An einzelnen Stationen wird über Bildung, Gesundheit und Wirtschaft diskutiert. Foto: Hübner

Wie könnte der digitale Wandel in Königsfeld aussehen? Darum ging es beim zweiten Bürgerdialog – im Fokus standen die Bereiche Bildung, Gesundheit und Wirtschaft.

Königsfeld - Um Bildung, Gesundheit und Wirtschaft ging es beim zweiten "Bürgerdialog zum digitalen Wandel". Angesprochen wurden Probleme wie mangelnder Datenschutz, aber auch Chancen im ländlichen Raum. Die Themen wolle man auf die lokale Ebene herunterbrechen und Vorstellungen der Bevölkerung im Hinblick auf digitale Angebote erörtern, so Bürgermeister Fritz Link.

Im Zuge eines Online-Zugangsgesetzes sollen Bürger künftig "in nahezu allen Lebenslagen" Anträge herunterladen, ausfüllen und digital zurück schicken können. Bereits jetzt biete Königsfeld Infos über Social-Media-Kanäle oder Online-Schadensmeldung an. Aus Kostengründen zurückgestellt wurde bisher der digitale Sitzungsdienst, der aber im kommenden Haushalt wieder drin ist.

Als wissenschaftliche Begleiter waren der Soziologe und Gesundheitswissenschaftler Jan Gruß, der Soziologe Andreas Scheibmaier und Jan Finkbeiner, Student der angewandten Gesundheitswissenschaften, von der Hochschule Furtwangen dabei. Man wolle den digitalen Wandel gemeinsam mit Bürgern gestalten, erkläre Gruß. Schwerpunkt sei dabei der ländliche Raum. Derzeit laufe eine zweite Befragung, die auf einer ersten aufbaue. Nur ein Drittel der Befragten fühle sich ausreichend an der Gestaltung des digitalen Wandels beteiligt.

Erwartungshaltung als große Herausforderung

Der Nutzen von Digitalisierung sei täglich spürbar, so das Gemeinderatsmitglied Hans Mack. Besorgniserregend sei aber die Datensicherheit. Auch wünsche er sich in jeder Straße Glasfaser. Die Frage sei, wie man das Thema unter die Leute bringe.

Viel Positives konnte Hauptamtsleiter Florian Kienzler der Digitalisierung abgewinnen. Als große Herausforderung sah er "eine ganz andere Erwartungshaltung" der Bürger bezüglich Reaktionszeiten auf Anfragen. Menschen mit Vorbehalten müsse man begleiten, vorhandenes Wissen durch Digitalisierung erhalten.

Josef Rottler vom Projekt "Internet Goes Ländle" beschrieb "Hemmschwellen, wo es nicht mehr weitergeht" wenn Dinge nur digital erledigt werden könnten. Zur digitalen Gesundheitskarte fragte er, wer dieses komplexe Thema beherrschen soll und bemängelte generell, dass "jeder sein eigenes Süppchen kocht". Link bestätigte das, wies aber auf Bemühungen zu interkommunaler Zusammenarbeit hin. Wolle man Leute mitnehmen, sei von der Gemeinde zu überlegen, einen Administrator zu stellen, so Mack.

Kurgeschäftsführerin Andrea Hermann nannte als Herausforderung den Umgang mit Anonymität. Auch dürfe man das Analoge nicht vernachlässigen. Digitale Auftritte seien ein riesiger und ständig wachsender Kostenfaktor.

Scheibmaier führte zu mehreren Themenstationen. In Sachen "Bildung" nannte Link verfremdete Informationen ein Riesen-Problem. Rottler wies auf die Notwendigkeit einfacher Sprache hin. Bezüglich der Medienkompetenz erinnerte Kienzler an begrenzte Zeitkontingente in Schulen. Mack plädierte für eine viel frühere Wissensvermittlung als bisher, "aber nicht im Kindergarten". Wichtig sei Sozialkompetenz, um zu lernen, mit Ressourcen vernünftig umzugehen.

Können Insulinpumpen manipuliert werden?

Bei "Gesundheit" ging es vor allem um Telemedizin, um "zum Arzt zu gehen, ohne hinzugehen". Link wies auf die Notwendigkeit interkommunaler Zusammenarbeit hin. Kienzler fand, dass beim Datenschutz der falsche Weg eingeschlagen wurde. Firmen sollten ihm zufolge Daten anonymisiert veröffentlichen.

Mehrere Anwesende machten sich Sorgen darüber, wo ihre Gesundheitsdaten landen könnten oder dass Herzschrittmacher, Insulinpumpen und dergleichen gehackt und manipuliert werden. Positiv sah Link, dass Daten nicht doppelt vorgehalten, Untersuchungen nicht unnötig mehrfach durchgeführt werden.

Unter dem Punkt "Wirtschaft" sprach Gruß vom Vorteil, von zu Hause arbeiten oder Bürger und kleine, lokale Geschäfte schneller miteinander vernetzen zu können. Aber nicht jeder Einzelhändler könne diese Technologien nutzen, mahnte Hermann.

Zum Schluss wies Gruß auf ein landesweites Bürgerforum am 29. Oktober hin. Ziel des Projekts sei ein Abschlussbericht an die Landesregierung.