Weit weg von Tumulten lebt es sich gemütlich und bequem. Ein wertvoller Rückzugsort, an dem der Kopf abschalten kann. Das Zuhause von Florian Merz hat eine große Geschichte. Foto: Raphael Sickinger

Nicht mehr lange, bis feststeht, ob Florian Merz Bürgermeister wird oder nicht. Doch wie ist er als Mensch eigentlich so drauf? Er gewährt einen Einblick in sein privates Leben.

Eine für Motorradfahrer geeignete, kurvige Strecke führt nach Glashütte. Umgeben von reichlich Natur ist der kleine Ort. Nicht viel mehr als 100 Einwohner hat der Ortsteil von St. Märgen. Viele typische Schwarzwaldhäuser stehen noch in vollem Glanze da, darunter auch das Haus von Florian Merz.

 

Normalerweise schaut er erst 15 Minuten nach Treffpunkt aus dem Fenster, ob sich ein Auto nähert, da der Ort nicht so einfach zu finden ist. Doch unsere Redaktion hat es pünktlich zum Termin geschafft. Trotz riesen großer Baustelle, die den ganzen Ort versperrt.

Das Haus hat fünf verschiedene Eingänge, deswegen kann auch mal ein Durcheinander herrschen. Merz empfängt den Besuch freundlich. Der Weg durch das alte Treppenhaus, bis hin in die moderne Küche, zeigt, dass das Haus reichlich Geschichte hat. Die neunjährige Tochter ist bereits die fünfte Generation der Familie Merz, die in diesem Haus wohnt.

Ein Haus voller Geschichte

Florian Merz hat das Haus 2019 übernommen. Gekauft wurde es von seinem Urgroßvater, ursprünglich war es ein Wagnereibetrieb. Dort wurden landwirtschaftliche Geräte hergestellt, auch heute wird noch viel handwerklich gearbeitet im Haus. So gibt es zum Beispiel eine Werkstatt, in der Merz am Motorrad oder am Schlepper werkelt, und noch eine alte Schmiede, die nun aber mehr als Abstellkammer verwendet wird.

Sein Lieblingsort sei die Küche. „Ich finde, dass Kochen tiefenentspannt.“ Zu seinen Spezialitäten gehören seine Rinderrouladen. Spätzle und Nudeln macht er selber, wenn es die Zeit zulässt.

Alltag im Hause Merz

Stichwort „Kaffe“, der darf morgens auf jeden Fall nicht fehlen. „Sonntag ist der einzige ruhige Tag in Glashütte, ansonsten hört man die Sägen oder die Traktoren.“

Seine Freizeit gestaltet er bunt, Motorradfahren, Fußballschauen, Zeit mit der Familie verbringen oder auch mal einen ruhigen Fernsehtag gehören in das Wochenendprogramm. Vor allem das Motorradfahren bedeutet ihm viel, „Motorradfahren gibt einen komplett freien Kopf.“ Seine Frau fährt ebenfalls und die Tochter darf auch mitfahren. Was er gerne besser machen würde ist, mehr Sport zu betreiben. Doch oft lasse es der lange Arbeitstag nicht zu, und dann entscheide er sich eher für das Sofa als für den Sport.

Ausschlaggebende Zeit

Sein Werdegang sei alles andere als geradlinig verlaufen. Mit 15 hat er den Hauptschulabschluss absolviert und eine Lehre als Bäcker begonnen, die er zwar beenden konnte, jedoch konnte er den Beruf nicht weiter ausüben, aufgrund eines schlimmen Mopedunfalls im Alter von 16 Jahren.

Merz berichtet von der schwierigen Zeit. Er sei im künstlichen Koma gelegen und habe zwei Herzstillstände gehabt – eine Zeit, die sein Leben prägte.

Viel Zeit habe er nach dem Unfall im Krankenhaus verbracht und mehrere Operationen seien Teil seiner Jugendzeit gewesen.

„Es härtet einen ab, man gibt nicht so schnell auf, wenn man so etwas durchgemacht hat“, erzählt Merz. So fing er neu an nach dem Unfall und entschied sich, das Abitur nachzuholen. An der Hochschule für öffentlichen Verwaltung in Kehl studierte er. Seit drei Jahren leitet er das Hauptamt der Stadt Furtwangen.

Emotionale Bindung

„Es ist ein Stück Heimat, auch wenn ich kein Furtwanger bin.“ Sein Vater habe über 40 Jahre für die Stadt Furtwangen gearbeitet. „Ich bin quasi dort aufgewachsen“, erzählt Merz, der in seinen Kindertagen seinen Vater oft begleitet habe auf der Arbeit.

Seine Mutter ist gebürtige Furtwangerin und ein Großteil seiner Verwandtschaft lebte zur seiner Kindheitszeit in Furtwangen.

Bis er 18 wurde, war er in der Jugendfeuerwehr in Furtwangen. „In die Feuerwehr kommen ist immer ein bisschen Heimkommen.“ Sein Vater war lange Ausbilder.

Sein Lieblingsort ist das Rettungszentrum, seit er Kind ist, kennt er dieses Gebäude. „Ich kenn’ den Geruch der Schläuche“, es ist eine emotionale Heimat für Merz.

Er beschreibt sich selbst in drei Worten als zielstrebig, kommunikativ und einfühlsam. Zudem sind ihm die Werte Loyalität und Fairness wichtig. „Ohne Vertrauen ist ein Bürgermeister aufgeschmissen.“ Das wichtigste und das, was an erster Stelle steht, sei dennoch die Familie, erklärt Merz. „Die Familie stärkt einen.“ Für die Kandidatur war auch die Familie ausschlaggebend, erzählt Merz.