Bürgermeisterkandidatin Tanja Ewert Foto:  

Die heiße Phase im Alpirsbacher Wahlkampf ist eingeläutet. Eine der Kandidatinnen ist Tanja Ewert, unsere Redaktion hat ihr neun Fragen gestellt.

Alpirsbach steht vor einem Schuldenberg – warum wollen Sie dennoch Bürgermeisterin werden?

 

Kurzum, ich komme aus einer 1945 ausgebomten Schuldenstadt. Man diskutierte, ob man diese überhaupt wieder aufbauen soll. Die Innenstadt lebt auf einer 1,5 Meter hohen Trümmerschicht. Sie kommt nun ohne mich aus, hat einen genehmigten Haushalt und punktet mit Romantik, Indoor-/Wasserspielplätzen, sanierten Kitas und Schulen, einer neuen Feuer- und Rettungswache, THW und Hundestaffel.

Nennen Sie drei Punkte, mit denen Sie die Finanzlage der Stadt verbessern wollen.

1. Ausreichende harte und weiche Standortfaktoren. Wenn es zu sehr an Infrastruktur und Angeboten fehlt, kommen keine großen Unternehmen.2. Ist-Bestandsanalyse, wie man den Kreishaushalt verbessert, um die Umlage drastisch zu senken. Gewerbesteuer absenken und Vergnügungssteuer anheben.3. Alle Fördertöpfe anzapfen, investiv antizyklisch agieren, damit die Wirtschaft sich fängt und die Stadt gewinnt.

Stichwort Infrastruktur – ist der Erhalt von Freibad oder den Kindergärten in den Höhenstadtteilen realistisch?

Ja. Als starke Kandidatin bin ich Mitglied im Förderverein Freibad. Eventuell gibt es auch für die Kitas Fördervereine. Wichtig: gleich gute Startbedingungen in den Vorzeige-Höhenortschaften, den zwei gegenüber liegenden Ortschaften und in den restlichen 77 Dörfern und Weilern. Hier gefällt es mir so gut. Stamme ich eventuell von hier?

Wie wollen Sie die Stadt als Wirtschaftsstandort attraktiver machen?

Die Fachwerkstraße längs des Jakobswegs bewerben ist unverzichtbar. Deutschlands Sommerfrische mit echten Kureinrichtungen. In Unternehmergesprächen und mit dem HGV erfährt man viel und lernt immens dazu, woran es fehlt, was gut oder ausbaufähig ist. Denkbar sind eine Wohnungsbaugesellschaft oder ein Sportleistungszentrum.

Was haben Sie sich für die ersten 100 Tage im Amt vorgenommen?

Das Gleiche wie in den letzten Wochen: ersinnen, besprechen, was wie wann am besten, am wichtigsten und sichersten ausgeführt werden kann und realisierbar erscheint. Als kreativer und kommunikativer Zahlenmensch in Fleißarbeit die eigenen Ist-Daten der letzten Jahre, die Steuersätze und Haushalte vergleichbarer Städte ranziehen, Namen, Straßen und Örtlichkeiten plus Zusammenhänge verinnerlichen.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Stärken der Stadt?

In den echten Pfunden, die Gäste aus anderen Bundesländern erkennen, die die Einheimischen aber nicht wahrnehmen und zum Teil immens vernachlässigen. Das sind unter anderem ehrenamtliche Institutionen, über die keine andere 6200-Einwohner-Stadt verfügt und einzigartige Ressourcen der Mutter Natur. Wieso sind Gold-, Silber- und Kobaltschätze versiegt? Die Antwort bedarf einer Untersuchung. Eventuell kann schlummerndes Potenzial geweckt werden.

Wo ist das größte Entwicklungspotenzial?

In den Köpfen der Menschen selbst. Sie sind klug und freundlich und nachvollziehbarerweise sehr enttäuscht. Im Haushalt stehen 50 Prozent des Feuerwehrhauses, was schließlich ab 2026 auch einen Gegenwert hat. Die verlangte Kreisumlage dürfte noch nie solch einen hohen Prozentsatz des Finanzbedarfs geschluckt haben. Die Abschreibungen sind zusätzlich zu früher zu erwirtschaften. Um dies alles bereinigt, sieht das Ergebnis gar nicht mehr dramatisch aus.

Warum sind Sie die richtige Frau für Alpirsbach?

Weil ich bereits Details erarbeitet und als Einzige Verwaltungswissen und Verwaltungserfahrung habe. Norbert Beck versprach, mit Rat und Tat zu unterstützen. Herr Müller, bitte bleiben Sie uns noch lange erhalten, auf Sie können wir nicht auch noch verzichten. Gleiches gilt für das gesamte Rathausteam. Es sind so viele wichtige Bauprojekte und Baugebiete in der Röhre und in Ausführung. Weiter so mit noch mehr Tempo und Schwung.

Sie wurden gewählt, zehn Jahre sind vergangen – was hat sich verändert?

Ich habe eine neue große Familie gefunden, mit der ich mich kurz zoffen, aber immer wieder vertragen kann. Ohne für das Studium fortzugehen, verbringt man sein ganzes Leben hier. Es gibt Luftschutzräume, Aggregate, Vorräte und Wald mit hitzebeständigen Bäumen, Seen, Hochwasserschutz, waldgeeignete Rettungsfahrzeuge, Hubschrauberlandeplätze, Rettungswagen mit Stroke Unit und Intensivstation plus Geburtsstation, Dialyse und Blutspendezentrum.