Der Netto-Markt in Kirchdorf war Schauplatz des Überfalls am Mittwochabend. Foto: Eich

Statt Geldbeutel zu zücken, fuchtelt Mann an Kasse plötzlich mit Pistole herum. Anschließend in Wald geflüchtet.

Brigachtal-Kirchdorf - Nach einem bewaffnetem Überfall auf den Netto-Discounter am Mittwochabend in Kirchdorf konnte der Täter trotz einer umfangreichen Fahndung unerkannt flüchten. Die Tat lief laut Polizei ungewöhnlich ab.

War dies alles so geplant? Oder überkam dem Täter die Idee kurzfristig? Diese Fragen dürfte sich die Ermittler nach einem Überfall am Mittwochabend gegen 18.45 Uhr in Kirchdorf stellen. Schauplatz der Tat war der Nettomarkt in der Straße "An der Kälberweid".

Zu dieser Zeit habe ein Mann den Lebensmitteldiscounter betreten und sich zunächst als Kunde ausgegeben, wie Polizeisprecherin Sandra Kratzer auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet. Nach seinem Einkauf sei er mit seinen Waren an die Kasse gegangen. "Dort hat er dann gesagt, er habe kein Geld und wolle die Sachen zurücklegen lassen", so Kratzer.

Kunde wird zum Täter

Tatsächlich verließ der angebliche Kunde den Netto, um kurze Zeit später erneut an der Kasse zu stehen. Kratzer: "Die Kassiererin hat dann seine Waren wieder hingestellt." Doch statt sein Geldbeutel zu zücken, um zu zahlen, fuchtelte der Mann plötzlich mit einer Pistole herum. Mit Gesten habe er deutlich gemacht, dass er das Geld aus der Kasse möchte.

Dies habe die völlig verdutzte Mitarbeiterin ihm auch ausgehändigt, ehe der Kunde, der sich letztenlich als Täter entpuppte, seelenruhig den Discounter verließ. Kurios: Der Mann verhielt sich bei seiner Tat so unauffällig, dass selbst Kunden und Mitarbeiter an der danebenliegenden Kasse nichts von dem Überfall bemerkten.

Eine Zeugin sah schließlich, wie der Mann das Gelände in Richtung Wald verließ. Nach dem Notruf löste die Polizei Großalarm aus – und durchämmte mit zahlreichen Beamten das Waldgebiet in Richtung Marbach. Trotz der sofort eingeleiteten Fahndung, in die auch ein Mantrailer-Hund mit eingebunden war, entkam der Täter unerkannt.

Auch am nächsten Tag waren Beamte der Kriminalpolizei vor Ort, um weitere Erkenntnisse zu der Tat am Vortag zu erlangen. Während zunächst der Tatort in Augenschein genommen wurde, nahmen drei Beamte zudem die nähere Umgebung in Beschlag. Nicht nur bei den direkten Nachbarn – zwei Metallverarbeitungsbetriebe – sondern auch an der Straße liegende Mehrfamilienhäuser gerieten in den Fokus der Ermittlungen.

25 bis 30 Jahre alt

Denn von den Wohnungen in den oberen Stockwerken lässt sich nicht nur der Tatort, sondern ebenso der Fluchtweg des Täters bestens beobachten. Ob dabei neue Erkentnnisse erlangt werden konnten, möchte die Polizei auf Anfrage unserer Zeitung nicht kommentieren.

Stattdessen werden weiterhin Zeugen gesucht, die Hinweise zu dem Tatverdächtigen geben können, beziehungsweise zur Tatzeit oder im Vorfeld sachdienliche Beobachtungen im Bereich des Tatortes gemacht haben.

Der Tatverdächtige wird von der Polizei wie folgt beschrieben: 25 bis 30 Jahre alt, 175 bis 180 Zentimeter groß, schlank, südländischer Teint, dunkle Augen und buschige Augenbrauen. Er sprach akzentfreies Deutsch, war, unter anderem mit einem Kapuzenpulli, dunkel bekleidet, maskiert und führte eine Schusswaffe mit sich.

Hinweise nimmt das Polizeirevier Villingen, Telefon 07721/60 10, oder jeder anderen Polizeidienststelle entgegen.