"Schabbernax" führt seinen "Schwäbischen Luft-Terrier" auf einem Mittelaltermarkt aus. Foto: Engler

Der Künstlername "Schabbernax" ist Programm: Johannes "Hannes" Engler entführt sein Publikum raus aus der Realität in eine Scheinwelt, treibt augenzwinkernden Schabernack mit seinen Zuschauern und lässt sie den Alltag vergessen.

Althengstett-Ottenbronn - "Jeder Mensch hat Sorgen und Nöte", heute mehr denn je, weiß der 74-jährige Zauberer und Gaukler aus Ottenbronn, der sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert und seit 20 Jahren auf den Straßen bei Märkten unterwegs ist. "Ich entführe sie in eine Scheinwelt, wo die Leute für eine Weile diese Sorgen und Nöte vergessen können." Wo sie sprachlos staunen oder begeistert mitmachen und die Erinnerung an ein verblüffendes Erlebnis mit nach Hause nehmen können. Denn "Schabbernax" tritt nicht nur als Gaukler auf Mittelaltermärkten auf wie am Wochenende in Böblingen anlässlich des Museumsfestes, sondern im In- und Ausland auch auf Bühnen als Zauberer, der sein Publikum immer zu überraschen weiß.

Sofort mit "Bazillus Magicus" infiziert

Das Faible für die Magie, das Zaubern führte Engler 1991 zu seinem ersten Zauberkurs, den die Volkshochschule Calw damals in Zavelstein anbot, erzählt er. Ab da war er dauerhaft infiziert mit diesem "Bazillus Magicus", wie er ihn nennt. Es folgten zahlreiche weitere Kurse und er hat sich stetig weitergebildet sowie erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Zum Beispiel 2001 in Bregenz, wo er von der Bühne weg für den "Zauberkistlball 2002" als Vertreter Deutschlands, unter lauter internationalen Profis, nach Wien gebucht wurde.

Erster Auftritt bei Personalversammlung in Calw

Seinen ersten Auftritt vor großem Publikum hatte Engler gleich 1992 "als blutiger Anfänger" anlässlich der Personalversammlung der Stadt in der Calwer Aula. Es folgten gemeinsame Auftritte mit Schülern der Musikschule Calw zum Beispiel in Seniorenheimen: "Die Schüler musizierten, ich zauberte." Engler gab sein Wissen auch als Zauberlehrer weiter, erstmalig 1995 in einem Kurs im Sindelfinger Familienzentrum, und bis 2010 lehrte er die Zauberkunst an den Volkshochschulen zunächst in Calw und Nagold sowie nach und nach in Bad Wildbad, Dobel und Herrenberg.

Psychologisches Gespür erforderlich

"Ich wollte schon früh ins Profilager", berichtet er im Gespräch mit unserer Redaktion, jedoch galt es eine Familie zu ernähren. 40 Jahre lang war er bei der Berufsfeuerwehr eines großen Industriebetriebs in Sindelfingen beschäftigt, bevor er mit 57 Jahren in den Ruhestand ging. Seither ist sein Herzensprojekt Zauberei und Gauklerei die Profession, die er bis heute immer wieder in Seminaren weiterentwickelt. Zum Beispiel das Zaubern mit Kindern, das psychologisches Gespür erfordert, um es stets sensibel und auf Augenhöhe mit den jungen Zuschauern gestalten zu können.

Es wird nicht auf Kosten anderer gelacht

Auch in der Interaktion mit Erwachsenen hat Engler seine Prinzipien. Beim Schabernack auf Mittelaltermärkten herrsche eine lockere Stimmung und es gehe schon derber zu. Aber er gestalte es immer so, dass auch Kinder ihren Spaß haben und "niemals geht es bei mir unter die Gürtellinie". Es wird nicht gelacht auf Kosten anderer, so sein Credo. Sein neuester Begleiter und Programmpunkt, der auch in Böblingen zu bewundern war, ist der "original schwäbische Luft-Terrier", ein ganz gewieftes Kerlchen, das unsichtbar allerhand Schabernack mit den Zuschauern treibt.

Kollegen nennen ihn "Schwäbischer Seilepapst"

Dass umgekehrt die Zuschauer den versierten Magier ins Schwitzen und zum Staunen bringen können, belegt Engler mit zwei Anekdoten aus seinem reichen Magier- und Gaukler-Leben. Als "schwierigen Fall" bezeichnet er eine Begebenheit beim Göppinger Mittelaltermarkt vor einigen Jahren, als sich eine Zuschauerin schräg unter dem Podest, auf dem er seine Kunst zeigte, postiert hatte, um, wie er vermutete, seine Zauberei zu entlarven. Er traf sie Jahre später wieder, hat sie angesprochen und sie hat ihm "zum Glück" bestätigt: "Ich hab‘s nicht gesehen, wie du es gemacht hast, es war reine Zauberei." Zaubererkollegen haben Engler den Beinamen "Schwäbischer Seilepapst" verliehen ob seiner verblüffenden Seiletricks. Dass man umgekehrt auch einen Papst verblüffen kann, habe ihn die schwäbische Schauspieler-Legende Walter Schultheiß gelehrt, der ihm flink einen Seil-Trick zeigte mit den Worten: "Könnet Sie des au?" Nein, er könne diesen Trick bis heute nicht, gestand uns Engler.

Auf gar keinen Fall geht es in Zauberer-Rente

Auf die Frage, ob er vorhabe, demnächst in Zauberer-Rente zu gehen, antwortet Engler mit dem Statement eines Magier- und Gauklerfreunds: "Wir hören nicht auf", was heißt, "das Zaubern ist unser Leben, wir machen weiter, solange wir gesund sind und Spaß daran haben". Engler ist nach wie vor von März bis Oktober zehn bis zwölf Mal pro Jahr auf Mittelaltermärkten unterwegs als Gaukler "Schabbernax", der auch weiß, dass er sich immer wieder auf ein anders aufgelegtes Publikum, verschieden von Stadt zu Stadt, einstellen darf. Und er ist nach wie vor als Zauberer für öffentliche oder private Vorstellungen zu buchen.