Was Bürger interessiert – und die zwei verbliebenen Bürgermeister-Kandidaten antworten. Frage 2: Hauptamtsleiter und Frage 3: Kanalisation bei Starkregen.
Bösingen - Die zwei Bürgermeister-Kandidaten von Bösingen biegen auf die Zielgerade ihres Wahlkampfs ein. Der zweite Wahlgang ist am Sonntag, 6. November, im Terminkalender der Gemeinde notiert. Für Bürger bestand Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Die Antworten von Felix Hezel und Peter Schuster werden in den Ausgaben vom 2., 3. und 4. November veröffentlicht. Hier nun die Fragen 2 (ein charmantes Modell) und 3 (ein unerfreuliches Ereignis).
Markus Fischinger: Könnten Sie sich im Falle einer Niederlage vorstellen, auch die Nachfolge von Herrn Jetter (Haupt-/Finanzplanung) im kommenden Jahr anzutreten und sich dafür zu bewerben? Es könnte für die Gemeinde doch reizvoll und gewinnbringend sein, die Kompetenzen und Fähigkeiten beider Kandidaten in näherer Zukunft vereinen und nutzen zu können.
Felix Hezel: Mal abgesehen davon, dass ich von der Laufbahn im höheren Dienst zum darunterliegenden gehobenen Dienst wechseln würde, habe ich mich für diese Bürgermeisterwahl beworben, um die Gemeinde mit meinen Ideen und Visionen für die Zukunft zu rüsten, für schwierige Zeiten wie momentan zu wappnen und langfristig mit den Bürgerinnen und Bürgern zu gestalten. Daher lautet meine Antwort: Nein. Peter Schuster: Vielen Dank für Ihre Frage mit einem sehr wertschätzenden Kern. Ausgehend von meiner Aufgabe als Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Freudenstadt mit Personal-, Budget-, Organisations- und Umsetzungsverantwortung habe ich mich bewusst um die Aufgabe des Bürgermeisters der Gemeinde Bösingen und Herrenzimmern beworben.
In der Funktion des Bürgermeisters könnte ich meine Motivation mit Leben erfüllen: Bewährtes weiterentwickeln, Dialog und Transparenz zu Vorhaben und Projekten und dafür Verantwortung zu übernehmen, um gemeinsam Weiteres für die Gemeinde Bösingen und Herrenzimmern zu erreichen. Sollte die Wahl am 6. November nicht mit der erforderlichen Mehrheit für mich verbunden sein, stellt dies für mich keine Niederlage dar. Im Gegenteil: schon jetzt sehe ich die zahlreichen Gespräche und Begegnungen sowie die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Themen als Bereicherung.
Ich werde dann allerdings meine bisherige Aufgabe bei der Arbeitsverwaltung, die ich als sehr sinnstiftend, vielfältig und innovativ erlebe, mit großer Freude und der bisherigen Tatkraft fortführen. Herr Jetter setzt mit seiner vorbildlichen Arbeit in dieser Schlüsselfunktion seit vielen Jahren hohe Maßstäbe. Für diese ebenfalls sehr verantwortungsvolle Aufgabe sind aus meiner Sicht eine fundierte Fach- und Kommunikationskompetenz, Teamgeist sowie der (Über-)Blick für das Ganze gefragt. Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger von Herrn Jetter bin ich offen.
Getragen von Zuversicht, bedanke ich mich schon jetzt bei den Bürgerinnen und Bürgern aus Bösingen und Herrenzimmern für deren Stimme und das damit verbundene Vertrauen.
Berta Holzer, Anton Holzer: Unser Anliegen betrifft die Gemeindekanalisation in der Beffendorfer Straße. Zuständig dafür ist Martin Weisser aus Villingendorf, mit dem ich persönlich gesprochen habe. Überall war das große Unwetter in Bösingen im Juni 2021. Er sagte mir, die Kanalrohre haben einen Durchmesser, oberhalb vom Gasthof Ratskeller bis zur Grünlingerstraße von 300 Millimeter und vom Ratskeller bis zur Volksbank von 400 Millimeter. Das ist die Beffendorfer Straße. Es sind im Moment 25 Häuser an der Kanalisation angeschlossen. Unser Haus steht seit 20 Jahren, und die unteren Räume waren voll mit Wasser. Zwei Häuser weiter, bei unseren Enkeln, war die Überschwemmung größer. Die Feuerwehr hat das Wasser abgepumpt – zum dritten Mal. Frage: Sind sie noch zeitgemäß, diese alten und engen Rohre? Wo doch in den nächsten Jahren mit weiteren Unwettern zu rechnen ist und eventuell noch freie Plätze bebaut werden.
Felix Hezel: Hier muss man die Gesamtsituation betrachten. Größere Kanalrohre in der Beffendorfer Straße bringen natürlich nur etwas, wenn darauffolgende Kanalrohre ebenfalls angepasst werden. Das letztjährige Unwetter war eine Ausnahmesituation, die durch den Klimawandel vermehrt auftreten kann, bei der zum einen das Kanalsystem überfordert, aber auch Schächte durch das Gemisch von Hagel und Blättern verstopften. Überschwemmungen kamen selbst entfernt vom Ortskern vor.
Die Gemeinde plant aktuell ein Starkregenrisikomanagement, wofür der Auftrag in der kommenden Gemeinderatssitzung beschlossen werden soll. Dies wird sicherlich Probleme und Schwachstellen aufzeigen. Zudem bin ich der Meinung, dass man das Problem an der Wurzel packen und durch Bereitstellung von mehr Versickerungsflächen und Schaffung von Puffern das Kanalsystem bei Starkregenereignissen entlasten muss.Peter Schuster: Ihr Anliegen, künftig nicht mehr von einer Überschwemmung betroffen zu sein, ist mehr als verständlich. Starke Unwetter und damit verbundener Starkregen und Hagel sowie das Oberflächenwasser, das nicht versickern oder zurückgehalten werden kann, führen nicht nur zu einer außergewöhnlichen Wassermenge, die das Kanalnetz aufnehmen und ableiten soll, sondern zur grundsätzlichen Frage, wie die Beschaffenheit der Kanalisation in den beiden Ortsteilen Bösingen und Herrenzimmern ist.
Aktuell habe ich noch keine Kenntnis zur Situation in der Gesamtgemeinde – hierzu gehört sicherlich auch, welche Erfordernisse bei den Durchmessern von Kanalrohren bestehen. Dies werde ich nach Amtsantritt nachholen. Die sogenannte Eigenkontroll-Verordnung seitens des Ministeriums für Umwelt und Verkehr beschreibt, in welcher Form regelmäßige Prüfungen des Kanalnetzes durchzuführen sind, um Handlungsbedarfe und Prioritäten zu Reparatur und Austausch festzustellen.
Mit Blick auf die gravierenden Auswirkungen des extremen Unwetters im Juni 2021 gilt es für die Gemeinde, zusätzlich einen Plan nach dem Leitfaden "Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg" zu erstellen. Ich begrüße, dass die Gemeinden Bösingen und Epfendorf nun gemeinsam diesen Anforderungen beziehungsweise Gefahren begegnen wollen.