Frauen sind im Brigachtaler Gemeinderat unterrepräsentiert, zumindest dahingehend ist man sich einig (von links): Bettina Appel, Renate Pendzialek, Simone Wohlgemuth, Brita Krebs und Nicole Käding mit Sohn Ben. Foto: Hahnel Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalwahl: Parteiübergreifende kleine Gruppe diskutiert kontrovers / Moderator wird zur Zielscheibe

Bettina Appel (Pro Brigachtal) macht sich Gedanken zum Frauenanteil im Gemeinderat, am von ihr initiierten Runden Tisch wurde durchaus kontrovers argumentiert.

Brigachtal. Lediglich vier Damen folgten Appels Einladung. In Frage gestellt wurde gar, ob man sich des Themas überhaupt annehmen müsse. Letztlich waren sich die Anwesenden im neu eröffneten Ciao Ciao an der Siedlerstraße einig, dass Frauen innerhalb der kommunalen Bürgervertretung unterrepräsentiert sind – dieser Konsens sollte doch überraschen.

Simone Wohlgemuth (CDU) etwa gab sich eingangs kopfschüttelnd und formulierte: "Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum wir uns jetzt treffen." Weshalb die Christdemokratin dann überhaupt erschienen ist, blieb zu fragen. Das war unter anderem bezeichnend für eine nicht ganz ohne Spannungen verlaufende Runde.

Appel wollte ein fraktionsübergreifendes Treffen und nicht nur den Frauenanteil thematisieren. Zum weiteren Gedankenaustausch, etwa die Überauchener Dorfmitte oder das Gewerbegebiet Kreuzäcker betreffend, sollte es gar nicht kommen.

Moderator Josef Vogt hatte einen schweren Stand und wurde schließlich zur personifizierten Zielscheibe. Die für die Bürgerinitiative Brigachtal ins Rennen gehende Brita Krebs herrschte den seinerseits bei Pro Brigachtal eingeschriebenen langjährigen Kommunalen mitunter an: "Herr Vogt, Ihre Worte zum Einstand heute empfinde ich als schon etwas erniedrigend. Zudem stelle ich Ihre Neutralität in Frage." Was hatte Josef Vogt gesagt?

Der erfahrene Gemeinderat ließ die kommunalpolitischen Jahre Revue passieren und konstatierte: "Manchmal trauen sich Frauen auch nicht, politisch aktiv zu werden. Es fehlt außerdem an Konstanz. Oft verlassen sie als gewählte Vertreterinnen den Gemeinderat nach nur einer Periode wieder. Das ist schade, Frauen haben ja nicht nur zu Kindertagesstätten eine Meinung."

Klar und verständlich äußerte sich die Sozialdemokratin Nicole Käding zum Frauenanteil. Für die junge Mutter ist der Brigachtaler Gemeinderat deutlich männerdominiert: "Wir haben hier gebaut und nicht allein deshalb einige Gemeinderatssitzungen besucht. Uns ist schon aufgefallen, dass die Männer das Sagen haben. Das Gremium ist meiner Ansicht nach auch etwas zu alt."

Beim Thema Frauenanteil ist es Renate Pendzialek nicht richtig wohl. Die Christdemokratin schloss sich inhaltlich den Ausführungen von Brita Krebs an. Diese hatte beim Runden Tisch aber nicht ausschließlich Josef Vogt im Blick. "Zumindest die Frauen hier engagieren sich doch und kandidieren. Es braucht eben Zeit. In politischen Belangen möchte ich übrigens gar nicht als Frau, sondern als Individuum wahrgenommen werden", so Krebs.

Und Bettina Appel? Die Initiatorin dürfte sich einen anderen Gesprächsverlauf gewünscht haben. Unterm Strich hat die 33-Jährige mit dem Einberufen einer nicht ganz leicht zu bewertenden Frauenrunde aber doch etwas erreicht. Appels Position ist klar, zwei Frauen im Gemeinderat sind ihr zu wenig. "Ich habe auch eingeladen, um das gegebenenfalls zu ändern. Partei- und Gruppenzugehörigkeit sind diesbezüglich sekundär."