Werner Bennetz (stehend) hat seine Praxis an seinen Sohn Ralf übergeben. Foto: Schimkat

Als Hausarzt mehr Zeit für Patienten. Gegen den Trend: Kein Ärztemangel in Brigachtal.

Brigachtal - In vielen ländlichen Regionen fehlen Hausärzte, nicht so in Brigachtal: Werner Bennetz hat seine Praxis, seit 2002 hat er eine Gemeinschaftspraxis mit Andrea Ulrich, an seinen Sohn Ralf Bennetz übergeben.

"Ich bin jetzt bei meinem Sohn angestellt und arbeite noch 20 Stunden in der Woche", erklärt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Vor 42 Jahren eröffnete Bennetz seine Praxis für Allgemeinmedizin in Brigachtal in der Fichtenstraße.

Davor arbeitete er zwei Jahre als Assistenzarzt in Waldshut, dann zweieinhalb Jahre in der Klinik in Schwenningen. 2002 begann er die Gemeinschaftspraxis mit Andrea Ulrich, 2014 wurde die Gemeinschaftspraxis in die Ringstraße verlegt. Er möchte noch mit reduzierten Stunden für seine Patienten da sein, so Bennetz. In der Fichtenstraße, wo er auch wohnte, hätten Patienten zu allen möglichen Uhrzeiten bei ihm privat geklingelt, auch nachts, das gebe es jetzt zum Glück nicht mehr, betont er. Zudem sei er auch am Wochenende erreichbar gewesen, das habe sich jetzt durch die Notfallpraxis im Klinikum geändert. Dort übernehme er auch noch regelmäßig Dienste, beklagt aber, dass sehr viele Patienten wegen Kleinigkeiten in die Notfallpraxis kommen würden, da sie in der Praxis bei ihrem Arzt nicht so lange warten wollen. "Dann verlangen sie in der Notfallpraxis auch noch Labor- und Ultraschalluntersuchungen", zeigt er wenig Verständnis.

Studium der Wirtschaftsinformatik

Ralf Bennetz schlug zuerst einen anderen beruflichen Weg ein, bevor er sich für den Arztberuf entschied und noch einmal von vorne anfing. Aufgewachsen in der Fichtenstraße studierte er nach dem Abitur Wirtschaftsinformatik mit Masterabschluss in Furtwangen. Schon während der Ausbildung habe er gemerkt, dass die Aussicht, sein Berufsleben vor dem Computer zu verbringen nicht so sein Ding war. Nachdem er eine Ausbildung zum Rettungssanitäter beim Roten Kreuz Freiburg absolvierte, sei für ihn klar gewesen, dass er Arzt werden will, erklärt er. Er studierte zwölf Semester Medizin in Freiburg. Nach dem Staatsexamen arbeitete er insgesamt drei Jahre als Assistenzarzt in der Inneren Medizin, der Notaufnahme und der Intensivstation im Klinikum in Villingen-Schwenningen.

Ihm sei dort klar geworden, dass er als Hausarzt nicht nur mehr Zeit für seine Patienten habe, sondern diese auch besser kennenlerne und besser einschätzen könne. Zudem könne er in einer Hausarztpraxis ein Vertrauensverhältnis zu seinen Patienten aufbauen, fährt er fort. Es war für Ralf Bennetz ein Glücksfall, aber auch für die Patienten, dass die Gemeinschaftspraxis seines Vaters und Andrea Ulrich eine Weiterbildungsermächtigung besitzt, sodass er hier einsteigen konnte. Zwei Jahre arbeitete er in der Praxis, war danach noch drei Monate in der Notaufnahme im Klinikum Tuttlingen tätig.

Im Dezember 2018 fuhr er nach Freiburg zur mündlichen Prüfung für den Facharzt in Allgemeinmedizin. Auf die Frage, ob er noch einmal büffeln musste trotz seiner mehrjährigen Erfahrung als Arzt, antwortet er: "Ich habe noch einmal alle Gebiete durchgenommen." Mit der bestandenen Prüfung konnte er im Juli die Praxis seines Vaters übernehmen. "Es war der richtige Weg, es gefällt mir hier sehr gut, ich habe viel Verantwortung, auch wenn das Formellle nach der neuen Datenschutzverordnung noch einmal zugenommen hat", erklärt er.