Der Schlachthof in Rottenburg soll weiterbetrieben werden. Das ist das Ergebnis eines Bürgerentscheids. Foto: Begemann

Der erfolgreiche Bürgerentscheid für den Erhalt des Rottenburger Schlachthofs stößt auf ein geteiltes Echo. Während die einen darin ein veraltetes Konzept sehen, freuen sich die anderen über das klare Ergebnis.

Rottenburg/Gärtringen - Der Bürgerentscheid über die Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses und für den Erhalt der Rottenburger Schlachtstätte – die Soko Tierschutz bezeichnet ihn als "heruntergekommensten Schlachthof", den sie kennen – war erfolgreich. Am Sonntag hatten die Wähler das Wort und sie kippten mit ihrer Entscheidung auch die Beteiligung der Stadt Rottenburg am Gärtringer Schlachthof.

Der Bürgerentscheid erreichte mit 9125 Ja-Stimmen nicht nur das Quorum, sondern das war auch mit 81 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit. Für den Böblinger Landrat Roland Bernhard ist der Sonntag des Bürgerentscheids damit "ein schwarzer Tag für ernährungsbewusste Verbraucher in unserer Region und für das Wohl der Tiere in der Region." Künftig müssten diese möglicherweise weite Wege fahren bis zur Schlachtstätte.

Veraltet und ohne Zukunft

Man nehme den Willen der Rottenburger Wähler zur Kenntnis, bedaure aber das Ergebnis. "Es wird an einem überalterten und nicht konkurrenzfähigen Schlachthaus ohne Zukunft festgehalten", erklärte der Böblinger Landrat. "Mit dem Finanzierungsbeitrag aus Rottenburg und dem Landkreis Tübingen rechnen wir nun nicht mehr" – damit fehlt eine Million Euro für die Investition in den Umbau des Gärtringer Schlachthofes.

Landrat Bernhard: "Wir werden prüfen, ob es an anderer Stelle Bereitschaft gibt, dieses Loch zu stopfen, aber das ist mehr als fraglich." Am Ende, so Roland Bernhard, "könnte es in unserer Region keinen Schlachthof mehr geben."

Ganz anders sehen dies viele Rottenburger Bürger. Am Sonntagabend etwa meinte Peter Wagner: "Ich habe mit ›Ja‹ gestimmt und Ja gesagt – genau wie damals an meiner Hochzeit." Klaus G. Weber als Sprecher der Bürgerinitiative für den Erhalt des Rottenburger Schlachthofes meinte, es sei "unglaublich, nach zwei ein halb Jahren Engagement mitzuerleben, dass die Resonanz so zustimmend ist."

Bis zu 90 Prozent Zustimmung

Auch sei das Votum der Bürger "eindeutig", zudem habe es in vielen Rottenburger Ortsteilen "über 90 Prozent Zustimmung gegeben." Die Stadt sei nun am Zug, dazu sei natürlich auch der Gemeinderat gefragt – Planungen zur Nutzung des Schlachthofes müssten überlegt werden. Klaus G. Weber freut sich zudem, dass "mit der Eröffnung eines Schlachthofes Gärtringen der Rottenburger Schlachthof nicht automatisch geschlossen wird."

Freude über das klares Ergebnis

Kritisch fügte er hinzu: "Man kann aber Rahmenbedingungen schaffen, die eine Sanierung letztlich unmöglich machen." Und etwas gegen den Willen der Stadt zu erreichen, sei "schwierig." Es brauche eine Gesamtplanung, "wir hoffen auf ein Miteinander mit der Stadt." Klaus G. Weber meinte auch, dass die "mangelnde Transparenz viele gestört hat." Daher sei die Wahl und der Bürgerentscheid für viele Bürger sicherlich auch eine "Protestwahl" gewesen.

Franziska Rauser von der Bürgerinitiative für die Erhaltung des Rottenburger Schlachthofes meinte gegenüber unserer Zeitung, dass sie das "eindeutige Ergebnis und die Klarheit des Bürgerentscheids" freue.

In einer Pressemitteilung sprach die BI am Montagmittag von »Heimatliebe und Heimatverbundenheit« der Rottenburger. »Wenn es um die gemeinsame Planung für eine moderne Fair Trade Stadt Rottenburg geht, in der neben neuer Technologie auch Nachhaltigkeit und Tradition in die Zukunft weisen, sollte diese Heimatliebe einen hohen Stellenwert haben. Da geht es weniger um Wirtschaftlichkeit und Fragen der Kostenzuweisung, sondern vor allem darum, was wir als Stadtgesellschaft tun wollen, um auch zukünftigen Bürger:innen das Gefühl zu erhalten in einer besonderen, in einer liebenswerten Stadt zu leben«, so die Analyse des Bürgerentscheids aus BI.