„Glücksmomente“ heißt die Aktion des Roten Kreuzes, die Holger Much mit den Spenden seines musikalischen Leseabends im Bergcafé unterstützt. Passt doch, denn schließlich hat er auch seinem Publikum Glücksmomente beschert – und wie schöne.
„Wenn mal ein Buch mit Illustrationen von mir im Schrank steht, könnte ich glücklich sterben“, hatte sich Holger Much vor 23 Jahren gedacht.
Zum Glück für seine Fans ist der Albstädter Künstler, Autor, Musiker und Journalist quicklebendig, hat inzwischen rund 70 Bücher illustriert und vier davon selbst geschrieben, wie er seinem Publikum im gerammelt voll besetzten Bergcafé verraten hat. Aus dem druckfrischen „Mondlieder und Mottentänze“ servierte Much seinen Fans erste Kostproben: „Texte aus dem Nimmerzimmer“, wie der Untertitel lautet.
„Wie kommt man auf die Idee, in der heutigen Zeit Lyrik zu verfassen“ hatte er sich vor Erscheinen seines ersten Gedicht-Bandes „Das Licht im Dunkeln“ einst gefragt. „Das kauf doch keiner!“ Inzwischen ist die dritte Auflage vergriffen und aus „Herbstwalzer“ – das Gedicht war die Initialzündung zum Schreiben des Buches – ein Liedtext zu einem wunderschönen Musikstück, das er mit dem Gitarristen Ralf Gugel geschrieben, mit ihm und Sigrun Backu an der Violine eingespielt und mit Luci van Org eingesungen hat – in deren früherem Kleiderschrank, der heute ein Tonstudio ist.
„Die Nacht wirft ihre samtenen Tücher aus“
Wie fantastisch Holger Much singen und übrigens auch Flöte spielen kann, womit er die mystische Note seiner Lieder unterstreicht, mag manche überrascht haben im Bergcafé. Wie gut er schreiben kann freilich wissen seine Fans schon: „Während die Nacht begann, am Horizont ihre samtenen Tücher auszuwerfen“ lauschten sie, genießerisch versonnen, eben solchen Sätzen, die Much mit seiner sanften Stimme auf der Zunge zergingen wie Sahnekaramellbonbons.
Selbst seine Prosa hat Poesie. „Das schwarze Tier“ hat er mit Florentine Joop, der Tochter des Mode-Designers, geschrieben, die im Internet über ein Gedicht Muchs „gestolpert“ war. Zwei, drei Mails, ein Telefonat und einen gemeinsamen Leseabend während der Literaturtage Albstadt später beschlossen sie, das Märchen zusammen zu schreiben: Much machte den Aufschlag, sie schrieb weiter, schickte es ihm, und so entstand im Ping-Pong die Geschichte vom alten Fischer, der von der Rabenprinzessin ins Rabenhort gebracht wird. Ein dramatisches Werk, „aber es geht gut aus“. Genau wie die Geschichte „Mrs. Burke und der Feenhügel“ aus dem neuesten Werk, die Much „wirklich erlebt“ hat, wie er versichert, als er „zu Interrail-Zeiten mit einem Freund in Irland war“.
Die Fantasie hat Zeit, umherzuwandern
Muchs Geheimnis: Er nimmt sich Zeit beim Fantasieren und Schreiben, gibt seinen Gedanken Raum, umherzuwandern, neugierig in Nischen zu blicken. Und ins „Nimmerzimmer“. Seine Realität trägt keine Fußfesseln. Seine Tatorte sind nicht von Flatterbändern umzingelt. Alles ist erlaubt. Das gilt auch für seine Illustrationen: „Holgers wunderwutzelige Wechselwesen“ sind 20 aufwendig gestaltete Fabelwesen auf je drei Klappen, die sich zu 8400 unterschiedlichen Figuren kombinieren lassen. Das Buch ist längst vergriffen, doch auf das Werk mit Gedichten zu jedem Fabelwesen dürfen sich die Fans jetzt schon freuen – es wird bald erscheinen, und die Kostproben daraus machten die Zuhörer im Bergcafé jetzt schon schmunzeln.
Das Sahnhäubchen auf dem Abend in Burgfelden aber waren die vertonten Gedichte, die Much mit hell-sonorer Stimme haucht. Er hüllt sie in ein Kleid perlender Töne, und man möchte lauschen – bis zum Sanktnimmerleinstag.
Auf Eintritt hat Holger Much zugunsten von Spenden für das Glücksmomente-Fahrzeug verzichtet, mit dem das DRK Schwerstkranken letzte Wünsche erfüllt.
www.drk-zollernalb.de/angebote/soziale-dienste/gluecksmomente.html
Das Buch
„Mondlieder und Mottentänze“
von Holger Much ist in der Edition Outbird in erster Auflage im März 2025 erschienen. Covergrafik und Illustrationen sind von Holger Much, das Vorwort von Germaine Paulus. ISBN: 978-3-948887-78-0; 100 Seiten, gebunden, 17,90 Euro.