Eine große Narrenschar bevölkerte gestern den Brigachtaler Dorfplatz, um die Rathausstürmung mit zu erleben. Fotos: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathaussturm in Brigachtal / Große Plage mit der Kassenlage / Bei Ebay günstig Dukatenesel ersteigert

Brigachtal - Schon in den frühen Vormittagsstunden stürmten gestern Narrenzunft, Schore-Hexen und Bondelfleck in die Schule, um die Lehrer zum Nachsitzen zu verdonnern und die Schüler in den Märchenwald zu führen.

Der war anscheinend über Nacht vor dem Eingangsbereich des Rathauses gewachsen. Wo man hin schaute – überall standen und hingen große Tannenbäume.

"Märchenwald" stand auf einem Schild und so war es kein Wunder, dass aus dem Haus keine Angestellten, sondern bunte Märchenfiguren heraus kamen. Zwerge, Kobolde, Feen, Grafen, Schneewittchen und auch Frau Holle, die noch in der Nacht zuvor fleißig war und für einen verspäteten Winter sorgte.

Auf dem Dorfplatz drängten sich große und kleinen Narren und riefen laut "Hoorig Miau". Der Gruß galt dem gestiefeltem Oberkater, den die Narrenschar zuvor mit Mäusen aus dem Haus gelockt hatte. Dem wollten sie den goldenen Rathausschlüssel abluchsen, doch zuvor musste er sich einiges anhören.

Zunftmeister Jürgen Häßler sprach von einer finanziellen Flaute und verlangte eine Erklärung vom Kämmerer Maute. Es sei eine große Plage mit Brigachtals Kassenlage. "Wer vorwärts gehen will, der muss was riskieren und etwas investieren. Man muss rote Zahlen wagen, die später gute Früchte tragen", verteidigte sich der Schultes.

Doch der Zunftmeister ließ nicht locker: "Da läuft im Rathaus wohl was schief!" bemerkte er. Über der Kirche würden düstere Wolken hängen, wegen des Kindergartens. Und ein Dauerbrenner sei die Schule. So viele Investitionen, und das obwohl doch die Geburtenzahlen zurückgehen. Und dazu noch die Ausgaben für das Glasfasernetz. Aber auch hier wusste sich der gestiefelte Kater zu verteidigen: Die Kosten für den Kindergarten müsse die Gemeinde stemmen. Im vergangenen Jahr seien in Brigachtal 51 Kinder zur Welt gekommen. Auch das Glasfasernetz sei nötig, denn sonst wäre Brigachtal von der Welt abgeschnitten. "Wer soll das bezahlen?" sang das Volk und wurde beruhigt. Die Verwaltung nämlich hatte bei Ebay günstig einen Dukatenesel ersteigert, der gleich zeigte, was er konnte. Rasch war ein Korb mit Dukaten gefüllt und der Schultes warf sie großzügig mit beiden Händen in die Menschenmasse.

Ebenso großzügig übergab er dem Zunftmeister den Rathausschlüssel. Aber dafür musste dieser zusammen mit der Oberhexe Gebhard Fischer einen dicken Baumstamm durchsägen, der vor der Rathaustür lag. Das war für beide recht schweißtreibend, doch groß war der Jubel, als es geschafft war und die Narrenschar nun bis zum Ende der Hohen Tage das Regiment führen darf. Zum sichtbaren Zeichen wurde auf dem Dorfplatz der Narrenbaum aufgestellt.