Hajo Schörle hat das Buch seiner Schwester Armgard Schörle herausgegeben Foto: Kunert

Jeder kennt dieses Wort: Supercalifragilisticexpialigetisch. Es ist die Zauberformel, mit der Mary Poppins im gleichnamigen Walt Disney-Film auf wundersame Weise die Kinder der Familie Banks mit ihren Eltern aussöhnt. Im Nagolder Buch&Bild-Verlag ist jetzt ein Buch erschienen, das allen Eltern auf einem solchen Weg helfen will.

Nagold. "Spielend in die Kraft" heißt es, wurde von der Pädagogin Armgard Schörle in jahrelange Kleinarbeit zusammengetragen, von ihrem Bruder, dem Nagolder Verleger Hajo Schörle, jetzt als aufwendiges Hardcover herausgebracht. Und von dessen Sohn Marvin – wie der Papa gelernter, selbstständiger Grafikdesigner – aufwendig gestaltet. Eine echte Familien-Produktion also. Die auch bei der Arbeit schon ein wenig für Verleger und Sohn das war, was dieses Buch allen sein will: ein Versöhner zwischen den Generationen. Ein Buch, das Eltern zeigt, wie sie selbst "das innere Kind" wieder entdecken können – um so die eigenen Kinder (wieder) besser zu verstehen.

Man kann das tatsächlich auch den "Mary-Poppins-Effekt" nennen. Denn genauso wie diese märchenhafte Nanny den spröden Londoner Banker Mister Banks wieder mit allerlei Spaß in die an unendlicher Fantasie reiche Welt seiner Kinder heranführt, versucht auch das Buch "Spielend in die Kraft" – wie es auch der Buchtitel andeutet – seine Leser mit Anleitungen zu jeder Menge kreativen Spielen, Geschichten erzählen, Abenteuer erleben zurück auf die Ebene unserer Kinder zu bringen. Denn wenn für Eltern – und ihre Kinder – das Leben zu einem einzigen großen Spaß, eben ein aufregendes Abenteuer wird, kommt die selbstbewusste Kraft, auf dem richtigen Weg zu sein, ganz von alleine – so Autorin Schörle.

Ursprung des Buches vor vielen Jahren

Der Ursprung der Idee zu diesem Buch sei dabei bereits vor vielen Jahren entstanden, als sich in ihrer pädagogischen Arbeit mit Kindern – Armgard Schörle ist auch Autorin eines Standardwerks zur Reittherapie für Kinder – bei einem der von ihr veranstalteten Kurse eben für Kinder auf einmal eine ganz eigene Dynamik entwickelt habe: Aus der einfachen Idee für ein Spiel entwickelten die Kinder spontan einen komplexen, eigenen Fantasie-Kosmos, in dem sich ganz von selbst jede Menge – aus Erwachsenen-Sicht – positiver Effekte einstellten: "Die Kinder halfen sich gegenseitig, sie steckten zurück gegenüber den Spielkameraden, wenn es mal nötig war, sie teilten ganz selbstverständlich – und das komplett ohne irgendeine Anleitung, Führung – sondern einfach aus sich selbst heraus."

"Da steckte soviel Kraft und Energie drin"

Das Titelfoto des neuen Buches "Spielend in die Kraft" zeigt tatsächlich diese Kinder von damals – die Aufnahme ist über 20 Jahre alt, die Kinder von damals "haben heute längst eigene Kinder". Aber "die Situation damals war so genial", lässt Autorin Armgard Schörle die besondere Magie dieses einschneidenden Erlebnisses wieder aufleben, "da steckte soviel Kraft und Energie drin!" Weshalb sie damals angefangen habe, solche außergewöhnlichen Praxis-Erfahrungen aufzuschreiben und genau zu protokollieren.

Und mit den Jahren entstand dann die jetzt vorliegende, umfassende Textsammlung, die auch wie ein Wegweiser für Eltern, Betreuer, Erzieher und auch Therapeuten eben durch den Fantasie-Dschungel der Kinder wirkt. Wobei "wirkt" hier wirklich "wirken" meint: Wer sich auf die angebotenen Spiele-Anleitungen einlässt, wird ganz von alleine in diesen, vor allem durch kindliches Spiel geprägten Kosmos mit sanfter Gewalt hineingezogen – kann sich der Wucht der eigenen Endorphine beim Spielen und Entdecken wie einst als Kind nur schwer entziehen.

Buch will keine Bedienungsanleitung sein

Allerdings: "Ein Erziehungsratgeber oder gar eine Bedienungsanleitung für die eigenen Kinder will dies Buch auf keinen Fall sein", erklärt die Autorin – auch wenn ihr klar sei, dass ihr neues Buch eben als solches zum Beispiel in Buchhandlungen oder Bibliotheken einsortiert werden würde. Das Buch solle viel mehr ein "Brückenbauer" sein zwischen den Generationen: "Viele Probleme, die Kinder mit ihren Eltern haben, rühren nach meiner Erfahrung vor allem daher, dass die Eltern den Bezug zu ihrer eigenen Kindheit mit dem Leben nach und nach komplett verloren haben." Diese Welt – spielerisch – wiederzuentdecken, dabei sollen die schon manchmal auch meditativen Texte und vor allem die Spiel- und Fantasien-Anregungen beitragen.

Drehbuch des eigenen Seines neu schreiben

Weshalb – und das sei eine sehr gute Anregung vom Buchgestalter Marvin gewesen, selbst ja Sohn und Neffe – die einzelnen, in sich abgeschlossenen Kapitel dieses Buches auch nicht Kapitel heißen, sondern Szenen: Insgesamt 59 davon gibt es in dem Buch. Und wie in einem Film des eigenen Lebens könne man so "Szene für Szene", auch wenn man sie mal nicht in der Reihenfolge wie im Buch nachspiele und nacherlebe, das Drehbuch des eigenen Seines neu schreiben. Und dabei eben das innere Kind in sich selbst neu- und wiederentdecken. Eben ein Stück weit tatsächlich wie bei Mary Poppins: Bei der sich mit Sprüngen in gemalte Bilder, an die Decke gelachten Tee-Tafeln und einem magischen Zauber beim Aufräumen auch solche Tugenden wie Empathie für Schwächere oder die Wertschätzung der verbrachten Zeit mit den eigenen Kindern einstellen. Bei Eltern, wie bei den Kindern.

Das Buch

Das Buch "Spielend in die Kraft - Über das Erfinden stärkender Spiele und Geschichten in Therapie und Pädagogik" von Armgard Schörle ist im Nagolder Buch&Bild Verlag erschienen, hat 292 Seiten und ist überall im Buchhandel oder direkt beim Verlag (www.schoerle.de) erhältlich und kostet als gebundene Hardcover-Ausgabe 22 Euro.