Manfred Haug (rechts) ist der neue Bürgermeister von Rangendingen. Zu den ersten Gratulanten zählte Amtsinhaber Johann Widmaier (links). Foto: Beiter

Manfred Haug setzt sich erwartungsgemäß gegen Peter Baron durch. Wahlbeteiligung liegt bei 48,08 Prozent.

Es war vorhersehbar: Die Rangendinger haben gestern Gemeindekämmerer Manfred Haug mit einem überwältigenden Ergebnis zum zukünftigen Bürgermeister der Starzelgemeinde gewählt. Haug erhielt 88,81 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Rangendingen - Als der Wahlsieger Manfred Haug nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses durch Noch-Bürgermeister Johann Widmaier ans Mikrofon tritt, redet er so, wie man den 44-Jährigen in Rangendingen kennt und schätzt: Kompetent, witzig und mit seiner authentisch bescheidenen Art bedankt er sich bei seinen Wählern für den "eindrucksvollen Vertrauensbeweis", bei den Wahlhelfern für deren Einsatz in der schwierigen Pandemie-Zeit, seiner Partnerin und der Familie für deren Verständnis und Unterstützung.

Rund 100 Besucher

Als Johann Widmaier das hervorragende Wahlergebnis für seinen Nachfolger bekanntgibt, branden "Bravo"-Rufe und Applaus der rund 100 Besucher auf, die trotz der Corona-Beschränkungen auf den Parkplatz hinter dem Rathaus gekommen waren. Die Familie - darunter auch Haugs Mutter Margit Haug, seine Großmutter Emilie Wannenmacher, die Kinder Mia und Leni sowie seine Partnerin Helena Raßbach - Gemeinde- und Ortschaftsräte, Vereinsvorstände, alte Weggefährten aus dem Sportverein, Kollegen. Auch Landrat Günther Martin Pauli sowie die Bürgermeister Christoph Wild (Hirrlingen), Oliver Simmendinger (Jungingen), Heinrich Götz (Haigerloch) und Oliver Schmid (Geislingen) waren gekommen, um ihrem neue Kollegen zu gratulieren.

"Ich bin glücklich, dass ich die Wahl gewonnen habe und so viele gewählt haben", sagte der Kandidat, der nach seiner Rückkehr ins Rangendinger Rathaus vor fünf Jahren der Wunschkandidat vieler Rangendinger gewesen war. 48,06 Prozent der Wahlberechtigten waren an die Urne getreten. 1793 Wähler hatten für Haug gestimmt.

Auch Gegenkandidat Peter Baron, der sich wie berichtet aus dem Wahlkampf zurückgezogen hatte, war zum Rathaus gekommen. Seine 222 Stimmen oder elf Prozentpunkte, die er auf sich vereinen konnte, kann der Wahl-Höfendorfer als schönen Erfolg für sich verbuchen. Er habe dem Ergebnis gelassen entgegengesehen, hatte Baron vor dessen Bekanntgabe mitgeteilt. Als fairer Verlierer hatte er sich in die Reihe der ersten Gratulanten für den Wahlsieger eingereiht.

Leitsatz: "Gemeinde miteinander gestalten"

"Lieber Manfred, alles, alles Gute für deine Zukunft", gab Noch-Bürgermeister Johann Widmaier seinem Nachfolger mit auf den Weg. Er freue sich und hoffe auf eine gute Zukunft für die Gemeinde Rangendingen – was auch für eine "angemessene Amtseinführung" in einer hoffentlich besseren Zeit ohne die Knebel der Corona-Krise gelte, wie Widmaier sagte.

Er freue sich auf seine Aufgabe und eine "ehrliche und konstruktive Zusammenarbeit" im Gemeinderat und mit allen Bürgerinnen und Bürgern, sagte der strahlende Wahlsieger Manfred Haug. Er wolle "Bürgermeister für Sie alle sein und ich hoffe auf Ihre Unterstützung." Er forderte die Rangendinger auf: "Kommt auf mich zu", um gemeinsam den Leitsatz seines Wahlprogramms "Gemeinde miteinander gestalten" umzusetzen.

