Ferdinand Truffner spricht über seine Bilanz nach acht Jahren als Bürgermeister – und erklärt, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat.
Ferdinand Truffner ist seit 2018 Bürgermeister von Empfingen – und stellt sich nun zur Wiederwahl.
Im Interview zieht der Amtsinhaber Bilanz, spricht über Erfolge, Herausforderungen und seine Pläne für die kommenden Jahre. Dabei wird klar: Verwaltung ist für ihn kein Selbstzweck – sondern ein Motor für Zukunft, Beteiligung und Lebensqualität.
Herr Truffner, wenn Sie an Ihre ersten Tage als Bürgermeister zurückdenken – was würden Sie dem ‚Truffner von 2018‘ heute mit auf den Weg geben?
Da würde ich sagen: Du kannst es nicht jedem recht machen – auch wenn du dir das wünschst. Man wird mit Entscheidungen nicht nur Freude auslösen, sondern auch Enttäuschungen. Und: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut – manche Dinge brauchen Zeit und Geduld.
Sie treten ohne Gegenkandidaten an – wie gehen Sie mit diesem Vertrauensvorschuss um? Fehlt Ihnen nicht ein bisschen mehr Spannung?
Nein, die Spannung bringe ich mir selbst mit. Ich habe einen Wahlkampf konzipiert und auch finanziert, der von Anfang an so angelegt war und ist, dass er auch mit Gegenkandidaten bestehen kann. Diesen Wahlkampf ziehe ich jetzt mit voller Energie durch. Ich habe seit Anfang an richtig Bock auf Wahlkampf.
Welches Projekt aus den vergangenen acht Jahren liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen – und warum?
Für mich gibt es nicht nur ein einziges Projekt – vielmehr sind es die zahlreichen Maßnahmen im Bereich Bildung und Kinderbetreuung. Wir haben in den Neubau von Kindertageseinrichtungen wie der Kita und den Naturstrolchen investiert, ebenso in die Sanierung des katholischen Kindergartens und der Schule mit ihren Gebäuden. Hinzu kamen große Investitionen in Personal und Qualität. Ich denke, wir haben hier in den letzten Jahren so viel bewegt wie nie zuvor in der Geschichte der Gemeinde.
Gab es Entscheidungen, die Sie heute anders treffen würden?
Natürlich. Jeder, der Verantwortung trägt, trifft Entscheidungen, die man im Rückblick anders fällen würde. Mit dem Wissen von heute entscheidet es sich leichter als in der jeweiligen Situation selbst. Wichtig ist mir, dass wir immer verantwortungsvoll und nach bestem Wissen entschieden haben – mit dem Ziel, Empfingen weiterzubringen. Und genauso wichtig: Aus jeder Entscheidung lernen wir und entwickeln uns dadurch weiter.
Worauf sind Sie besonders stolz, das vielleicht nicht sofort sichtbar ist?
Wir haben die Marke „Empfingen“ entwickelt. Von außen hören wir oft den Satz: „In Empfingen geht halt noch was.“ Das zeigt mir, dass unsere Gemeinde als aktiv und handlungsfähig wahrgenommen wird – und nicht als ‚verstaubte Verwaltung‘. Mit einer rundum sanierten Infrastruktur und neuen modernen Akzenten stehen wir heute hervorragend da – und das sehen auch andere.
Das Thema Finanzen wird herausfordernd: Welche Prioritätensetzung halten Sie für unvermeidbar?
Wir müssen in den nächsten Jahren sehr sorgfältig abwägen, welche Projekte wir uns leisten können und in welcher Reihenfolge. Mein Ziel bleibt: Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Lebensqualität sichern. Aber gleichzeitig müssen wir umsichtig mit den vorhandenen Mitteln umgehen – solide Finanzen sind die Grundlage jeder Gestaltungskraft. Es wird sicher herausfordernd, aber das werden wir schon hinbekommen.
Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Großprojekte wie die Ortsumfahrung und das Gewerbegebiet termingerecht und finanziell tragfähig umgesetzt werden?
Bei Großprojekten gibt es viele Partner, Mit- und Gegenspieler – das macht eine exakte Planung oft schwierig. Meine Aufgabe sehe ich darin, ständig am Ball zu bleiben, nachzuhaken und dafür zu sorgen, dass nichts liegen bleibt. Es kostet Kraft und manchmal auch Nerven, aber ich verspreche: Ich bleibe dran, bis wir die Projekte realisiert haben.
Sie sprechen von einem Beteiligungsformat für Jugendliche – wie soll das konkret aussehen?
