Ein spezieller Eigenbau: Rolf Jauchs "Staubsauger". Foto: Jauch Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Rolf Jauch restauriert alte Maschinen und werkelt auch an Eigenbauten

Schon von Kindesbeinen an war der gebürtige Schwenninger fasziniert von motorisierten Zweirädern aller Art. In seinem Haus in Brigachtal-Kirchdorf frönt der 77-Jährige nach wie vor seinem Hobby. Unzählige alte Maschinen hat er restauriert, und so mancher Eigenbau trägt seine Handschrift.

Brigachtal. "Nicht erschrecken, es ist nicht aufgeräumt", warnt der Hausherr vor dem Gang in den Keller, in dem er seit Jahr und Tag werkelt. In Wandschränken lagern Schrauben, Muttern, Federn, Motorteile, Werkzeug, alles sortiert und in beschrifteten Schubladen. Maschinen stehen an den Wänden, auf der Werkbank liegen weitere Utensilien, und der Geruch verrät: Hier lagert kein Obst, hier werden alte Maschinen, mitunter Schrotthaufen, zu neuem Leben erweckt.

Vier Prachtexemplare warten in der Garage

"Ich hab halt einen Spleen, aber wer hat keinen", fragt Jauch rhetorisch und stellt dem staunenden Besucher die im Keller stehenden Objekte vor. Rechts grüßen ein noch weitgehend nackter, polierter NSU-Rahmen und diverse Einzelteile, mit denen er in nächster Zeit bestückt werden soll, links glänzt eine seltene italienische Mival, die er dem Verfall entrissen und zu einem Schmuckstück gemacht hat. Auf Gleiches ("die kommt im Winter dran") darf sich nebenan eine arg ramponierte Ardie (Baujahr 1952) und deren in der Schweiz lebende Besitzer freuen. Was folgt, ist ein Objekt der besonderen Art: Ein ausladender Zweiliter-VW-Motor und der extrem lange Rahmen signalisieren: Hier entsteht ein wahres Ungetüm mit Seitenwagen.

Vor dem Gang in den Keller hat Jauch bereits seine Garage geöffnet, in der vier Prachtexemplare stehen, natürlich alle zugelassen und fahrbereit. Ganz vorne blitzt der "Staubsauger", wie er seinen Eigenbau (Baujahr 58) aus unterschiedlichsten Komponenten gerne bezeichnet. "Und weil alle Theorie grau ist und die Seele eines Motorrades sich erst öffnet, wenn der Motor Laut gibt, macht Jauch den Benzinhahn auf, schaltet die Zündung ein, tritt vier-, fünfmal auf den Kickstarter, dann brettert der Motor los.

Alte Werksanleitungen helfen in der Not

Auch wenn der Besitzer seinen Stolz nicht offen zur Schau stellt, die Freude sieht man ihm an. Klar, liebend gerne würde er mit der Maschine sofort auf die Straße, doch gesundheitliche Probleme zwingen ihn derzeit zur Passivität.

Schraubenschlüssel und andere Gerätschaften müssen Fahrtwind und Schräglage ersetzen, was sich aber bald wieder ändern soll.

Denn Jauch will seine Motorräder wieder bewegen, vorzugsweise die schwarze 750er-BMW (Baujahr 1935) mit Seitenwagen. Dann steigt auch seine Frau Andrea gerne mit ein und lässt sich den Wind um die Nase wehen. Einen Motorrad-Führerschein hat sie nicht, dafür jede Menge Verständnis für das Hobby ihres Mannes, den sie 1990 bei der Geburtstagsfeier eines Freundes kennengelernt hatte.

Beide waren damals noch verheiratet, wurden 1992 dann ein Paar, aufs Standesamt ging es allerdings erst 2009. "Bis dorthin lebten wir in Sünde", verrät Jauch schmunzelnd. Wenn er an Motoren werkelt, ist auch seine Frau kreativ tätig: Sie malt und bastelt, steht aber dann und wann ebenfalls unten im Keller, um dem Motorrad-Chirurgen das Besteck zu reichen. Selbiges hat er inzwischen an Fabrikate aller Art gelegt. Egal ob BMW, Horex, NSU, Adler oder andere, Jauch weiß, was er zu tun hat. Und wenn es mal etwas klemmt, was selten genug vorkommt, dann geht er in eine kleine Kammer, in der Unmengen alter Betriebs- und Reparaturanleitungen lagern, fein säuberlich abgeheftet in Ordnern. "Die sind inzwischen eine Menge wert", sagt Jauch.

Ein Führerschein ist zunächst Nebensache

Neben seinem "Staubsauger" und der BMW warten weitere Pretiosen in der Garage darauf, dass ihr Herr wieder auf den Sattel steigt: eine MV Agusta (Baujahr 1953), eine schmucke Standard (1927) und die blitzblanke Maico (1952), alle drei jederzeit bereit für kleine Ausflüge, die allerdings etwas seltener werden, denn Jauch räumt ein: "Ich bin inzwischen nur noch ein Schönwetterfahrer." Früher war das anders, da spielte das Wetter keine Rolle. Als Jugendlicher auch die Tatsache nicht, keinen Führerschein zu haben. Eines Tages gab der Schwenninger Polizei-Revierleiter Jauchs Mutter den dringenden Rat, ihren mehrfach ertappten Filius zum Führerschein zu bewegen. Und weil der besorgte Revierleiter die Jauchs gut kannte, durfte der junge Rolf per Sondergenehmigung schon mit 16 gleich den "Einser" machen und fortan Motorräder jeglichen Kalibers bewegen. Die Saat für das spätere Hobby war gelegt.

Warum hat einer, der schon in Kindertagen dem Motorradbauer Götz im Villinger Riet ständig im Weg stand und interessiert auf die Finger schaute, Schreiner und nicht Mechaniker gelernt? "Weil mir die Arbeit mit Holz damals besser gefallen hat", antwortet Jauch und verweist auf seine über 50 Berufsjahre in diesem Metier, davon viele beim Schwenninger Möbelhaus Mehne und später als Betriebsschreiner bei der Firma Steinel.

Und irgendwie passen Beruf und Hobby dann doch zusammen: Die Gussformen für seine metallenen Antriebsaggregate erstellt Jauch nämlich selbst her – aus Holz. Besondere Wünsche für die Zukunft hat er nicht. Bald wieder fahren können, das wäre schön. Und natürlich so lange schrauben, bis ihm der Schlüssel aus der Hand fällt.

Der gebürtige Schwenninger Rolf Jauch (77) ist seit Kindertagen begeisterter Motorrad-Fan. Im Keller seines Hauses in Brigachtal-Kirchdorf, das er mit seiner Frau Andrea bewohnt, schraubt und bastelt der gelernte Schreiner an alten Maschinen der unterschiedlichsten Marken. Unzählige Oldtimer hat er restauriert, zudem aus alten Komponenten Eigenbauten entwickelt, von denen einige in Museen stehen. Jauch war lange Vorstandsmitglied beim Hammerstadt-Revival, dem beliebten Treff der Oldtimer-Piloten. 2017 legte er sein Amt aus Altersgründen ab.