Ein Weißstorchenpaar hat sich in Brigachtal auf einem Strommasten seinen Nistplatz eingerichtet. Foto: Kaletta

Storchenpaar sucht sich auf 380.000-Volt-Leitung einen eher ungewöhnlichen Nistplatz aus.

Brigachtal - Spürbar zieht der Frühling ins Land, und mit ihm kam auch wieder das Storchenpaar, das auf einem 40 Meter hohen Hochspannungsmast seinen Nistplatz ausgesucht hat.

Meister Adebar ist in Brigachtal kein Unbekannter mehr, in diesem Jahr ist er bereits zum vierten Mal da, seine Storchendame hat er nun zum zweiten Mal dabei. Ob er sie aus seinem Winterquartier mitgebracht hat oder ob hier auf der Suche nach einer Lebensgefährtin fündig geworden ist, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden.

Was den Nestbau anbelangt, scheint das Storchenpaar einen besonderen Geschmack zu haben. In der Regel bauen die Tiere in europäischen Gefilden ihre Nester auf Hausdächern oder auf Kirchtürmen. Nicht so das Storchenpaar, das sich in Brigachtal niedergelassen hat, wo es seinen Nachwuchs aufziehen möchte. Es bevorzugt einen Strommasten der 380.000-Volt-Leitung, vielleicht der schönen Aussicht wegen. Vermutet wird, dass die Vogelwarte in Radolfzell, wieder eine Beringungsaktion starten wird, wenn der Storchennachwuchs da ist. Das Beringen der Jungstörche wurde in den vergangenen beiden Jahren von zwei Freiluftmonteuren der EnBW übernommen. Normalerweise gehört das nicht zur Aufgabe des Energieversorgers, doch wenn sich ein Storchenpaar entschlossen hat, seinen Nachwuchs auf einem Hochspannungsmast aufzuziehen, macht das Unternehmen eine Ausnahme.

Den Aufzeichnungen der Vogelwarte ist zu entnehmen, dass die Landesregierung 1984 ein Wiederansiedlungsprogramm für Weißstörche startete, da es zu diesem Zeitpunkt nur noch 18 Storchenpaare in Baden-Württemberg gab. Mittlerweile sei diese Zahl auf über 450 angestiegen, was sich auch in der Region bemerkbar macht. Hier wurde 1995 nur ein Paar registriert. Im vergangenen Jahr waren es mehr als zwölf, mehrere ließen sich im Bad Dürrheimer Ortsteil Sunthausen nieder.