Einzige Einkommensquelle während des Lockdowns ist die Landwirtschaft. Was über den Eigenbedarf hinausgeht, wird auf dem Markt verkauft. Foto: Krackhartd

Flutkatastrophen in Deutschland, Waldbrände im Süden: Die Zahl der Schreckensmeldungen nimmt zu. Darüber, befürchtet Gisela Swoboda, werde die Not in Bangladesch möglicherweise vergessen

Balingen/Huzurikanda - Diese Not sei – auch bedingt durch Corona – sehr groß: "Seit März 2020", weiß die engagierte Balingerin, "sind die Schulen geschlossen, wir können keine Ausbildung zum Paramedic oder Optiker mehr anbieten, und wir müssen unsere Azubis auf dem Stand beschäftigen, auf dem sie sind."

Erschwerend komme hinzu, dass die schwere Corona-Welle, die in Indien wüte, auch in Bangladesch zum totalen Lockdown geführt habe: "Die Betriebe sind geschlossen, die Menschen haben keine Arbeit mehr. Auch Tagelöhner werden nicht mehr beschäftigt."

Schon viel ermöglicht

Die Folge: Die Menschen seien aus den Städten in das ländliche Gebiet um Huzurikanda zurückgekehrt, wo die "Brücke Balingen-Bangladesch" mit Unterstützung der Schmitz-Stiftung und der Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg einen Augen-OP und den Bau einer Apotheke ermöglicht und Ausbildungsräume für angehende Optiker und Paramedics geschaffen hat.

Neuerdings werde neben Augenbehandlung und – Operationen auch eine allgemeinmedizinische Behandlung angeboten. Etwa 1000 Euro koste das pro Monat, ein Jahr lang werde es von einem Spender voll finanziert.

Aber die Menschen in Huzurikanda, sagt Swoboda, hätten derzeit andere Sorgen: Ohne Arbeit fehle ihnen das Geld, und "wer denkt schon daran, sich eine Brille zu kaufen, wenn er einen leeren Magen hat"?

Sie zeigt den Tätigkeitsbericht aus Bangladesch, in dem die Zahlen festgehalten sind: 2530 Brillen sind demnach im Jahr 2019 verschrieben worden, 2020 waren es noch 706, im laufenden Jahr 64. 2019 noch 261 Augen-OPs durchgeführt, ein Jahr später 181, und in diesem Jahr erst vier.

Lenen Rahaman, der das Projekt von bengalischer Seite aus betreut, habe wegen des Lockdowns seit Weihnachten in Deutschland bleiben müssen und erst vor zwei Wochen wieder in seine Heimat fahren können. Er schreibt an Gisela Swoboda, dass es in der neben dem Krankenhaus neu gebauten Apotheke keine Medikamente mehr gebe. Die, die es gebe, könne sich kaum jemand leisten.

Programm gestartet

Einzige Lösung: Die Menschen müssten eine Beschäftigung finden, mit der sie wieder Geld verdienen könnten. Erlaubt seien aber nur "einkommensschaffende Maßnahmen", weiß Gisela Swoboda. Sprich, Landwirtschaft für den Eigenbedarf, und möglicherweise auch etwas, das man auf dem Markt verkaufen kann.

Mit Stiftungsgeldern sei ein Programm gestartet worden, um Früchte und Gemüse zu trocknen und haltbar zu machen. Im Moment könne man nicht viel tun, außer Spenden sammeln, sagt die Vorsitzende der "Brücke Balingen-Bangladesch".

Dieser Tage seien 1000 Euro nach Bangladesch geschickt worden – für Medikamente, für Saatgut, für Schutzmasken für die Helfer. Denn viele Menschen in Huzurikanda seien an Corona erkrankt, häufig schwer, darunter auch Mitarbeiter des Hilfsprojekts. Nur die Wenigsten seien geimpft.

Die allgemeinmedizinische Versorgung laufe noch, ebenso das Mutter-Kind-Programm, "und wenn jemand eine Brille braucht, bekommt er sie".

Info: Spenden

nSpenden können auf die Konten des Vereins Brücke Balingen-Bangladesch bei der Sparkasse Zollernalb und bei der Volksbank Hohenzollern-Balingen eingezahlt werden.