Jugendliche sollen stärker an kommunalpolitischen Themen beteiligt werden. Da wir keine weiterführende Schule mehr in Empfingen haben bzw. auch die Werkrealschule wegfällt, brauchen wir neue Wege. Ein Jugendgemeinderat wäre bei uns wohl nicht das passende Modell – ich denke eher an niedrigschwellige, flexible Beteiligungsformate. Wir wollen die Jugend dort abholen, wo sie ist – mir wird da sicher was einfallen.
Welche Ideen haben Sie für die Nachnutzung des leerstehenden Pflegeheims in der Schanzgasse?
Mir war es immer wichtig, dass die Räume auch weiterhin unserer älteren Bevölkerung dienen. Betreutes Wohnen in Kombination mit einer Tagespflege – zum Beispiel auch für Menschen mit Demenz – halte ich für eine sehr gute Lösung. Wir sind hier bereits in Gesprächen mit Investoren und Betreibern und ich bin optimistisch, dass wir bis Mitte nächsten Jahres Ergebnisse sehen werden.
Wie bringen Sie Umweltschutz und den Wunsch nach weiteren Baugebieten unter einen Hut?
Das ist ein regelmäßiges Thema im Gemeinderat. Um unsere Infrastruktur zu sichern, brauchen wir Zuzug – aber maßvoll. Wir wollen vor allem für die junge Generation, die hier aufgewachsen ist, Wohnmöglichkeiten schaffen. Wachstum ja – aber verhältnismäßig. Hier hat der Gemeinderat natürlich das letzte Wort bzw. die Entscheidungshoheit, was verhältnismäßig ist.
Wo sehen Sie Chancen, den öffentlichen Nahverkehr in der Gemeinde zu verbessern?
Wir liegen am Rand des Landkreises Freudenstadt, orientieren uns aber oft Richtung Rottweil oder Zollernalb. Das führt dazu, dass der ÖPNV meist an Kreisgrenzen endet. Aktuell arbeiten wir an einer Schnellverbindung nach Balingen – das ist für mich eine große Chance, den ÖPNV attraktiver zu machen. Auch wenn der ÖPNV eine Landkreisaufgabe ist, will ich als Bürgermeister Impulse setzen.
Die Digitalisierung verändert Verwaltung und Bürgerdienste stark – wo steht Empfingen hier, und was planen Sie für die nächsten Jahre?
Wir haben die Verwaltung in den letzten Jahren digitaler aufgestellt – von Ratsarbeit bis Bürgerservice. In den kommenden Jahren müssen wir weiter am „Ball“ bleiben und Behördengänge digitalisieren. Aber mir ist wichtig: Die persönliche Anlaufstelle im Rathaus bleibt bestehen – Service vor Ort bleibt Chefsache.
Beenden Sie bitte diesen Satz: Empfingen in acht Jahren ist…
...eine starke Gemeinde mit attraktiven Arbeits- und Forschungsplätzen im Bereich Luft- und Raumfahrt, mit einer realisierten Ortsumfahrung und einer lebendigen Festkultur.
Wie halten Sie Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern – gerade in Zeiten, in denen Politikverdrossenheit wächst?
Mir ist das direkte Gespräch wichtig – ob bei Festen, in Terminen oder einfach auf der Straße. Transparente Entscheidungen sind mir ein großes Anliegen und ich werde auch hier auf jeglichen Kanälen versuchen zu informieren und hoffe, dass ich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger erreichen kann.
Wenn Sie eine Sache sofort für Empfingen umsetzen könnten – ohne finanzielle oder politische Hürden – was wäre das?
Ganz klar: die Ortsumfahrung – inklusive der Entwicklung von KOMPASS81 und der Randerschließungsstraße durch die Kreisstraße. Die Straßenbauprojekte würden die Lebensqualität steigern, den Verkehr im Ort entlasten und die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde deutlich verbessern.
Bewerbervorstellung und Wahltermin
Termine
Die öffentliche Bewerbervorstellung findet an diesem Dienstag, 7. Oktober, ab 19 Uhr (Saalöffnung ist bereits um 18.30 Uhr) in der Tälesee-Halle Empfingen statt. Ferdinand Truffner ist der einzige Bewerber. Der Bewerber stellt sich in einer maximal 15-minütigen Rede vor. Im Anschluss an die Vorstellung können Fragen aus der Einwohnerschaft gestellt werden. Pro Person (Einwohner) dürfen höchstens zwei Fragen, in einem Umfang von drei Minuten, an den Bewerber gestellt werden. Die Fragerunde ist auf max. 20 Minuten beschränkt. Fragen dürfen nur von Einwohnern der Gesamtgemeinde Empfingen gestellt werden. Zu dieser Vorstellung ist die gesamte Bevölkerung der Gesamtgemeinde eingeladen. Eine kleine Bewirtung vor Ort findet statt. Die Bürgermeisterwahl findet am Sonntag, 19. Oktober statt.