Die Orgel gilt als Königin der Instrumente, in Brigachtal findet sich ein besonderes Exemplar. Vitezslav Slavik, Max Hirt, Josef Vogt und Stefanie Munz (von links) wissen darum. Das gute Stück in der Allerheiligenkirche wird gehegt und gepflegt. Fotos: Hahnel Foto: Schwarzwälder Bote

Allerheiligenkirche: Stefanie Munz und Vitezslav Slavik arbeiten an der Mathis-Orgel / Konzert am Sonntag

Auf die seit 20 Jahren in der Brigachtaler Allerheiligenkirche stehende Pfeifenorgel ist man stolz. Nun bedarf das im eidgenössischen Fachbetrieb Mathis entstandene Großinstrument einer gründlichen und deutlich zu Buche schlagenden Überholung.

Brigachtal. Stefanie Munz und Vitezslav Slavik sind im Herzen Brigachtals eingespannt und observieren nicht nur die 1342 Orgelpfeifen. Ihre Arbeit erstreckt sich über fünf Wochen und belastet die Kirchenkassen mit satten 50 000 Schweizer Franken. Das Orgelbauer-Duo erhöht nebenbei die "Einwohnerzahl" Brigachtals, wenn auch nur vorübergehend und marginal. Munz und Slavik sind im Hotel Sternen untergekommen und wochentags im Gotteshaus am Werk, an den Wochenenden geht es zurück in die Heimat.

Die Geschichte der Mathis-Orgel in Brigachtal ist keineswegs eine gewöhnliche. Deren Anschaffung verlief holprig, in der heimischen Pfarrgemeinde war man sich zurückliegend keineswegs einig: Sollten tatsächlich 600 000 Mark in die Hand genommen werden? So viel Geld für eine nicht allzu große Gemeinde wie Brigachtal? Wäre eine nennenswerte Spende angesichts der vielen Nöte und Probleme in der Welt nicht angebrachter? Es sollte letztlich zum "großen Wurf" und zur Entscheidung für die Firma Mathis kommen. Um die Finanzierung zu stemmen, gründete sich 1994 sogar ein Förderverein.

Ehrenbürger Max Hirt und Josef Vogt waren seinerzeit stark involviert und trieben das Vorhaben voran, letztlich konnte auch die Freiburger Erzdiözese überzeugt werden, es floss ein zehnprozentiger Zuschuss. Beim jetzigen Pressetermin in der Allerheiligenkirche erinnerten sich die beiden Ruheständler an diverse Anekdoten. Vogt war wegen zollrechtlicher Belange in Schaffhausen unterwegs, nicht nur im Anwesen von Max Hirt wohnten Mathis-Mitarbeiter, schließlich dauerte die Orgelmontage einen ganzen Monat. Stichwort Montage – die Besonderheit in Brigachtal: Die sehr hochwertige und überwiegend per Hand gefertigte Mathis-Orgel wurde in der Allerheiligenkirche um einen tragenden Pfeiler gebaut, man wollte kein seitlich an der Wand hängendes Modell "von der Stange". Max Hirt: "Nur Mathis konnte dieses Konstruktionsproblem lösen, selbstverständlich haben wir auch andere Firmen kontaktiert." Problem bewältigt, zudem eine Augenweide geschaffen – Stefanie Munz und Vitezslav Slavik müssen sich bei der Überholung des wuchtigen Instruments bisweilen kleiner machen, um alle Ecken und Nischen zu erreichen. "Alle 20 bis 25 Jahre sollte nach den Orgeln geschaut werden", erklärt Munz, jene in der Allerheiligenkirche erfährt damit also erstmals eine Hauptuntersuchung.

Allein die gründliche Betrachtung der 1342 Pfeifen erfordert Zeit, der seit mehr als 30 Jahren im Beruf stehende Vitezslav Slavik gibt sich routiniert. Hektik ist bei Munz und Slavik nicht zu erkennen, akribisch nimmt man auch die kleinsten Bauteile unter die Lupe. Bis dato scheint mit der Orgel alles zu stimmen, die Fachleute aus der Schweiz geben Entwarnung. Für Josef Vogt ist die Installation der Mathis-Orgel immer noch eine "kleine Sensation", Max Hirt hat als fleißiger Heimwerker und Bastler den Blick für das Detail: "In der hölzernen Verkleidung findet sich kein einziger Ast, das ist schon toll." Toll soll es auch für die Besucher des Jubiläumskonzerts am Sonntag, 27. Oktober, werden. Im Zuge des Kulturellen Herbstes gibt es um 18.30 Uhr eine geistliche Stunde in der Allerheiligenkirche, die Hommage an "20 Jahre Mathis-Orgel" wird vom Organisten Peter Hastedt und dem Klarinettisten Markus Färber gestaltet. Damit nicht genug: Im neuen Jahr steuert Pater Landelin (Beuron) Brigachtal an und setzt sich seinerseits an die Mathis-Orgel. Auch der Geistliche dürfte nach seinem Gastspiel am 11. Januar voll des Lobes sein.