Zwischen Himmel und Hölle: Karl Ove Knausgard Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Thomas Karlsson/DN/TT

Ein Künstler, der über Leichen geht: Karl Ove Knausgard setzt seinen „Morgenstern“-Zyklus mit dem faustischen Roman „Die Schule der Nacht“ fort.

Man kann Karl Ove Knausgard nicht vorwerfen, er gäbe vor großen Herausforderungen klein bei. Das verbindet ihn mit Kristian Hadeland, dem Protagonisten seines neuen Romans „Die Schule der Nacht“, in dem schon mit 19 Jahren die Überzeugung wächst, dass seine Zukunft im Monumentalen liegt. Monumental sind nicht nur die Buchgebirge, die der norwegische Autor in vielbändigen Zyklen aufeinandertürmt, in die Höhe schießt auch ihr Anspruch, den man mit Blick auf sein jüngstes Werk durchaus faustisch nennen darf. Denn es schreibt nicht nur die mittlerweile auf sechs voluminöse Teile angelegte „Morgenstern“-Serie weiter, sondern einen Stoff, der eine einschüchternde Ahnenreihe mit Namen wie Christopher Marlowe, Johann Wolfgang Goethe oder Thomas Mann auf den Plan ruft. Aber ohne Hybris kein Faust. Und genau das ist jener Kristian Hadeland, ein zeitgenössischer Doktor Faustus, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht, um sich in künstlerischen Größenfantasien von der dürftigen Durchschnittlichkeit spätmoderner Lebensverhältnisse abzusetzen.