Das Haus des Bürgers war beim Bürgerempfang gut gefüllt. Foto: Wilfried Strohmeier

Es war ein äußerst kurzweiliger Vortrag, den der Schweizer Louis Palmer über seine Bestrebungen hielt, die Solarenergie voranzubringen. Er war gespickt mit Pointen und Unglaublichem von seinem Trip mit dem Solartaxi um die Welt.

Ein Bürgerempfang mit einem Gastredner statt des klassischen Neujahrsempfangs – das Konzept hat sich auch in diesem Jahr bewährt. Zu Gast war der Schweizer Louis Palmer, der mit einem solarbetriebenen Auto rund um die Welt unterwegs war.

 

Bürgermeister Jonathan Berggötz hielt sich in seiner Begrüßungsrede kurz. Er blickte auf das vergangene Jahr zurück mit all seinen Krisen und auch auf die aktuellen Vorkommnisse, wie der Vandalismus auf der Ostbaar und die Bauernproteste.

Sein Blick ging aber auch auf das noch junge Jahr, auf die stattgefundene Sternsingeraktion, auf die vielen Veranstaltungen 2024, die auf die Bürger warten, auf ehrenamtliches Engagement – und mit Blick auf neues Gästeklientel auf die Deutschen Straßenradmeisterschaften oder auch auf das neue Wasserwerk, das Ende des Jahres eingeweiht werden soll.

Herausforderungen 2024

Berggötz verschwieg aber auch nicht die Herausforderungen, angefangen von der Solemarsanierung über die Finanzen bezüglich Schulen und die Ungewissheit, was im Hinblick auf Flüchtlinge auf die Stadt und ihre Bürger zukommt.

Es sei aber auch immer wieder wichtig, die Erfolge zu sehen und darüber zu sprechen. „Wir dürfen uns von Negativem nicht zu stark beeinflussen lassen. Wir haben allen Grund, stolz auf unsere Stadt Bad Dürrheim mit ihren sechs Ortsteilen zu sein“, und: „Gemeinsam werden wir Lösungen für unsere kommunalen Herausforderungen finden. Da bin ich felsenfest überzeugt“, gab er den Gästen mit auf den Weg.

Danach hieß es Bühne frei für Louis Palmer. Er war mit einem solarbetriebenen Auto unterwegs, fünf Kontinente, 36 Länder, 54 000 Kilometer über 1000 Passagiere – in der Zeit von Juli 2007 bis Dezember 2008. Und was das für eine Fahrt war. Er traf Ban Ki-moon, Hollywoodstars wie James Cameron und Larry Hagman, Prinzen, Staatsmänner – und aus der Hand von Giselle Bündchen bekam der den Uno-Preis Champion of the Earth – und das alles aufgrund der nicht ganz so alltäglichen Idee, mit einem solarbetriebenen Auto ein Mal um die Welt zu fahren – er nannte es das Solartaxi.

Das Blasmusikorchester unterhält am Anfang, in den Pausen und zum Schluss. Foto: Strohmeier

Doch wie setzt man ohne Geld eine solche Idee um, die rund vier Millionen Schweizer Franken kosten wird? Sein Credo lautet: „Never give up, Ask for help, be creative“. Und so fragte er als erstes die Hochschule Luzern, ob diese ihm eine Konzeption für das solarbetriebene Auto erstellt. Nach einem Jahr war es fertig. Jetzt benötigte er einen oder mehrere Sponsoren. Mehrere Hundert Briefe schrieb er, bis er an die Firma Q-Cells aus Bitterfeld geriet, die finanzierte ihm seinen Traum. Mit der Firma als großer Sponsor fand er nun rund 200 weitere, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützen sollten.

Staatsmänner im Auto

Louis Palmer ahnte nicht, wo ihn seinen Weg überall hinführen sollte. Zunächst sprach er bei der Uno vor, diese lud ihn zur Klimakonferenz nach Bali ein. Dort sollte er vier Monate später auch punktgenau ankommen. Doch zunächst ging es von der Schweiz über Syrien in die arabischen Länder. Sein erstes großes Erlebnis hatte er in Jordanien. Der damalige Kronprinz, ein großer Fan von Photovoltaik war sein erster prominenter Passagier. Dieser hat den Traum, in der Wüste ein großes Solarfeld zu bauen und die Welt mit Strom zu versorgen.

Ban Ki-moon chauffiert

In das Ölland Saudi-Arabien durfte er zunächst nicht einreisen, wurde später aber mit Polizeieskorte durch das Land gelotst. Danach ging es nach Indien, durch Mumbai bekam er das Geleit von dem dortigen Chapter der Hells Angels. Bei der Klimakonferenz sorgte er für viel Aufsehen und konnte seine Botschaft der Solarenergie anbringen. Die Australier interessierten sich nicht so sehr für ihn, dafür waren diese sehr gastfreundlich und er bekam am Schluss eine Adresse für eine Unterkunft in Kanada. Nach Australien ging es in die USA, in New York chauffierte er Ban Ki-moon von zu Hause in sein Büro bei der Uno und in Kanada ging es zu der Adresse, die er in Australien bekam – eine folgenschwere Entscheidung: Denn diese junge Frau zog ein Jahr später zu ihm in die Schweiz, heute sind sie verheiratet und haben zwei Kinder.

Louis Palmer trägt sich in das Goldene Buch der Stadt ein, flankiert von Markus Spettel (links) und Jonathan Berggötz. Foto: Strohmeier

In seinem kurzweiligen Vortrag ging er auch auf die einzelnen Anteile ein, was für wie viel CO2-Ausstoß verantwortlich ist, zusätzlich auch, was welche Länder für die Umwelt tun. Italien beispielsweise setzt bei der Stromerzeugung auf Geothermie aus seinen Vulkanen, jeder 50. Haushalt des Landes bezieht aus dieser Quelle seinen Strom. In Finnland arbeitet man mit einem Sandwärmespeicher und in Schweden wurde eine Kochsalzbatterie entwickelt, die bald in Serienproduktion gehen soll. In Kanada wird aufgrund der Robotersortierung rund 80 Prozent des Mülls recycelt.

Es wurde klar: Es gibt noch viel zu tun in Sachen Umwelt, aber es gibt auch jede Menge neue Lösungsansätze.