„Mobbing im Rathaus“ und „unsolide Haushaltsführung“ werden Bürgermeister Prielipp in einem anonymen Brief vor der Wahl vorgeworfen. Das sagt er selbst zu dem Vorfall.
Nanu, was ist denn das für ein Brief im Briefkasten? Genau das fragte sich eine Bürgerin einen Tag vor der Bürgermeisterwahl in Epfendorf vergangenes Wochenende. Sie wandte sich damit an unsere Redaktion. Was hat es mit dem seltsamen Brief auf sich, und was sagt Bürgermeister Mark Prielipp dazu?
Ein normales Stück Papier. Darauf ist ein Bild des Rathauses abgebildet. In dem Text, der unserer Redaktion vorliegt, beschreibt der anonyme Verfasser Missstände in der Gemeinde und im Rathaus.
Unter anderem wird Bürgermeister Mark Prielipp vorgeworfen, er würde „wissentlich unrichtige und unvollständige“ Informationen an Gemeinderäte und Bevölkerung weitergeben.
Unbekannter ruft Bevölkerung mit Schreiben zum Wählen auf
Weiter spricht der Unbekannte von „Mobbing“ mehrerer Mitarbeiter und einer „unsoliden Haushaltsführung“. Dies begründet der Verfasser mit den offenbar noch nicht „endgültigen Jahresabschlüssen der Gemeinde ab 2019“, trotz scheinbar „mehrfacher Mahnungen durch das Landratsamt“.
Zum Schluss stellt der Unbekannte die Frage, ob es die kommenden acht Jahre so weitergehen solle, und fordert die Bevölkerung dazu auf, zur Wahl zu gehen.
Leserin zeigt sich empört
Unsere Leserin zeigt sich über diesen Brief empört und findet, dass es feige sei, sich hinter der Anonymität zu verstecken. Doch wie sieht das der wiedergewählte Bürgermeister selbst? Er gibt an, von dem Brief bereits am Freitag vor der Wahl erfahren zu haben. Eine sachliche Reaktion sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich gewesen, so Prielipp. „Anonyme Schreiben mit pauschalen Vorwürfen helfen niemandem und sind kurz vor Wahlen leider kein neues Phänomen bei Bürgermeisterwahlen.“
Prielipp: „Für anonyme Diffamierungen habe ich kein Verständnis“
Der Hass und die Hetze würde viele Menschen sogar vor demokratischen Wahlen abschrecken, weil sie „keine Lust auf das Theater“ hätten. Dadurch würden sich auch weniger Menschen als Kandidaten aufstellen lassen, meint Prielipp.
Sein Weg bleibe aber der gleiche: „Ich reagiere nicht auf Gerüchte, sondern auf konkrete, nachprüfbare Hinweise. Kritik ist willkommen, wenn sie sachlich und nachvollziehbar vorgebracht wird. Für anonyme Diffamierungen habe ich kein Verständnis und prüfe immer rechtliche Schritte, um Mitarbeitende, Ehrenamtliche und die Gemeinde zu schützen. Wer berechtigte Anliegen hat, kann sich jederzeit vertrauensvoll und namentlich an mich, den Gemeinderat oder an neutrale Stellen wenden.“
Ob ihn der Brief letztlich Wählerstimmen gekostet habe, könne er „nicht seriös“ beantworten, so der Bürgermeister zum Schluss.