Das Mienenspiel spricht Bände – Albstadts Hallen sind auch für die Grünen kein ganz einfaches Thema. Foto: Kistner

Am 2. Dezember will die Stadtverwaltung dem Gemeinderat eine Fortschreibung ihrer Hallenkonzep­tion vorlegen – nicht zu früh, finden Albstadts Grüne. Sie und ihre Gäste führten am Dienstagabend führten am Dienstagabend einen "Bürgerdialog" zu diesem Thema.

Albstadt - "Es brodelt ja schon länger im Kessel, aber jetzt fängt er an zu pfeifen", stellte Markus Ringle, der Stadtverbandsvorsitzende, in seiner einleitenden Ansprache fest – mit der Schließung der Schlossberghalle, von der keiner so genau sagen könne, wie lange sie dauern werde, sei vollends eine Schmerzgrenze erreicht. Genaueres erfuhren die zum "Bürgerdialog" Versammelten – das Wort "Stammtisch" hat laut Ringle für die Grünen ausgedient – umgehend von Ronja Schumacher, die gemeinsam mit Helmut Wacker den TSV Ebingen am Tisch vertrat. Der "Eimerslalom", berichtete sie, zähle schon seit längerem zu den Standarddisziplinen der Übungsabende in der Schlossberghalle, auf der Suche nach der Herkunft des Wassers seien derzeit die Deckenplatten abgehängt, und sie gehe davon aus, dass das auch über den als Stichtag genannten 22. Oktober so bleiben werde. "Wir werden frühestens nach den Herbstferien in die Halle zurückkehren, denke ich – wenn überhaupt."

Leistungsturnerinnen müssen nach Schömberg ins Exil

Momentan befindet sich der Vereinssport im Exil – die Stadt hat dem TSV die Kirchgrabenhalle als Ausweichquartier zur Verfügung gestellt, aber da speziell die Turner, deren Sprungböden und Stufenbarren sicher verankert werden müssen, eine spezielle Infrastruktur benötigen, die in Ebingen nur die Mazmann- und die Schlossberghalle bieten, trainieren die Leistungsturner mittlerweile in Schömberg, wo offenbar mehr geht als in Albstadt. Der Breitensport muss vorerst pausieren, die Disziplin Parcours etwa fällt ganz aus.

Was sind die Ursachen der Misere; was lässt sich tun? Zwar werden in Albstadt seit Jahr und Tag Hallen saniert – die Tailfinger Lutherschule soll im Frühjahr wieder zur Verfügung stehen, das Schulzentrum Lammerberg bekommt eine neue Dreifeldsporthalle, aber die nächsten Hallen warten schon, sei es auf die Sanierung, sei es auf den Abriss. Allen voran die am Schlossberg und im Mazmann – und auch das Thalia-Theater befindet sich bekanntlich in einem Zustand, der Zweifel an seiner Genesung aufkommen lässt. Die meisten dieser Gebäude sind um die 50 Jahre alt, einige auch an die 70; die Stadt pflegt gerne darauf zu verweisen, dass die Baustandards in den 1950er-, 60er- und 70er- Jahren andere gewesen seien als heute. Friedrich Rau, Grünen-Stadtrat und Architekt, widersprach im "Bürgerdialog"; er macht nachlässige Pflege und verschleppte Reparaturen für die Misere verantwortlich.

Der Sport hat Vorfahrt in Albstadt – die Kultur muss da zurückstehen

Sollte die Schlossberghalle nicht mehr sanierbar sein, müsste eine neue Halle her – als Standorte wurden im Folgenden die Brache des abgerissenen Kindergartens vorgeschlagen, wobei, wie Ringle anmerkte, dann auch die Ebinger Festhalle abgerissen werden müsste – andernfalls reiche der Platz nicht. Rau plädiert für ein großes Sportzentrum, das dann auch zentral, also irgendwo zwischen Ebingen und Truchtelfingen liegen müsste, aber der Vorschlag leuchtete nicht jedem in der Runde ein – die Eyachtäler wären schwerlich für ihn zu begeistern, wurde eingewandt. Die Idee einer neuen großen Stadthalle mit integriertem Theaterraum ist laut Susanne Feil bereits seit 2016 vom Tisch – so eine Allroundlösung komme allenfalls für Gemeinden unterhalb von 10 000 Einwohnern in Betracht, aber nicht für Albstadt.

Einig war man sich am Ende darin, dass Albstadts Priorität Sport heiße; die Kultur, so wichtig sie sei, müsse da zurückstehen. Also keine Stadthalle – im übrigen wolle man abwarten, was die Stadt im Dezember vorschlage. Und bei dieser Gelegenheit selbst zwei Anträge stellen: Zum einen müsse das Hallenmanagement optimiert werden; wenn etwa Schulsport ausfalle, dann müsse es möglich sein, dass ein Verein einspringe. Zum anderen müsse die Stadt ihre Hallen endlich auch am Wochenende öffnen; die übliche Ausrede Personalmangel sei inakzeptabel: "In Meßstetten, Balingen und Schömberg geht es schließlich auch."