In der Balinger Stadtverwaltung kündigt sich zu Beginn des Jahres 2022 ein bedeutender Wechsel an: Der aktuelle Bürgermeister Reinhold Schäfer will Ende Februar aus dem Amt ausscheiden und in den Ruhestand gehen. Spekuliert wird derzeit auch darüber, ob Oberbürgermeister Helmut Reitemann sich 2023 noch einmal zur Wahl stellt.
Balingen - Dass er den Job des Bürgermeisters nicht mehr länger ausführen und vorzeitig aus dem Amt ausscheiden will, hat Reinhold Schäfer bereits Mitte August bei OB Reitemann angekündigt, am Dienstag verkündete er es offiziell im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. Regulär endet seine Amtszeit Ende 2022, also nur wenige Monate später.
Nachvollziehbar ist dieser Schritt: Schäfer wird Ende Januar 2022 68 Jahre alt, er ist dann länger als 44 Jahre bei der Balinger Stadtverwaltung tätig – in den verschiedensten Positionen (siehe Info).
In all den Jahren habe er die Aufgaben jederzeit "mit voller Leidenschaft und sehr gerne ausgeübt, egal ob es schwierige Zeiten, weniger schwierige Zeiten oder ganz normale Zeiten waren", so Schäfer. Dies nehme weiterhin sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch und lasse wenig Spielraum für private Aktivitäten. Genau dafür wolle er nach seinem Ausscheiden mehr Zeit haben.
Reitemanns Entscheidung steht noch nicht fest
Den Termin für sein Ausscheiden habe er bewusst gewählt, so Schäfer weiter: Den Wunsch danach habe er frühzeitig nennen wollen, damit genug Zeit für die Vorbereitung der Wahl seiner Nachfolgerin oder Nachfolgers bleibt. Zudem wolle er Balingen "die verdiente Chance geben, dass das Ende der Amtszeiten von Oberbürgermeister und Bürgermeister etwas entzerrt wird und somit die Kontinuität besser gewahrt bleibt".
Ende der Amtszeiten: Dies kann man als Andeutung lesen, dass der Balinger Oberbürgermeister Helmut Reitemann sich 2023, wenn er seine zweite Amtsperiode absolviert hat, dann 63 Jahre alt und mithin 16 Chef im Rathaus ist, sich nicht mehr zur Wahl stellt. Diesem Eindruck trat Reitemann am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung entgegen: Zwar überlege er derzeit, wie es nach 2023 weitergeht. Eine Entscheidung darüber, ob er nochmals zur Wahl antritt, habe er aber noch nicht getroffen.
Voraussichtlich im Frühjahr 2022 werde er sich dazu äußern, sagte Helmut Reitemann. Aktuell mache ihm die Arbeit als OB "sehr großen Spaß", insbesondere mit Blick auf das Großereignis, das im OB-Wahljahr ansteht: die Gartenschau.
Das bevorstehende Ausscheiden von Reinhold Schäfer kann Reitemann nachvollziehen. Zugleich betont er, dass er es sehr bedauere: "Ich lasse ihn nur sehr ungern gehen." Schäfer sei ein ungemein erfahrener Verwaltungsfachmann, er kenne Balingen praktisch in- und auswendig, die Stadt habe von seinem Wirken enorm profitiert. Die hervorragende Zusammenarbeit mit Schäfer hätte er gerne noch etwas längere Zeit fortgesetzt.
Stattdessen steht nun die Regelung der Nachfolge an. Ende September wird der Gemeinderat die Regularien für die Wahl der künftigen Bürgermeisterin oder des künftigen Bürgermeisters festlegen. Läuft alles glatt, nimmt sie oder er zum 1. März 2023 im Bürgermeisterbüro Platz.
Info: Schäfers Karriere bei der Stadt Balingen
Seine erste Stelle bei der Balinger Stadtverwaltung trat Reinhold Schäfer 1977 als Sachbearbeiter in der Stadtkämmerei an. Ziemlich schnell ging es dann für ihn beruflich voran, er wurde stellvertretender Chef der Balinger Finanzen. Von 1989 bis 1991 leitete er das Rechnungsprüfungsamt, nach dem Oberbürgermeister-Wechsel von Eugen Fleischmann zu Edmund Merkel im Jahr 1991 übernahm er für zwölf Jahre das Amt für Schulen, Vereine und Sport. Von 2004 bis 2006 war Schäfer Leiter der Stadtkämmerei, ehe er Ende 2006 vom Gemeinderat mit Wirkung zum 1. Januar 2007 zum Nachfolger von Hermann Luppold und damit zum Bürgermeister gewählt wurde. Damit ist er zuständig für zentrale Bereiche der Stadtverwaltung: Finanzen, Ordnungsamt, Bürgerservice, ebenso für das Amt für Familie, Bildung und Vereine. An seiner Aufgabe als Bürgermeister schätze er vor allem die Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Kontakte zu den Balingern und die Einblicke, die er in praktisch alle Bereiche der Stadt hinein erhalte, sagte Schäfer 2014, als seine Wiederwahl im Gemeinderat anstand.