetten bis jetzt viel erreicht habe, aber es brauche neue Ideen, um die Einzigartigkeit der Gemeinde zu sichern. Er versprach "frischen Wind für Stetten". Da der fünfteilige Ort auf dem Heuberg "mehr ist, als die Summe seiner Teile und ich einer von Euch bin" wolle er "die Verbindung der Ortsteile auf ein neues Fundament stellen, Lösungen auf allen Ebenen entwickeln, Kompromisse finden und breite Mehrheiten organisieren". Zudem sei er als "junger kreativer Kopf nicht im Verwaltungsapparat festgefahren".

Kritik am Verwaltungsapparat

Mit diesem Verwaltungsapparat wurde Maik Lehn an diesem Abend mehrfach konfrontiert. Ein Unternehmer und ein Jäger warfen ihm vor, ein Abnicker zu sein, der übergeordneten Stellen wenig entgegensetze. Vor allem die Zuwanderung war einem ein Dorn im Auge, gegen die Lehn seiner Meinung zu wenig Kante gezeigt habe. Fachkräftemangel hin oder her, die Zuwanderer aus Afrika, Russland oder der Ukraine würden diesem Mangel nicht abhelfen, aber Kosten für das Gemeinwesen verursachen. Lehn hielt dem entgegen, dass keine Verwaltung Vorgaben von Land und Bund ignorieren könne. 25 Flüchtlinge müsse die Gemeinde aufnehmen und unterbringen. Zum Glück habe die Bevölkerung genügend Wohnraum zur Verfügung gestellt, so dass die ansonsten notwendig gewordene Unterbringung in der Frohnstetter Hohenzollernhalle nicht umgesetzt habe werden müssen. Außerdem: "Wir haben in dieser Sache agiert, nicht reagiert. Wir haben gezielt Flüchtlingsfamilien aufgenommen, die leichter zu integrieren sind", sagte Lehn. Ansonsten wären der Gemeinde Flüchtende zugeteilt worden, eventuell junge Männer. Ihm gefalle zwar auch nicht alles, was von oben komme, aber: "Wir sind nun mal eine Demokratie." Dafür erntete der Amtsinhaber großen Beifall der Gäste.

Beifall und Murren

Ein Soldat, seit vier Jahren in Stetten mit Erstwohnsitz gemeldet, befand den geplanten Neubau eines Vollsortimenters für überflüssig, für das er entrüstete Blicke und deutlich vernehmbares Murren kassierte. Das Geld solle man lieber in die marode Straße Richtung Glashütte stecken. Dafür bekam er zwar Beifall, musste sich aber belehren lassen, dass besagte Straße dem Land, nicht der Gemeinde unterstehe. Zudem liege die Finanzierung des Vollsortimenters bei den Bauherren und Betreibern, nicht bei der Gemeinde. Außerdem wünsche die Bevölkerung ein breiteres Warenangebot.

Ein Jäger murrte darüber, dass der Schutz einer Fledermaus über den Bedürfnissen eines Menschen stehe und über Windräder auf Stettener Gemarkung diskutiert werde. Der Natur- und Artenschutz liege ebenfalls nicht in der Hand der Gemeinde, erklärte Lehn, und Windräder seien aufgrund der Bundeswehr raus aus der Debatte.

Der Abend mit vielen Themen neigte sich nach fast zwei Stunden dem Ende entgegen.