Liebe, Schuld und Missverständnisse im Licht der Zeitgeschichte: Ian McEwan Foto: Bastian Schweitzer/Diogenes Verlag

Der britische Schriftsteller Ian McEwan krönt sein Leben und Werk mit einem epochalen Roman, der beides zusammenführt: „Lektionen“.

Man scheut davor zurück, dieses Buch unter abgedroschenem Begriffsplunder wie „Meisterwerk“ oder „Opus Magnum“ zu ersticken. Und auch wenn man es nach gut 700 Seiten benommen und ergriffen aus der Hand legt, hält man sich besser an die herausfordernde Nüchternheit, mit der es einem entgegentritt, als an die leicht melancholische Euphorie, in der man ihm nachblickt. Ian McEwans neuer Roman „Lektionen“ zieht eine Summe, nicht nur weil er ein ganzes Leben erzählt, sondern weil er zugleich zeigt, was man mit Literatur erreichen kann: dem Zufall und der erdrückenden Allmacht der Verhältnisse eine Geschichte abzuringen, die sich jeder Verallgemeinerung entzieht und die gleichwohl zu allen spricht.