Erster Bürgermeisterstellvertreter Manfred Walz (links) und Gemeinderat Bernd Kallfass (rechts) moderierten am Samstagnachmittag die große Open-Air-Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl in Grömbach mit (von links) Gunter Albert, Wolfgang Löser, Kurt Günthner und Jörg Kopp. Foto: Günther

Die vier Kandidaten für die Stelle des ehrenamtlichen Bürgermeisters stellten sich am Samstagnachmittag in Grömbach vor. Trotz frostiger Temperaturen fand die Veranstaltung im Freien statt, vor einer großen Zuschauerkulisse.

Grömbach - Nach dem Weggang von Armin Pioch hatte der Grömbacher Gemeinderat einstimmig entschieden, dass es künftig keinen hauptamtlichen Bürgermeister in der Gemeinde mehr geben soll. Vielmehr wird der Gemeinde ein ehrenamtlicher Beamter auf Zeit vorstehen. Gewählt wird dieser am 12. Dezember, sollte eine zweiter Wahlgang erforderlich sein findet der am 9. Januar statt.

Vier Bewerber gibt es für die Stelle. In der Reihenfolge des Eingangs der Bewerbungen erhielt jeder Kandidat – in Abwesenheit der jeweils anderen – zwölf Minuten Redezeit. Anschließend standen alle Kandidaten gemeinsam für Fragen aus dem Publikum bereit, ehe am Ende jedem Bewerber Zeit für ein zweiminütiges Statement blieb.

Kälte rückt in den Hintergrund

Für die Organisation und Moderation der Veranstaltung waren Gemeinderat Bernd Kallfass und Bürgermeisterstellvertreter Manfred Walz zuständig. Die Veranstaltung war so spannend, dass dadurch die Kälte beinahe in den Hintergrund rückte.

Den Anfang machte der in Wörnersberg wohnende Gunter Albert. Er ist 66 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Die präzise Aufzählung der beruflichen Qualifikationen und Stationen des Architekten reichte von Tätigkeiten im Finanzministerium bis zum Amtschef. Launig begründete er seine Bewerbung frei nach Pater Brown mit "Er kann’s nicht lassen" oder wahlweise mit dem Udo-Jürgens-Hit "Mit 66 Jahren fängt das Leben an". Wohl in Anbetracht seiner Biografie urteilte Albert: "Ich bin der bunte Hund in der Runde."

Viele Gedanken gemacht

Dass er sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat, zeigte seine Analyse der seiner Ansicht nach anstehenden Aufgaben. Das Spektrum reichte von fehlender Infrastruktur über Glasfaseranschluss bis zu Haushaltsproblemen und Straßensanierungen. "Grömbach hat seinen eigenen Kopf", sagte er. Alles unter einen Hut zu bringen, sei eine schwere Aufgabe. Das sehe er als Herausforderung. Und er habe in seinem Berufsleben bewiesen, "dass ich das kann".

Stets lösungsorientiert

Dass sich Grömbach entwickeln und wieder zusammenfinden muss, steht für Wolfgang Löser fest. Löser, 59 Jahre, geschieden, eine Tochter, wohnt nach seinem Umzug aus Pfalzgrafenweiler erst seit wenigen Wochen in Grömbach. Es habe ihn, so Löser, der Liebe wegen in den Schwarzwald verschlagen. Beruflich arbeitet der gelernte Kraftfahrzeug-Mechaniker und Handelsfachwirt im Home-Office. Was ein hohes Maß an Selbstorganisation und Eigenverantwortlichkeit voraussetze. Sollte er als Bürgermeister gewählt werden, bestünde die Möglichkeit, seine Beschäftigung zu reduzieren. Was die anstehenden Aufgaben anbelangt, traut sich auch Löser zu, diese anzugehen. Er könne gut auf Menschen zugehen und eine Mediatorenrolle übernehmen, seine Ansätze seien stets lösungsorientiert. Bedingt durch seinen Job sei er in der Lage, betriebswirtschaftlich zu handeln.

Löser, der Mitglied und Sprecher des Kreisverbands der Partei "Die Basis" ist, sprach sich für Basisdemokratie aus und bekräftigte, dass für ihn der einzelne Bürger "der wichtigste Faktor in dem ganzen Geschehen ist". Geklüngel sei nicht sein Weg.

Keine Vetterleswirtschaft

Auf mögliches "Geklüngel" ging auch der nächste Redner ein. Wie Kandidat Kurt Günthner aus Grömbach mehrfach betonte, gäbe es mit ihm als Bürgermeister "keine Vetterleswirtschaft und keine Mauscheleien". Günthner ist gebürtiger Grömbacher, 59 Jahre alt, geschieden, er hat zwei Söhne und hat eine Ausbildung als Karosseriebauer absolviert. Er habe viele schöne Stunden in Grömbach erlebt, "daher weiß ich, wo euch der Schuh drückt", begründete er seine Kandidatur. Mit konkreten Aussagen hielt er sich zurück: Die Begründung: "Ich möchte keine leeren Versprechungen machen, da reichen ja die Machenschaften im Bundestag". Für den Fall seiner Wahl versprach er: "Ich gebe meine ganze Kraft und mein Können."

Viele gute Gespräche

Auf die Erkenntnisse, die er "aus vielen guten Gesprächen" in Grömbach gewinnen konnte, ging der letzte Redner des Kandidatenquartetts, Jörg Kopp aus Haiterbach, ein. Kopp sprach von "Gräben und Spaltungen in Grömbach". Deshalb gelte es, so Kopp, nach der Pandemie wieder aufeinander zuzugehen und sich zu versöhnen. Kopp, 59, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er hat kürzlich seine Spedition seinem Nachfolger übergeben. Etwaigen Bedenken wegen seines Wohnorts Haiterbach kam Kopp mit seiner Zusage zuvor, dass er "zu 100 Prozent" während der gesamten Rathaus-Öffnungszeiten vor Ort sein werde. Zudem sei für das kommende Jahr ein Umzug in das nur zehn Minuten entfernte Ebhausen geplant.

Präsent sein möchte Kopp tagsüber vor allem für Senioren, um ihnen Gespräche und Hilfe anzubieten. Mit Blick auf den Gemeinderat konstatierte Kopp den fehlenden Frauenanteil, was sich ja aber bei der nächsten Wahl ändern könne, sowie "lauter starke Männer". In Bezug auf die Dorfstruktur sprach er sich dafür aus, dass diese langsam wachsen solle, und versprach, mit allen Gruppierungen in den Dialog zu gehen. Denn, so Kopp: "Gemeinsam sind wir stark. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."