Die Kandidaten (von links): Tobias Ruf, Kerstin Brenner und Marcus Lotzin. Foto: Thomas Fritsch

Die Bürgermeisterkandidaten Tobias Ruf, Marcus Lotzin und Kerstin Brenner präsentierten sich und ihre Ideen am Freitagabend den Haiterbachern bei der offiziellen Kandidatenvorstellung. Rund 750 Besucher waren dafür in die Kuckuckshalle gekommen.

Er freue sich, dass die Haiterbacher bei der Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag, 20. Oktober, mit drei Kandidaten eine echte Wahl hätten, sagte Amtsinhaber Andreas Hölzlberger, der auch Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses ist, in seiner Begrüßung. „Sie treffen die Entscheidung, wer die Geschicke der Stadt Haiterbach über die nächsten acht Jahre lenkt“, wandte sich Hölzlberger an die rund 750 Besucher in der Haiterbacher Kuckuckshalle.

 

Die drei Kandidaten hatten zum Auftakt der Veranstaltung jeweils 15 Minuten zur Verfügung, um sich und ihre Ziele einzeln vorzustellen, während die Mitbewerber außerhalb der Halle warten mussten. Den Anfang machte – in der Reihenfolge des Bewerbungseingangs – Tobias Ruf, vor Marcus Lotzin und Kerstin Brenner.

Tobias Ruf

Tobias Ruf, 25 Jahre, seit kurzem verheiratet, ist Zollvollzugsbeamter. Er ist in Rottweil geboren,in Altensteig aufgewachsen und wohnt in Neu-Nuifra. Wohnen werde er künftig in Dietersweiler und im Falle einer Wahl nicht nach Haiterbach ziehen, sieht aber eine ausreichende Nähe und gleichzeitig Distanz.

Ruf sieht eine Chance für einen Neuanfang mit neuem Gemeinderat und neuem Bürgermeister. Haiterbach sei nicht so verrufen, wie manche sagten. „Die alten Haudegen aus dem Gemeinderat sind jetzt weg“, sagte er unter Applaus.

Haiterbach sieht Ruf als aufgeschlossen für einen jungen Kandidaten. Zur Wissenserlangung werde er Seminare besuchen. Als Ziele nannte er unter anderem das Anlocken weiterer Unternehmen bei einer verlässlichen Infrastruktur. Ärzte könne man durch moderne Förderungen gewinnen. Er wolle das kulturelle Angebot erweitern. Ein Vollsortimenter sei wünschenswert. Er strebe einen Ehrenamtstag an und wolle das Thema Hallengebühr noch mal aufgreifen.

Marcus Lotzin

Marcus Lotzin, 44 Jahre, geboren in Ostberlin, wohnhaft in Altensteig, ist verheiratet und hat einen Sohn. Der gelernte Maurer und frühere Berufssoldat arbeitet heute als IT-Leiter in einem Haiterbacher IT-Unternehmen. Er ist AfD-Stadtrat in Altensteig und sitzt auch im Kreisrat.

Er bringe die Lebenserfahrung und die berufliche Qualifikation mit. Er trete für die AfD an, wolle aber Bürgermeister für alle sein. Die Menschen von Haiterbach und Umgebung lägen ihm am Herzen.

Als Ziele nannte Lotzin unter anderem eine Umfahrung von Haiterbach vor einem „weiteren Aufblähen“, die Aufhebung der Tonnagenbeschränkung zwischen Altnuifra und Industriegebiet, stationärer Blitzer, die Vermarktung regionaler Produkte und ein Förderung der Gastronomie. Denkbar sei auch eine kleine Musikschule. Der zu hohen Kreisumlage hätten auch viele Bürgermeister zugestimmt. Die Steuerbelastung der Bürger dürfe nicht steigen. Lotzin will den Tourismus stärken und Bürokratie abbauen.

Kerstin Brenner

Kerstin Brenner, 46 Jahre, in einer festen Partnerschaft, ist in Egenhausen aufgewachsen, wo sie heute wieder wohnt. Sie leitet im Haiterbacher Rathaus das Amt für Finanzen und Technik. Dazu zählt auch das Personalamt. In kleinen Verwaltungen sei es gut, wenn der Bürgermeister vom Fach sei, sagte Brenner.

Ihr lägen die Finanzen am Herzen. Man dürfe es nicht schönreden: Die Lage werde schwieriger. Der Haiterbacher Gewerbestandort sei mehr als attraktiv. Man müsse weiter für stabile Bedingungen sorgen. Brenner möchte Wirtschaftsgespräche ins Leben rufen, sich für Erhalt von Schule und Kindertagesstätten einsetzen sowie für nachhaltigen und bezahlbarer Wohnraum mit oberster Priorität in der Kernstadt sorgen.

Wichtig seien Grundversorgung, Hallenbad,Sporteinrichtungen, Raum für Jugend und die Würdigung des Ehrenamts. Jeder Verein solle eine kostenlose Veranstaltung in einer Halle bekommen. Das Rathaus müsse digitaler werden, Daten laufen, nicht die Menschen.

Fragen der Bürger an die Kandidaten

Im zweiten Teil der Kandidatenvorstellung konnten die Zuhörer Fragen an die Kandidaten stellen. Ein Kernthema war deren Qualifikation. Jeder der wahlberechtigte Einwohner konnte zwei Fragen stellen, wobei alle Bewerber Gelegenheit für ein Antwort bekamen. Unter Moderation von Stadtrat Gerhard Gutekunst kamen die Fragen zunächst zögerlich, worauf er meinte, dass die Haslochbar erst in 23 Minuten öffne. Später, als Gutekunst auf das Ende hinwirkte, bewegten sich auch mal vier Fragesteller gleichzeitig Richtung Mikrofone.

