Gaby Hauptmann liest aus ihrem Buch im voll besetzten Franziskaner-Café in Villingen. Foto: Schimkat

Villingen-Schwenningen, als Ausrichterin der 39. Baden-Württembergischen Literaturtage, hatte am Montagabend mit Gaby Hauptmann eine ganz besondere Autorin ins Franziskaner-Café geladen.

VS-Villingen - Journalistin, Fernsehmacherin, Moderatorin und Autorin von inzwischen 40 Büchern, darunter satte Bestseller, wie hat Gaby Hauptmann, die schon des Öfteren in VS war, das gemacht?

Einfach weil sie es kann. Immer noch sprudelnd vor Energie, trockenem Humor und auch leisen Tönen, las sie aus ihrem Buch "Unser ganz besonderer Moment" vor einem voll besetzten Café, ein nachdenklicher Text, schon schwere Kost, die es zu verdauen galt.

Einige Männer im Publikum

Doch bevor sie loslegte scannte sie mit geschultem Blick die Besucher und stellte trocken fest: "Ich sehe einige Herren, wurden sie von ihren Damen mitgeschleppt oder kamen sie freiwillig?". Egal, sie waren da und hörten zu. "Nur ein Toter Mann ist ein guter Mann", oder "Suche impotenten Mann", hierauf wartete man vergebens. Es ging um die Freundschaft von zwei Frauen, die mit Loyalität und Tatkraft allen Krisen trotzen und die sich fragen mussten: "Wie alt muss man werden, bis man sich selbst kennt?"

Blick in den Spiegel

Wer kennt nicht den Blick in den Spiegel mit der Feststellung: "Ich Spiegel sehe eine ganz andere, wer bin denn ich?" Und: "Meine Mutter hat Demenz, alles wird anders, wo ist mein Ziel, was will ich?"

"Pilgern will ich schon einmal nicht." Das war schon eine Aussage, aber noch keine Antwort. Im Café, das die Freundinnen betreiben, sei genaues Rechnen und Kalkulieren gefragt, das Finanzamt verlange Abgaben, die "wir gar nicht erwirtschaftet haben". Eine weitere Baustelle neben der Frage nach dem Ich oder was mit der Mutter wird.

Beweisfoto auf dem Tisch

Doris: "Ich hatte heute Morgen schon so ein ungutes Gefühl, so langsam dämmert mir der Grund." Ein Glücksfall ist die blutjunge Nicki, die im Café hilft, voller Elan und Geschick. Aber dann kommt der Herr des Hauses, der elegante Jörg, nach Hause, lässt sich bedienen, wirft ein wohlwollendes Auge auf Nicki, die wirft ein böses Auge zurück und verkündet, sie sei sein Kind, das er nie wollte, er habe ihre Mutter sitzengelassen, sie knallt ein Beweisfoto auf den Tisch. "Raus", schreit Jörg mit hochrotem Kopf.

Fragen an die Autorin

Gaby Hauptmann klappt das Buch zu. Schweigen im Café. "Dieses Buch ist ein Buch voller Baustellen", erklärt sie, da dürfte sich das Erarbeiten dieser Baustellen lohnen. Ohje, schnell noch eine Lieblingsgeschichte von vier Paar Schuhen, ein Brüller, erleichtertes Lachen, dann steht die Autorin für Fragen, Signaturen und mehr zur Verfügung, die Stimmung ist gelöst, die Lesung war ein großer Erfolg.