Erstmals wurde ein Länderspiel auf Hofstetter Boden ausgetragen. Das Ergebnis stand aber im Hintergrund.
Ein hervorragend organisiertes Fußballfest erlebten rund 500 Zuschauer im Hofstetter Waldseestadion am Samstag, als das Länderspiel der Bürgermeister-Fußballnationalmannschaften aus Deutschland und der Ukraine ausgetragen wurde.
Schon der Einmarsch der beiden Mannschaften und das Spielen der Nationalhymnen durch die Musikkapelle Hofstetten gingen unter die Haut. Die Hofstetter Waldkicker durften als Einlaufkinder mit ins Stadion einziehen. Spätestens bei der Mannschaftsaufstellung, die der Stadionsprecher Carsten Ullrich vorlas, kam Länderspiel-Atmosphäre auf.
Dass am Ende des Fußballspiels die Gäste der Ukraine mit 4:0 siegreich waren und die deutschen Gastgeber weit unter Wert geschlagen wurden, stand an zweiter Stelle. Im Vordergrund des Tags stand die Freundschaft zwischen Hofstetten und seiner Partnergemeinde Trostjanez sowie zwischen Deutschland und der Ukraine.
Hofstettens Vereinssprecher Edgar Mäntele begrüßte die Gäste, denn Bürgermeister Martin Aßmuth stand bereits als Nationalkeeper auf dem Platz. Ebenfalls im Kader stand Offenburgs Baubürgermeister Oliver Martini. Das Spiel der beiden Nationalmannschaften sei ein klares Zeichen der Völkerverständigung und der Solidarität, so Mäntele. Er betonte: „Hofstetten, aber auch der Sportclub haben sich seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen die Ukraine klar an die Seite der Ukraine gestellt und dies auch schon durch diverse Aktionen aktiv unterstützt.“ Der SC freue sich deshalb, Gastgeber dieses Spiels zu sein.
Mäntele verwies auf den jüngsten Hofstetter Verein, Hofstetten hilft! Ukraine-Hilfe Kinzigtal, bei dem er im Vorstand aktiv ist. „Der Krieg war noch keine Woche alt, da begannen die ersten Hilfsaktionen hier in Hofstetten anzulaufen, bei denen bis zum heutigen Tag insgesamt rund 650 Tonnen Hilfsgüter im Wert von rund 1,6 Millionen Euro nach Trostjanez und weiteren Kommunen in der Ukraine geliefert wurden.“ Er berichtete, dass erst am Samstagmittag wieder ein Transportfahrzeug übergeben worden sei.
Als Gastgeschenk überreichte er dem ukrainischen Spielführer Volodymyr Kuleshow einen Original-Ball der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 von Bern. Regierungspräsident Carsten Gabbert, der früher ebenfalls Nationalspieler bei den Bürgermeistern war, kam nicht nur wegen des symbolischen Anstoßes nach Hofstetten. „Ich freue mich nicht nur, weil dieses Länderspiel in meinem Nachbarort stattfindet, ich freue mich vor allem, weil es seit vielen Jahren der Wunsch war, die ukrainische Nationalmannschaft auch mal hier in Deutschland zu treffen.“
Viele Jahre lang habe man die gleiche Bus-Route in Österreich gehabt, und sich dadurch angefreundet. „Ich wünsche uns, dass es ein Rückspiel gibt in ganz naher Zukunft und anlässlich des Friedens in der Ukraine – das wünschen wir uns alle“, schloss der Regierungspräsident seine Rede. Auf seine Worte „Slava Ukraini“ – was so viel bedeutet wie „Ehre der Ukraine“ – gab es riesigen, lang anhaltenden Applaus.
Auch Roman Buhlak, ukrainischer Konsul in München, ergriff das Mikrofon. Er dankte Bürgermeister Martin Aßmuth und der Gemeinde Hofstetten für die humanitäre Hilfe. „Ihre Unterstützung rettet Leben und bringt Hoffnung in schwierigen Zeiten. Dafür sind wir zutiefst dankbar.“ Buhlak dankte aber auch ganz Deutschland. „Ihre Partnerschaft ist für uns ganz wichtig. Das Fußballspiel heute ist mehr als ein sportliches Ereignis, es ist ein Zeichen der Freundschaft, worüber wir uns sehr freuen“.
Unter den Zuschauern waren auch Bürgermeister aus den umliegenden Kommunen sowie Mykhailo Tsykhuliak, Bürgermeister von Trostjanez. Nach der Begegnung wurde es noch einmal emotional, denn Kuleshow dankte Hofstetten für die außergewöhnliche Freundschaft und die Hilfsbereitschaft.
Powerplay
Die ukrainischen Gäste gewannen mit 0:4 gegen das deutsche Team. Das Ergebnis spiegelt allerdings nicht ganz das wahre Kräfteverhältnis auf dem Platz wider. Nach dem 0:1 mussten sich die Gäste eines wahren Powerplays erwehren, hielten aber mit Glück und Geschick die Null und erzielten nach dem 0:2 in der Schlussphase nochmal zwei glückliche Tore. Auch das ukrainische Fernsehen und der SWR waren vor Ort, um über das Spiel zu berichten. Den SWR-Beitrag gibt es unter folgendem Kurzlink: https://t1p.de/87u3e