Nach drei erfolgreichen Jahren fällt dieses Jahr ein Oberndorfer Leuchtturmprojekt aus. Grund: Der Weg im Bereich Aspen darf nicht mehr genutzt werden.
Günter Hübner, der Initiator des Oberndorfer Adventskalenderwanderwegs (AKWW), steckt mitten in den Vorbereitungen für den diesjährigen Weg. Auch Kindergärten, Schulen und Gruppen basteln bereits eifrig an ihren Ideen. Normalerweise würde unsere Redaktion nun berichten, dass der AKWW wieder in den Startlöchern steht und die ersten Bürger gespannt darauf warten, den Weg zu erkunden.
Doch in diesem Jahr kommt alles anders: Es gibt keinen AKWW. Schon seit April laufen die Planungen von Hübner, doch die Bürger für Bürger um den Initiator, Robert Häring und Peter Wolf müssen das „Leuchtturmprojekt“ schweren Herzens absagen.
Konflikt um den Weg im Bereich Aspen
Warum? Laut Häring scheitert der Adventskalenderweg in diesem Jahr an einem unerwarteten Hindernis: Die bisherige Wegführung im Bereich Aspen darf nicht mehr genutzt werden. Nach Angaben des zuständigen Jagdpächters sei es im vergangenen Jahr und über den Jahreswechsel zu starker Wildbeunruhigung und Wildschäden gekommen. Außerdem habe er sich bei Bürgermeister Matthias Winter beschwert, dass er im Vorjahr nicht über das Projekt informiert worden sei.
Das Rathaus sagte dem Pächter daraufhin zu, dass der Weg künftig nicht mehr durch sein Revier führen werde. Gegen eine Route, die nicht durch den Wald oder am Waldrand entlang führt, hätte der Jagdpächter jedoch nichts einzuwenden – doch gerade eine Route wie im vergangenen Jahr mache den besonderen Charakter des Adventskalenderwanderwegs aus.
Enttäuschung nach monatelanger Planung
„Nach der verwehrten Zustimmung des Jagdpächters wurden wir dann ins Rathaus eingeladen, um nach Alternativen zu suchen“, erklärt Häring. Der Vorschlag von Bürgermeister Winter, mehrere Wege zu nutzen und diese jährlich zu rotieren, kam bei den Bürgern für Bürger nicht gut an – zumal ein vorgeschlagener Weg in Hochmössingen gelegen wäre, der Adventskalenderwanderweg aber in Oberndorf bleiben sollte.
Für die Initiative sei der Vorschlag eine große Enttäuschung gewesen. Der Weg im Bereich der Bergkapelle in Aspen habe sich ideal geeignet – wohnortnah, gut erreichbar – besonders für anliegende Kindergärten – und sogar unter dem Jahr täglich als Wanderweg genutzt. Zudem habe es laut dem zuständigen Förster keine Probleme gegeben. Allerdings hat Bürgermeister Matthias Winter, so teilt dieser mit, bereits im Herbst 2024 darauf aufmerksam gemacht, dass vonseiten der Jägerschaft auf Einschränkungen durch den AKWW während einer wichtigen Jagdzeit hingewiesen worden sei.
Besonders Unverständnis löst bei Häring aus, dass die Stadt bei anderen Projekten, wie dem neuen Mountainbike-Trail, offenbar großzügiger agiere: „Mit jagdlichen und forstlichen Argumenten werden wir gleichzeitig aufgefordert, für den Adventskalenderweg auf dem Aspen eine andere Wegführung zu suchen – ein Projekt, das nur den Familien, Kindern, Kindergärten, Schulen und Gruppen dient und weit über unsere Stadtgrenzen bekannt ist.“
Dass sie nun erneut einen alternativen Weg hätten suchen sollen, stößt bei der Initiative auf Unverständnis. „Wir haben mit viel Engagement die Wegführung im Bereich der Bergkapelle auf dem Aspen ausgearbeitet – und trotzdem wird uns signalisiert, dass wir dort nicht willkommen sind“, sagt Häring. „Das kann man schwer nachvollziehen, vor allem, wenn gleichzeitig ein 30 Kilometer langer Mountainbike-Rundkurs durch unsere Wälder von der Verwaltung genehmigt und im Amtsblatt groß angekündigt wird.“
Kein Problem mit Mountainbike-Kurs
Dabei stellt Häring klar: „Wir haben absolut nichts gegen den Rundkurs. Aber es passt einfach nicht zusammen, dass bei unserem 2,5 Kilometer langen Adventskalenderweg, der nur 200 Meter durch den Wald führt und an 30 Tagen im Jahr für wenige Stunden genutzt wird, jagdliche Belange eine so große Rolle spielen – während der Mountainbike-Trail ganzjährig, rund um die Uhr und mit deutlich höherer Nutzung möglich ist.“
Die Bürger für Bürger haben den Adventskalenderwanderweg über Spenden aus der Bürgerwerkstatt und mit ehrenamtlichem Engagement selbst finanziert. „Das Projekt war aus pädagogischer Sicht ein voller Erfolg – und der Dank der Bevölkerung war unser größter Lohn“, betont Häring.