Haug bedauerte, dass bei einem coronabedingt kontaktarmen Wahlkampf die persönlichen Kontakte zu den Bürgern sehr kurz gekommen waren. Doch er versicherte: "Ich werde immer ein offenes Ohr für Euch haben."

Stellvertretend für die Rangendinger Vereinsgemeinschaft reichte dessen derzeitiger Vorsitzender Armin Glatz einen Staffelstab für die guten Beziehungen zwischen Rathaus und den Vereinen an den zukünftigen Bürgermeister weiter. "Dir brauch ich nichts erzählen, wie es in einem Verein zugeht", spielte Glatz auf den Posten Haugs als SVR-Vorsitzender an. Als Zeichen, wie wichtig dem neuen Schultes die "aktive und funktionierende" Vereinsgemeinschaft in seiner Heimatgemeinde ist, sagte er diesen "jegliche Unterstützung von mir" zu.

Er sei glücklich, dass mit Manfred Haug auch weiterhin ein Fachmann die Amtsgeschäfte auf dem Rathaus weiterführen könne, sagte der Fraktionssprecher der "Rangendinger Bürger" im Gemeinderat, Erik Wendt. Haug sei bestens vertraut mit den Strukturen in der Rangendinger Verwaltung, sodass am 1. Februar ein nahtloser Übergang möglich sei.

Magdalena Dieringer von den Freien Wählern freute sich über das "eindeutige Votum" für den neuen Bürgermeister, der "mit viel Freude an seine Aufgabe" herangehe. Haugs Themen aus dessen Wahlprogramm seinen allesamt Themen, die auch dem Gemeinderat seit langem unter den Nägeln brennen würden, so Dieringer. Sie freue sich auf eine gute Zusammenarbeit.

Info: Der Vorgänger

Amtsinhaber Johann Widmaier war am 6. Februar 2000 bei zwei Gegenkandidaten mit 53,9 Prozent im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Otto Wannenmacher gewählt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,2 Prozent. Die erste Wiederwahl Widmaiers folgte am 17. Februar 2008. 99,1 Prozent der Rangendinger hatten ihn in seinem Amt bestätigt, 47,1 Prozent der Wähler waren zur Wahl gegangen. Bei Widmaiers zweiter Wiederwahl am 21. Februar 2016 stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 41,4 Prozent 98,21 Prozent der Wähler für den Amtsinhaber. Gegenkandidaten hatte es beide Male nicht gegeben. Widmaier wird sein Amt am 31. Januar 2021 niederlegen – aus "gesundheitlichen Gründen", wie er im September bei der Ankündigung seines Rücktritts in der Gemeinderatssitzung mitteilte.

Kommentar: Nicht gebraucht

Rangendingen hat einen neuen Bürgermeister. Manfred Haug ist strahlender Sieger einer Abstimmung mit "echter Wahlmöglichkeit", wie es Gegenkandidat Peter Baron nach Abgabe seiner Bewerbung formulierte. Doch wurde der Höfendorfer diesem Anspruch je wirklich gerecht? Am Anfang seines Wahlkampfs sah es so aus, als er sich voller Elan in den Wahlkampf stürzte. Sicher wäre es spannender geworden, hätte Baron seinen Ansatz durchgehalten und es verstanden, sich den Wählern wirklich vorzustellen. Doch diese Chance hat der Gegenkandidat den Wählern mit seinem Rückzug selbst genommen. Manfred Haug ließ sich davon nicht beeindrucken und zog "sein Ding" durch. Letztlich gaben ihm die Rangendinger auch wegen seiner "Visionen" und seiner Persönlichkeit ihre Stimme. Einen Rückzug von Peter Baron hätte es dafür gar nicht gebraucht.