Barbara Ogbone (von links), Rüdiger Klahm und Dominic Schehrer standen dem Publikum Rede und Antwort. Foto: Thomas Fritsch

Mehr als 500 Besucher hängen den drei Bewerbern am Donnerstagabend bei der offiziellen Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten in der Festhalle an den Lippen. Ein klarer Favorit lässt sich noch nicht ausmachen.

Bereits um 18.15 Uhr, 45 Minuten vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung, bildet sich eine große Menschentraube vor der Eingangstür der Festhalle. Nach dem Einlass sind die knapp 500 Stühle schnell besetzt. Weitere rund 70 Zuhörer verfolgen die Veranstaltung stehend am Rand. Punkt 19 Uhr beginnt Bürgermeister Clemens Götz, gleichzeitig Vorsitzender des Wahlausschusses, mit der Begrüßung der zahlreichen Gäste und der drei Kandidaten.

Barbara Ogbone, Rüdiger Klahm und Dominic Schehrer haben – in der Reihenfolge des Eingangs ihrer Bewerbungen – jeweils 15 Minuten Redezeit und können die Ansprache des jeweils anderen Kandidaten nicht mitverfolgen, müssen in einem Raum nebenan auf den eigenen Auftritt warten. Neben der Bühne steht ein großer Monitor, auf dem der 15-Minuten-Countdown bis in die letzten Stuhlreihen zu sehen ist. Bis zur Minute zwölf sind die Zahlen weiß, die letzten drei Minuten werden orangefarben und die allerletzte in Rot angezeigt. Wobei die Zuhörer an diesem Abend das tiefe Rot gar nicht zu sehen bekommen werden, denn alle drei Bewerber bleiben mehr als eine Minute unterhalb des vorgegebenen Zeitlimits.

Barbara Ogbone: „Mutig die Zukunft gestalten!“

Ogbone tritt ans Rednerpult, nimmt einen tiefen Schluck aus dem Wasserglas und sagt den Zuhörern, wie sie künftig gemeinsam mit ihnen gemäß ihres Wahlslogans „mutig die Zukunft gestalten will“; erklärt in acht Stichpunkten, wo die Reise von Althengstett in den nächsten acht Jahren mit ihr an der Verwaltungsspitze hingehen soll. Das hat sie in den vergangenen Wochen schon mit dem Format „Gartenzaungespräche“ getan. „Ein Gartenzaun ist eigentlich etwas Trennendes“, sagt sie. Für sie und die Besucher ihrer Gesprächstermine sei er zu etwas Verbindendem geworden. Vor allem auch in Krisenzeiten – Corona-Pandemie und Flüchtlingszustrom – habe sie in Althengstett die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt zusammengebracht. Das sei ihre Stärke.

In der Offensive

Offensiv spricht sie ihre Religionszugehörigkeit an. Ogbone ist Muslimin. Das hat in den vergangenen Wochen in Teilen der Bevölkerung für Unruhe gesorgt. Dann geht es Schlag auf Schlag zu den acht Stichpunkten: von der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum über die im Entstehen begriffene Wohnraumgesellschaft der Gemeinde, über die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze in der Verwaltung in Zeiten des Fachkräftemangels bis hin zum Klimaschutz. Das ist für Ogbone, die als „parteiübergreifende“ Kandidatin antritt, auch so ein Thema, bei dem alle im Ort mit anpacken müssen. Dass es Investoren künftig erleichtert wird, Windräder zu bauen, sieht sie als Chance für die Gemeinde, wenn sich eine Bürgergenossenschaft künftig an solchen Projekten beteiligt und auch die Bürgerschaft davon profitieren kann.

Keine Gewerbeflächen mehr

In der Fragerunde möchte Andreas Weik von der Kandidatin wissen, was sie im Hinblick auf fehlende Gewerbeflächen unternehmen möchte. Ogbone muss einräumen, dass es derzeit nicht mehr viele Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Viele unbebaute Flächen im Gewerbegebiet seien in privater Hand, selbst verfüge die Kommune über keine freien Areale mehr. Neu geschaffen werden könnten Gewerbeflächen in geringem Umfang in Ottenbronn.

Rüdiger Klahm: „Wir brauchen Angebote im Tagestourismus“

Auch Rüdiger Klahm möchte die Bevölkerung bei der Energiegewinnung und -versorgung mit ins Boot nehmen, führt ebenso eine Bürgergenossenschaft für einen Windpark an und schlägt dann einen Bogen zur Hermann-Hesse-Bahn. Diese solle ab Sommer 2025 fahren, „aber nicht nur Richtung Stuttgart, sondern auch zu uns!“. Man müsse Angebote im Tagestourismus schaffen, etwa Naturpfade oder Mountainbikestrecken, und ein entsprechendes gastronomisches Angebot. Nicht um jeden Preis wachsen ist Klahms Devise bei der Weiterentwicklung seines Heimatdorfs, „das mich privat nie losgelassen hat“. Wohnen verkomme in Althengstett immer mehr zum Luxus. Das müsse sich ändern. Althengstett, sein Heimatort, solle jedenfalls ein Dorf bleiben.