Hier eine Auswahl aus den Fragen – teilweise sinngemäß zusammengefasst, da manchmal überschneidend:

Wie wollen Sie sich in die städtischen Finanzen einarbeiten? Woher nehmen sie angesichts der Wirtschaftslage die Kompetenz?

Tobias Ruf sagte, er wolle dafür Hochschulkurse besuchen. Auch als Kirchengemeinderat habe er schon mit Haushalt zu tun. Er kenne sich mit Bundesgesetzen aus, müsse sich aber für Haiterbach noch mal speziell einarbeiten.

Marcus Lotzin verwies auf seine betriebswirtschaftliche Ausbildung, seine Haushalterfahrung als Gemeinderat und Fortbildungsmöglichkeiten. Als IT-Leiter gehe es um die Planung von Angeboten, um alles optimiert aus einer Hand anzubieten.

Kerstin Brenner erklärte, dass sie bereits seit fünf Jahren den Haiterbacher Haushalt und Abschlüsse als Kämmerin der Stadt Haiterbach verantworte. Durch ihre Ausbildung als Diplom-Verwaltungswirtin und Betriebswirtin erfülle sie die Voraussetzungen.

Herr Lotzin, es gibt das Gerücht, dass Sie als Bundestagskandidat antreten wollen.

Das, so antwortete Lotzin, sei nur ein Gerücht, das werde nicht passieren.

Wie stehen Sie zu Flüchtlingen?

„Wenn das Boot voll ist, dann ist es voll“, sagte Lotzin. Auch Wohnraum sei begrenzt. Man müsse auch klar sagen, dass die Kommunen überlastet seien. Kriegsflüchtlinge müssten auch wieder zurück, wenn die Lage dies zulasse.

Brenner erklärte, die Flüchtlinge würden vom Landkreis vorgegeben, die müsse man aufnehmen. Man habe 136 Plätze, 100 Flüchtlinge seien momentan untergebracht.

Ruf sagte, es sei wichtig, Flüchtlinge gut verteilt unterzubringen. Er wolle kein Containerdorf und damit dann Brennpunkte. Kriminelle müsse man aber auch abschieben.

An Lotzin und Ruf ging die Frage nach dem Umgang mit Brenner als Kämmerin, wenn sie Bürgermeister würden.

Lotzin sprach von bisher schon guter Zusammenarbeit. Er sehe da kein Problem.

Ruf sagte, dass die Chemie passen müsse. Wichtig sei es, immer menschlich miteinander umzugehen.

Welche Sozialkompetenz bringen sie mit?

Brenner sagte, sie sei zielstrebig, belastbar, empathisch einfühlsam. Im Rathaus gebe es ein gutes Verhältnis. Mit ihr gehe es in Betriebstemperatur weiter.

Ruf erklärte, dass er als Zollbeamter Rückgrat brauche, er habe auch schon kleine Teams geführt. Er sei emphatisch und durchsetzungsstark, aber auch offen für Kritik.

Lotzin verwies auf Führungserfahrung in der Bundeswehr. Da sei es auch wichtig, menschlich umzugehen.

Wie stehen Sie zur unechten Teilortswahl?

Brenner erklärte, dass diese Vorteile durch garantierte Sitze der Teilorte und Nachteile durch das komplizierte Verfahren habe. Als Bürgermeisterin werde sie die Abschaffung nicht forcieren.

Dem schloss sich Ruf an. Die Teilorte bräuchten eine Stimme. Er wolle sie nicht abschaffen.

Auch Lotzin sprach sich für den Erhalt des bisherigen Wahlverfahrens aus – auch wenn es natürlich traurig sei, wenn manchmal jemand mit mehr Stimmen nicht in das Gremium einziehe.

Welche Ideen haben Sie, den Schulstandort zu festigen? Wie lange kann man den Standort Oberschwandorf halten?

Ruf erklärte, Oberschwandorf sei ein strittiges Thema. Es sei schön, solange es genug Lehrer und Schüler gebe. Man müsse auch durch Vorgaben des Landes den Schulstandort wohl neu denken. Wichtig sei es, den Standort zu erhalten – ob Werkrealschule oder Gemeinschaftsschule.

Lotzin will den Schulstandort erhalten. Er sei gegen eine Zentralisierung, was auch das Thema ÖPNV betreffe. Man müsse aber auch in den Erhalt investieren, wies er auf Grünspan am Oberschwandorfer Gebäude hin.

Brenner sagte, mit der Burgschule laufe es derzeit sehr gut, wie Gespräche unterstrichen hätten. Die Situation habe sich entspannt. Der Werkrealschulzweig werde vom Land wohl gestrichen. Sie wolle auch Oberschwandorf so lange wie möglich halten. Die Schülerzahlen seien momentan ausreichend.

Wie kann man Menschen in die ländliche Region ziehen?

Lotzin will hier schon im Schulalter und dann bei den Betrieben ansetzen und in Erfahrung bringen, was die Jungen benötigen.

Ruf möchte hier mit kulturellen Veranstaltungen Anreize setzen und baut auf Jugendarbeit.

Brenner sagte, dass ein Wegzug oft beruflich bedingt sei. Man müsse den Ort attraktiv hallten und sich mit Jungen unterhalten, was sie bräuchten oder ihnen fehle.