Christa Bruder setzt sich dafür ein, dass eine alte Kastanie, die unter Naturschutz steht und zwei Linden an der Kirche nicht gefällt werden. Für ein mögliches Bürgerbegehren hat sie die nötigen Unterschriften im Dorf gesammelt. Wie geht es nun weiter?
Eigentlich war es beschlossene Sache: Der Gemeinderat von Hausen am Tann hat im September entschieden, dass die beiden hochgewachsenen Linden, welche die Mariengrotte umrahmen, und die benachbarte Kastanie gefällt werden. Tatsächlich wären sie sogar schon weg, hätte die Gemeinde nicht noch die Grundstücksverhältnisse klären müssen. Nun regt sich aber Widerstand in der Gemeinde. Christa Bruder hat eine Unterschriftenaktion initiiert mit dem Ziel, die alten Bäume wenn möglich zu erhalten. Sie und ihre Mitstreiter fordern ein weiteres Gutachten.
35 Unterschriften wären nötig gewesen
Zwei Tage lang zog sie von Haus zu Haus und sammelte Unterschriften mit dem Ziel, ein Bürgerbegehren anzustreben. Dafür müssten sieben Prozent der Einwohner Hausens ihren Namen auf die Liste setzen – oder anders gesagt 35 Hausener. Schließlich sind 60 Unterschriften im Dorf zusammen gekommen, die Christa Bruder gemeinsam mit Manfred Neher, der gemeinsam mit Hans Neher Vertrauensmann für die Aktion ist, persönlich an Bürgermeister Stefan Weiskopf übergeben haben.
Dieser hat die Unterschriften mit dem Versprechen, das Thema in der kommenden Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 13. Dezember, erneut aufs Tableau zu bringen. Bis dahin müssten dann einige Dinge geprüft und abgestimmt werden.
Vor allem die Kastanie, die unter Naturschutz steht, lässt Bruder wie Neher nicht los. Manfred Neher, der seit mehr als 80 Jahren in Hausen am Tann wohnt, kann sich den Platz um die Kirche nicht ohne die bildgebenden Bäume vorstellen. Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Zollernalb habe nach eingehender Prüfung erlaubt, den alten Baum zu entnehmen. Das Gutachten liege der Gemeinde zwar vor, dürfe aber noch nicht veröffentlicht werden. Der Bürgermeister erklärte, dass die Kastanie stellenweise Fäule aufweist. „Nicht alle Nährstoffe gelangen von den Wurzeln bis in die Baumkrone“, erklärte Weiskopf auf Basis des Gutachtens. Neher widersprach: An vor Jahren abgeschnittenen Ästen treiben weitere Zweige aus. Für ihn ein Beweis, dass der Baum noch vital ist. Ob man nicht wenigsten diesen erhalten könnte?
Fußgängertreppe ist abgesperrt
Weiskopf erklärte, dass man die Bäume als Ensemble sehen müsse. Wenn die beiden Linden entfernt werden, ändere sich für die Kastanie die Standortbedingungen. Um die Linden zu fällen, benötige es im Übrigen nicht die Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde. Weil diese relativ viel Totholz aufweisen, das im schlimmsten Fall beim Herabfallen einen Fußgänger treffen könnte, ist derzeit auch die Treppe entlang des Friedhofs mit Barrikaden abgesperrt.
Erhalt und weitere Pflege kosten Geld
Christa Bruder, welche die Unterschriftenaktion aus Liebe zu den Bäumen und zur Natur aufgesetzt hat, bemängelte, dass die Bäume in den vergangenen Jahren kaum gepflegt worden seien. Ihr sei auch klar, dass der Erhalt sowie die weitere Pflege Kosten für die Gemeinde verursachen. „Aber das ist wie ein Haus, bei dem man lange nichts gemacht hat. Dann kommt eben alles auf einmal“, stellt sie fest. 7500 Euro, so habe ihr ein Sachverständiger gesagt, würde die Pflege der Kastanie in den kommenden zehn Jahren kosten. Um diese zu sichern habe sie sich daher auf die Suche nach Sponsoren gemacht und sei auch schon fündig geworden.
Abwägen, was verhältnismäßig ist
„Wir machen uns die Entscheidung nicht einfach“, stellte Weiskopf klar. „Aber wir müssen abwägen, was verhältnismäßig ist. Wir gehen hier mit Steuergeldern um.“
Außerdem sei es für die Gemeinde eine Selbstverständlichkeit Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Dazu äußerte Neher Bedenken: Bis ein Baum so groß ist wie die bestehende Kastanie dauere es Jahrzehnte – und wenn man diese entnimmt, wäre der ganze Kirchplatz hinüber – schließlich gingen die Wurzeln des stattlichen Baumes weit in die Erde hinein. Wo soll man da ein neues Bäumchen pflanzen?
Die Vorwürfe, die Kastanie müsse weg, weil das Laub auf dem relativ neu angelegten Urnengrabfeld auf dem benachbarten Friedhof stört, wies Weiskopf entschieden von sich und berief sich auf das Gutachten der Unteren Naturschutzbehörde, dass die drei Bäume schlichtweg nicht mehr gesund seien.