Tief im Ort verwurzelt

Mit ihm bekomme die Bevölkerung einen Bürgermeister, der tief im Ort verwurzelt sei und die Verwaltung in- und auswendig kenne, vor allem durch seine Arbeit als Gemeinderat, so Klahm. Dazu passt die Frage von Zuhörer René Süßer, der Klahm fragt, was ihn befähige, eine Verwaltung mit rund 200 Mitarbeitern zu führen. Eben die bisherige Erfahrung, so der Kandidat. Er wisse seit Jahren, wer mir wem wie im Rathaus zusammenarbeite. „Vor allem menschlich muss es passen“, dann könne man die anstehenden Aufgaben gemeinsam bewältigen, so Klahm.

Interkommunales Gewerbegebiet

Er trete als parteiloser Kandidat an und werde von keiner Partei im Wahlkampf unterstützt, auch nicht finanziell, sagt der Kandidat nach der Frage von Martin Wünsche. Der Zuhörer hatte nachgehakt, weil Klahm einst FDP-Mitglied und Kreisvorsitzender der Liberalen war, als Kandidat der Freien Wähler für den Kreistag kandidiert hatte und dann auf der FDP/CDU-Liste in den Gemeinderat gewählt worden war. Er sei aus persönlichen Gründen aus der FDP ausgetreten und kein CDU-Mitglied, so Klahm.

In einen Dialog mit den Kommunen der Gemeindeverwaltungsverbands, also Gechingen, Simmozheim und Ostelsheim, will der Bewerber im Falle eines Wahlsiegs treten, was die Schaffung eines Interkommunalen Gewerbegebiets angeht. „Das soll aber nicht so groß werden wie das jetzige in Althengstett“, äußert sich Klahm auf eine entsprechende Frage von Neubürger Martin Gussmann.

Dominic Schehrer: „Planung für Baugebiet Wasenäcker ist nicht gelungen“

Kandidat Dominic Schehrer, ebenfalls parteilos, verankert seine Ideen – etwa zum Umgang mit dem Klimawandel – nicht vor allem lokal, sondern bleibt sehr allgemein in seinen Ausführungen, haftet zu sehr an seinem Manuskript. Konkrete Vorschläge macht er vor allem zum Ortsteil Ottenbronn, aus dem er stammt. Ein Dorn im Auge ist ihm die bisherige Planung für das Baugebiet Wasenäcker. “Die ist nicht gelungen“, so Schehrer. Es fehle bezahlbarer Wohnraum, weshalb man dort Modul-und Tiny Häuser zulassen sollte. Auf der Ortsumfahrung Ottenbronn müsse eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 Kilometer pro Stunde her, vor allem wegen des Motorradlärms – „Lärm macht krank“.

Nähe zur AfD?

„Wie steht es mit Ihrer Nähe zur AfD?“, will Zuhörer Oliver Jourdan von Schehrer wissen. Letzterer habe sich bei einem Treffen, an dem er auch teilgenommen habe, dahingehend geäußert, dass es keine Alternative, sondern nur die AfD gebe. Schehrer sieht das aus dem Zusammenhang gerissen. Er heiße die rechtspopulistische Ausrichtung der Partei nicht gut, „aber nicht alles, was die AfD sagt, ist falsch“, verwies er auf die Haltung der Partei zum Thema Flüchtlingsintegration und Arbeitsmarkt.

Rund um die Wahl

Online-Dossier:
Der Schwarzwälder Bote begleitet die Bürgermeisterwahl in Althengstett – mit Porträts der Kandidaten und der Berichterstattung zum Wahlkampf. Zu finden sind die Texte online gesammelt unter der Adresse schwabo.de/wahl-althengstett .

Online-Umfrage:
Wen wollen Sie als Bürgermeister wählen? Machen Sie mit bei einer – nicht repräsentativen – Wahl-Umfrage unserer Redaktion: https://aktion.schwarzwaelder-bote.de/umfrage/wahl-althengstett?ma=RED . Diese läuft bis 14. Mai um 18 Uhr.

YouTube-Kanal:
Die Gemeindeverwaltung hat die Bewerbervorstellung aufzeichnen lassen. Bis zur Wahl am 14. Mai sind die Einzelsequenzen auf dem Kanal der Gemeinde abrufbar und auf der Homepage www.althengstett.de verlinkt.