In seinem 13. Buch arbeitet Manfred Teufel die Geschichte der Höllenmaschinen auf. Foto: Nädele

Mit wem unterhält man sich über Höllenmaschinen? Mit einem Teufel. Und zwar mit dem Kriminalhistoriker, früheren Polizeichef und Buchautor Manfred Teufel, der das Thema in seinem neuesten Buch aufarbeitet.

„Das Tatmittel Höllenmaschine und seine kriminalhistorischen Momente“ heißt das neueste Werk aus der Feder des früheren Leiters der Tuttlinger Polizeidirektion, Manfred Teufel. Es ist das 13. Buch, in dem er sich Aspekten der Polizeigeschichte widmet, das vierte, das in Wellendingen, wo Teufel mittlerweile lebt, für den Verrai-Verlag entstanden ist.

Nach „Ein schauderhafter Kameradenmord“, „Gauner und Mörder und ihre Häscher“ und „Eine Staatspolizei soll es sein!“ hat sich der jetzt 87-Jährige erneut auf die Suche nach Kriminalfällen aus der Geschichte gemacht. Allein 3000 Bücher umfasst seine private Bibliothek. „Da find ich immer was“, sagt Manfred Teufel.

Für sein 13. Buch kam ihm das Thema Höllenmaschine wieder in den Sinn, das er 1982 für einen kurzen Artikel aufgearbeitet hatte. Schon damals hatte die Veröffentlichung die Aufmerksamkeit eines Fernsehteams geweckt. Bei der Recherche für das Buch ist Teufel nun auf weitere Fälle gestoßen. So ist ein historischer Streifzug entstanden – aus dem 14. Jahrhundert von Überlegungen eines Feldarztes, hohle Knochen mit Schießpulver zu laden, um sie Feinden im Speiseraum deponieren zu können, über Leonardo da Vinci, der 1510 einen Zeitzünder für eine Höllenmaschine entwickelte, bis zu politisch oder verbrecherisch motivierten Attentaten in den Jahrhunderten danach.

Das Tatmittel Höllenmaschine und seine kriminalhistorischen Momente Foto: Nädele/

Französische Royalisten, die 1800 einen Sprengstoffanschlag auf Napoleon I. verübten, italienische Freiheitskämpfer, die knapp 60 Jahre danach ein Bombenatantat auf den Neffen, Napoleon III., begingen – Manfred Teufel stößt bei seinen Recherchen in seiner Bibliothek, in Archiven und Fachzeitschriften auf eine ganze Reihe durchaus bekannter Namen, die mit Höllenmaschinen in Verbindung stehen. Er verharrt aber nicht bei Vorfällen mit berühmten Personen, sondern stellt auch Fälle vor, die an sich interessant und für den Leser spannend sind.

Der Kriminalhistoriker, der während seinen fast 40 Jahren bei der Kriminalpolizei auch geraume Zeit einen Lehrauftrag für Polizeigeschichte an der Fachhochschule in Villingen-Schwenningen wahrgenommen hatte, beschränkt sich in seinem Buch nicht auf die Schilderung der Anschläge. Teufel geht auch auf die Arbeit und die Erkenntnisse der damaligen Polizei ein, stellt geschichtliche Zusammenhänge her und ordnet die Vorgehensweise der Ermittler ein.

Auch Thomasuhren genannt

Dass Höllenmaschinen, also unauffällig verpackte oder versteckte Sprengstoffe mit Zeit- oder Aufschlagzünder, mitunter auch Thomasuhren genannt werden, ist einem spektakulärem Kriminalfall von 1875 zuzuschreiben. Namensgeber wurde Thomas Keith, dessen versuchter Versicherungsbetrug in Bremerhaven in einer Tragödie endete, als die Sprengladung nicht wie geplant erst an Bord eines Schiffes explodierte, sondern bereits auf dem Weg inmitten von fast 100 wartenden Menschen.

Zum Ende seines Buches könnte man als Leser meinen, Manfred Teufel kehrte zu einem früheren Thema, den Landjägern zurück. Doch dieses Mal sind nicht die früheren Polizeikräfte gemeint, sondern tatsächlich die Würste. Beim Landjäger-Brandsatz lösen kleine Nager die Zünder aus, indem sie die Würste fressen, die als Arretierung gedient haben. Ein weiter Weg von den ersten militärischen Sprengschiffen im 16. Jahrhundert, die unbemannt auf andere Schiffe gefahren sind, über Sprengattentate gegen Menschen bis zum Landjäger-Zünder eines Brandsatzes. „Der Begriff Höllenmaschine ist dabei kriminologisch in Vergessenheit geraten“, erklärt Teufel, dass heutzutage von Sprengsatz oder -mittel gesprochen werde.

Das Buch

„Das Tatmittel Höllenmaschine und seine kriminalhistorischen Momente“
, 158 Seiten, Verrai Verlag, ISBN-13: 978-3948342784, 13,90 Euro.