Auch beim Bürgerbus machen sich hohe Spritkosten bemerkbar. Foto: Riesterer

Die hohen Dieselpreise, der Nachwuchs-Mangel bei Helfern und die Tatsache, dass das Fahrzeug auch nicht jünger wird, sind die Herausforderungen für den Bürgerbus-Verein.

Schramberg - "Wir haben uns weitestgehend aus den Einschränkungen der Corona-Pandemie befreit – mussten aber deutlich einbrechende Zahlen in Kauf nehmen", berichtete Michael Kohlhase im Ausschuss für Umwelt und Technik. Anfang 2020 sei der Bürgerbus noch auf einen "stolzen Jahresschnitt" von 8500 hingesteuert – das wurde aus bekannten Gründen nicht erreicht.

Gästezahl bei Anfangs-Planwert

Auf diesem Niveau ist der Bus noch nicht wieder angekommen: Bis dato seien es 2022 rund 4300 Fahrgäste gewesen, damit würde wohl grob die beim Start vor sieben Jahren anvisierte Planzahl von 6000 Mitfahrern pro Jahr erreicht, so der Vereinsvorsitzende. Der Transport des 40 000. Bürgerbus-Kunden könnte auch noch in das laufende Jahr fallen. Dennoch: "Wir sind stolz auf diese Ergebnisse." Die Zahlen zeigten die große Akzeptanz des Projekts, so Kohlhase. "Dazu hat wesentlich beigetragen, dass fast alle Fahrer sich nach der Pause wieder zurückgemeldet haben."

Jungspunde gesucht

Der Mitglieder- wie auch der Fahrerbestand um Fahrerobmann Enrico Planötscher seien zuletzt in etwa gleich geblieben. "Trotzdem bitten wir um Verstärkung unseres Teams. Wir alle werden älter und einige neue, junge Aktive täten uns sehr gut", sagte Kohlhase – und fügte nach einigen Sekunden "wobei mit jung bei uns schon 60 bis 65 Jahre gemeint sind" mit einem schelmischen Lächeln an. "Es wäre schön, wenn Sie sich umhören und helfen", bat er die Mitglieder des Verwaltungsausschusses anlässlich seines Jahresberichts.

Kohlhase erwähnte die Werbeträger und Sponsoren, die den Verlust des Bürgerbus "ganz entscheidend helfen zu verringern" – dieser liege bei rund 6000 Euro jährlich. "Wenn die Dieselpreise weiter steigen, werden wir das aber nicht halten können."

Projekt Neuwagen nun anstoßen

Sieben Jahre seien "schon eine stolze Zahl", sagte der Bürgerbus-Vereinsvorsitzende. Da denke auch so mancher privater Autofahrer längst an einen Austausch- oder Neuwagen. "Auch wir merken an den steigenden Service- und Ersatzteilkosten den Drang nach einem Ersatz – abgesehen von den Teuerungen, die sonst ins Haus stehen", komme der Verein nicht drum herum, "uns ernste Gedanken um einen neuen Bus zu machen".

Dies werde umso dringlicher, wenn man bedenkt: dass das Verfahren in der Verwaltung, Mittel dafür freizugeben fast ein Jahr dauert, beim Kauf eines Neuwagens mit einer Lieferzeit von mehr als einem Jahr zu rechnen ist sowie die notwendigen Ausstattungen (etwa Allrad, Niederflurtechnik oder Rollstuhlausstattung) die Produktionszeiten in die höhe schnellen lassen. So werde der Kauf erst im neunten Betriebsjahr erfolgen bei dann gefahrenen rund 250 000 Kilometern.

Stadtteile verbinden wäre prima

Kohlhases Dank an Helfer und Beteiligte gaben die Stadträte sowie Sitzungsleiter Jürgen Winter im Namen der Verwaltung an jenen weiter. Thomas Brantner (CDU) freute sich, dass das Projekt, das älteren Menschen Mobilität biete, sich gut etabliert habe. Die Kosten wären höher, betrachte man rein betriebswirtschaftlich auch beispielsweise die Abschreibungen – "wir sehen den Bürgerbus aber aus der Sicht des Engagements". Brantner forderte zudem, dass es bezüglich der Linienkonzessionen mehr politischen Druck bräuchte, um die Stadtteile verbindende Fahrten zu ermöglichen.

Auf Nachfrage von Gertrud Nöhre (SPD/Buntspecht) informierte Kohlhase, dass der aktuelle Kilometerstand rund 196 000 Kilometer betrage, der Verbrauch liege bei 17 bis 18 Litern pro 100 Kilometer. Das sei dem vielen Anhalten und Anfahren geschuldet. Der Kraftstoff-Aufwand, ergänzte sein Stellvertreter Eugen Göller, liege damit bei rund 6000 Euro pro Jahr.

E- oder Hybridlösung technisch nicht machbar

Udo Neudeck (Freie Liste) betonte, dass die Stadt bei erwähnter Vorlaufzeit aufpassen müsse, rechtzeitig Mittel für den Neuwagen einzustellen und fragte, ob sich da nicht ein Hybrid- oder E-Auto lohne. Das sei technisch nicht machbar, gerade bezüglich der Niederflur-Bauweise, hatte sich Göller bereits im Vorfeld mit dem Thema auseinandergesetzt. Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch informierte bezüglich des Haushaltsplans, die Verwaltung habe Anträge, Erklärungen oder Zuschüsse im Auge.

Thomas Koch (ÖDP) fand es "bedauerlich", dass Elektromobilität nicht möglich sei und bekräftigte ebenfalls, dass die Schramberg und Sulgen verbindende Strecke fehle. Alles in allem sei der Bürgerbus, betonte er, eine "tolle Sache. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe."