Jetzt haben es die Brigachtaler schwarz auf weiß: Fast jeder Zweite ist in der Siedlerstraße zu schnell unterwegs. Foto: Benirschke

Geschwindigkeitsmessungen in der Siedlerstraße bestätigen Anwohner. Hinweisschilder sollen Autofahrer ausbremsen. Mit Kommentar.

Brigachtal - Stellt euch vor, Tempo 30 ist vorgeschrieben und nur jeder Zweite hält sich dran: Was Anwohner der Siedlerstraße schon immer rügten, haben die Brigachtaler nun schwarz auf weiß. Die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen liegen vor.

Was noch nicht einmal innerhalb der ganzen Gemeindeverwaltung die Runde gemacht hat, ist seit gestern dem Schwarzwälder Boten bekannt. Die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen in der letzten Oktoberwoche liegen vor. Und die bestätigen nur zu gut das, was Anwohner aus der Siedlerstraße in Klengen schon seit geraumer Zeit anprangern. "Viele fahren hier zu schnell", rügt Axel Roth. Und mit dieser Beobachtung ist er nicht alleine im Neubaugebiet.

Was Roth und andere Anwohner des Gebietes in der Zielgass schon lange beobachten, ist nun durch eine groß angelegte Messaktion bestätigt worden. Auf Grundlage der Anwohnerbeschwerden gab es in der Sitzung des Gemeinderates eine Diskussion über das Thema.

Zu Maßnahmen konnte sich das Gremium nicht durchringen, obwohl Bewohner sich an der Finanzierung von baulichen Elementen wie Pflanzenkübeln beteiligt hätten. Beschlossen wurde vor bald drei Monaten lediglich die Anschaffung von zwei Geschwindigkeitsmessgeräten. Diese wurden vom 21. bis 30. Oktober an der Siedlerstraße aufgestellt und damit einem "Zeitraum, der mit Sicherheit aussagekräftig ist", kommentierte dies ein Mitarbeiter der Polizeidirektion VS. Wie gestern aus der Gemeindeverwaltung zu erfahren war, passierten in dieser Zeit rund 14.000 Fahrzeuge den Messstrahl. Auf der schnurgeraden Straße, die nicht nur Zulieferer von landwirtschaftlichen Betrieben benutzen, sondern für einige auch eine Schleichstrecke nach Bad Dürrheim ist, ergab sich ein pikantes Bild: Fast jeder zweite Fahrer war auf der Siedlerstaße zu schnell unterwegs, genauer gesagt 48 Prozent. Der schnellste Verkehrsteilnehmer wurde mit 74 Stundenkilometern registriert. Eine Überraschung? "Eigentlich nicht", hieß es aus der Gemeindeverwaltung: Es gebe eben Leute, die zu schnell unterwegs sind. Werden auf Grund dieser Ergebnisse bauliche Maßnahmen nun doch wieder ein Thema? "Wir haben uns eigentlich gegen solche Maßnahmen entschieden", meinte Bürgermeister Michael Schmitt. Man werde Anfang nächsten Jahres die Messergebnisse im Gemeinderat behandeln. Mit einem weiteren Hinweisschild (auf Tempo 30) möchte man die Autofahrer ausbremsen.

Für Anwohner Axel Roth ist die Sachlage nun eindeutig: "Der Handlungsbedarf steht nun auf dem Papier." 

Kommentar: Stopp

Eva-Maria Huber 

Mit Spannung erwarteten Anwohner der Siedlerstraße die Ergebnisse einer groß angelegten Geschwindigkeitsmessung: Diese sind eine  gepfefferte Ohrfeige für  jene, die die Ängste einiger Brigachtaler aus dem Wohngebiet in der Zielgaß als Übertreibungen abgetan haben. Jeder zweite von 14. 000 Verkehrsteilnehmern  war  zu schnell. Dieses  Resultat ist  zu deutlich, als dass man die Raserei auf der schnurgeraden Strecke noch wegdiskutieren könnte. Hier liegt keine Momentaufnahme vor,  sondern die Bilanz einer zehntägigen Messung. Deshalb sollte der Gemeinderat den Rückwärtsgang einlegen und erneut über  jene Maßnahmen beraten, die all zu hitzige Fahrer elegant  ausbremsen könnten. Wo liegt das Problem, Pflanzkübel aufzustellen, an deren Finanzierung sich Anwohner sogar beteiligen würden? Oder steckt  hinter dem Nein etwa eine verbohrte Ideologie?