Alexander Schindler erhielt trotz seines Rückzugs bei der Bürgermeisterwahl in Schwanau die absolute Mehrheit. Foto: Wernert

Der Schwanauer Wahlkrimi endet mit einer faustdicken Überraschung:  Alexander Schindler, der Kandidat unter den elf, der aus gesundheitlichen Gründen zurückzog, erhielt mit 57,8  Prozent,  die absolute Mehrheit. 

Schwanau - Der dramatische Bürgermeisterwahlkampf in Schwanau nimmt die nächste Wendung: Es könnte eine komplette Neuwahl geben. Alexander Schindler erhielt die absolute Mehrheit. Der Verwaltungsfachmann verbuchte 1711 (57,8 Prozent) der  2961 Stimmen  für sich. Es ist davon auszugehen, dass der 43-jährige Ruster die Wahl nicht annimmt. Vor zwei Wochen hatte er seinen Rückzug aus gesundheitlichen Gründen erklärt.

Am Sonntagabend war Schindler nicht vor Ort und  für eine Stellungnahme nicht erreichbar.  Nimmt er die Wahl binnen einer Woche nicht an, gibt es eine neue Bewerbungsfrist – und neue Kandidaten. Insgesamt gab es in Schwanau  5752 Wahlberechtigte, die Wahlbeteiligung lag bei 52,6 Prozent. 


Kurz vor 19.30 Uhr stand das Ergebnis fest. Zur offiziellen Verkündung hatten sich auch einige der Kandidaten im Rathaus in Ottenheim eingefunden. Trotz der geringen Anzahl an Stimmen, die die Schwanauer für sie übrig hatten, war die Stimmung recht positiv. 


Auf den zweiten Platz setzte sich mit 9,2 Prozent  Cüneyt Kilic. »Es freut mich sehr, Zweiter geworden zu sein«, sagte er gegenüber der Lahrer Zeitung. Ob er nochmals kandidiert, wenn Schindler das Amt ausschlägt, wollte Kilic noch offen halten. »Vieles hat sich dann doch im Hintergrund abgespielt«, so der 34-jährige Fahrschullehrer. 
339 Schwanauer (11,5 Prozent) hatten sich gegen alle  elf Kandidaten entschieden und einen weiteren Namen auf ihren Stimmzettel geschrieben. Wer sich hinter den »Sonstigen« verbirgt bleibt erstmal unbekannt. 


Mit 6,3 Prozent ging Claus Heuwieser aus der Wahl und ist, wie er sagte, damit zufrieden. Dass Schindler die Wahl gewinnen würde, sei absehbar gewesen: »Es ist keine Überraschung, von allen Seiten wurde darauf hingearbeitet«, erklärte Heuwieser und ließ offen, ob er erneut  kandidieren würde. 


Kai Schönleber war mit seinen 147 Stimmen nicht zufrieden, »ich kann aber natürlich damit leben«. Die vergangenen Wochen betitelte er als »Wahltheater«, er ging von einer Neuwahl aus. Ob er sich nochmals aufstellen lässt, will der Projektleiter aus Allmannsweier erst einmal mit seiner Familie besprechen.   


Polizist Dennis Boyette hatte 110 Stimmen von den Schwanauern erhalten (3,7 Prozent) und sieht in der Wahl »nichts Verwunderliches«. Er habe  von Anfang nicht eine bestimmte Stimmenanzahl erhofft,  er sei nicht enttäuscht. Die Tendenzen, die in den vergangenen Wochen immer wieder in Gesprächen aufgekommen seien, hätten sich nun durch den Ausgang am Sonntag  bestätigt. »Klares Ja! Das ist unabdingbar«, antwortete er auf die Frage, ob er bei einer Neuwahl noch einmal kandidiert. Dann würden die Karten neu gemischt.


Dominik Bartel und Alexander Weiß – sie hatten am selben Tag ihre Bewerbung eingereicht, am Sonntag kamen sie auch auf dieselbe Anzahl an Stimmen: 57 (1,9 Prozent).  »Anders als erwartet, aber ich bin um eine Erfahrung reicher«, sagte Weiß und wünschte Schindler, sollte er die Wahl annehmen, nur das Beste. Die Wahl sei jedenfalls eine klare Aussage gewesen, weshalb Weiß nicht mehr antreten werde. Dieser Entscheidung schloss sich Bartel an. 


72 Stimmen (2,4 Prozent) erhielt die einzige Frau im Rennen. »Interessanter Ausgang«, sagte sie knapp gegenüber der LZ. Sie bedankte sich bei ihren Wählen und will nun erst einmal abwarten, bis der Sieger seine Entscheidung bekanntgibt. 


»Schindler hat eindeutig zu viele Stimmen erhalten«, kritisierte  Oliver Melzer. Er selbst hat sieben Stimmen (0,2   Prozent) geholt – weniger, als von ihm erhofft. Kandidieren werde er nicht mehr, so Melzer, warb aber bereits jetzt für Kandidat Kilic. Kritik erntete auch Jonas Maurer, der im Vorfeld eine Bewerbung im zweiten Wahlgang in Aussicht gestellt hatte, von Melzer. »Seine scheinheilige Ankündigung war einfach nur respektlos.« 


Steffan Ostermann aus Worms hatte bereits im Voraus der LZ mitgeteilt, dass er aufgrund geringer Siegchancen nicht anwesend sein werde. Der Busfahrer erhielt zwei Stimmen. Frank Tschany findet es »nicht gut«, dass er nur eine Stimme erhalten hat. Dennoch möchte er bei einer möglichen Neuwahl erneut kandidieren – »mit einem neuen Konzept«. 


Bis zu einer Entscheidung Schindlers beziehungsweise einer Neuwahl wird wie bisher Bürgermeisterstellvertreter Patrick Fertig die Geschicke der Gemeinde leiten.