Peter Schuster antwortet ausführlich. Foto: Schuster

Was Bürger interessiert – und Bürgermeister-Kandidat Peter Schuster antwortet. Frage 4: Windkraftanlagen und Freiflächen-Photovoltaikanlage.

Bösingen - Die zwei Bürgermeister-Kandidaten von Bösingen biegen auf die Zielgerade ihres Wahlkampfs ein. Der zweite Wahlgang ist am Sonntag, 6. November, im Terminkalender der Gemeinde notiert. Für Bürger bestand Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die Antworten von Felix Hezel und Peter Schuster werden in den Ausgaben vom 2., 3. und 4. November veröffentlicht. Hier nun Frage 4, nur an Peter Schuster gerichtet.

Herr Schuster, an der Kandidatenvorstellung wurden Sie zu Ihrer Haltung bezüglich der geplanten Windräder auf der Gemarkung Herrenzimmern gefragt. Als Antwort führten Sie aus, dass diese Windräder für 8500 Haushalte Strom produzieren könnten und auf 95 Hektar bifaziale Photovoltaikanlage etwa für 1100 Haushalte Strom erzeugt werden könnte. Als Bürgerin, die nicht allzu tief in der Materie drin steckt, sehe ich die Frage für mich leider nicht beantwortet. Verfolgt man Ihre Äußerungen im Leserbrief im Schwabo vom 8. Oktober 2021, gewinnt man den Eindruck, Sie lehnen Windräder ab. Bei Gesprächen mit mehreren Mitbürgern erfährt man, Sie seien auch nicht für Freiflächen-Photovoltaikanlagen (Infoveranstaltung zur geplanten Anlage auf dem Hochwald). Wie ist denn nun tatsächlich Ihre Haltung bezüglich der Aufstellung von Windkrafträdern und PV-Anlagen?

Bei den Kandidatenvorstellungen am 4. und 5. Oktober 2022 sowie bei anderen Gesprächen habe ich meine differenzierte Haltung zum Thema erneuerbare Energien, Photovoltaikanlagen, Windkraft und vor allem zu deren sinnvollen Kombination dargestellt.

Zunächst gibt aus meiner Sicht ein Konzept auf kommunaler Ebene Orientierung, das Aspekte der Energie-Einsparung und -Erzeugung mittels verschiedener Möglichkeiten von erneuerbarer Energie berücksichtigt. Dieses Konzept muss die Belange der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Bösingen-Herrenzimmern berücksichtigen.

Beispiel: Aasen – Vorhaben Epfendorf

Hierzu gehört die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Dächern und an Gebäude-Wänden (primär auf Gebäuden der Gemeinde). Ebenso Photovoltaikanlagen auf Freiflächen, wobei ich der Nutzung von bifacialen Modulen den Vorrang einräume. In Donaueschingen-Aasen erzeugt diese Anlage auf 14 Hektar etwa 4850 MWh (Megawatt/Stunde).

Auch in der Gemeinde Epfendorf ist eine solche geplant (so mit deutlich reduziertem Flächenverbrauch beziehungsweise einer parallelen landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeit). Auch die Herstellung von Holzhackschnitzeln und die Nutzung der erzeugten Fernwärme kommen aus meiner Sicht in Betracht.

Blick auf Windkraft

Bei Windkraftanlagen sind folgende Punkte zu bewerten: Anzahl, Standorte (Gewann "Saugrube" und "Kleinheide") und Dimension – ein Vergleich der vorgesehen Typen mit dem Test-Turm in Rottweil ist angebracht, die Belastung für die Bürgerinnen und Bürger sowie der Eingriff in die Natur, die Effizienz und der finanzielle Ertrag für die Gemeinde, andere Alternativen und sinnvolle Kombinationen mit erneuerbarer Energie.

Vor allem braucht es einen guten Prozess der Bürgerbeteiligung und ein ergebnisoffener Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern vor der Entscheidung des Gemeinderats. Dort erfolgt eine differenzierte Meinungsbildung zu den einzelnen Aspekten des sogenannten "gemeindlichen Einvernehmens".

Am Ende der gemeinsamen Ergebnisfindung und der Abwägung aller Argumente steht eine fundierte, demokratische Entscheidung des Gemeinderates – die es zu respektieren gilt, auch von mir.

Kritisches Hinterfragen ein Antrieb

Möglicherweise interpretiert man aufgrund meiner sachlich vorgetragenen Fragen zu wichtigen Punkten und Vorgehensweisen, dass ich gegenüber Projekten ablehnend eingestellt bin. Handlungsleitend ist für mich allerdings ein kritisches Nachfragen aus Verantwortung.

Im Leserbrief vom 8. Oktober 2021 ging es mir um die nicht ausreichende Transparenz von Firma Alterric zu den von mir gestellten Fragen und der Bitte um Einsicht in die faunistischen Untersuchungen.

Antwort von Alterric: Die Daten werden erst im Rahmen oder im Anschluss an das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Rottweil offengelegt und von dort geprüft.

Was am Hochwald-Vorschlag aufgefallen ist

Bei der Informationsveranstaltung zur Photovoltaikanlage am 12. Juli 2022 habe ich folgende Aspekte angesprochen und inzwischen an die Stadt Rottweil gesandt. Die geplante Höhe der Photovoltaik-Module (bis zu drei Meter) geht mit einer optischen Beeinträchtigung einher.

Ebenso habe ich um eine entsprechende Ausrichtung der Module gebeten, um eine "Blendwirkung" auch für den Straßenverkehr zu minimieren. Lösungsansatz: Dies könnte durch eine entsprechende Bepflanzung mit Bäumen und Büschen entlang des Zaunes der Photovoltaik-Anlage erfolgen.

Die Stadt Rottweil wurde ebenso um die Festlegung geeigneter Standorte der Zentral-Wechselrichter innerhalb der Photovoltaik-Freiflächenanlage gebeten, damit keine beeinträchtigende Geräuschemission erfolgt.

Kritisches Nachfragen – konstruktive Einwände

Auch hier – ein kritisches Nachfragen beziehungsweise konstruktive Einwände bedeuten nicht die grundsätzliche Ablehnung dieses Projektes, das in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung des Ortsteils Hochwald errichtet wird.