Kunst: Jonas Fehlingers Passion ist die Wandmalerei / Werke verschönern Umgebung

"Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch", so stellt sich Jonas Fehlinger vor. Diese Nähe zum Ruralen spiegelt sich auch in seinen Werken wider. Wer steckt hinter dem interessanten Künstler aus Brigachtal?

Der 26-Jährige hat sich nach mehreren abgebrochenen Ausbildungen dazu entschlossen, seiner großen Leidenschaft, der Kunst, nachzugehen. Eine goldrichtige Entscheidung, denn als Grafikdesign-Schüler an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in Freiburg kann er seine Begabung voll und ganz ausleben und sein Talent unter Beweis stellen. Dabei macht er auch außergewöhnliche Erfahrungen, die ihn auf seiner Künstlerlaufbahn voranbringen und inspirieren. Bei einer einwöchigen Reise in den Iran nach Isfahan, einer Partnerstadt Freiburgs, konnte er durch den Austausch mit dort ansässigen Grafikdesignern viel lernen."Ich war die komplette Woche ununterbrochen am Zeichnen", berichtet Jonas zufrieden. Woher rührt diese große Begeisterung für die künstlerische Gestaltung? Schon als Kind habe er viel gezeichnet, mit 17, 18 Jahren sich dann intensiver mit Kunst befasst. Seither bedient er sich den unterschiedlichsten Zeichentechniken, egal ob Graffiti, Öl- oder Acrylwerk. Auf einen Stil hat er sich dabei nicht festgelegt. Das Skizzenbuch ist sein treuer Begleiter, immer griffbereit, um Ideen grafisch festzuhalten. Seine Vorbilder sind ganz klar Maler des Impressionismus, allen voran nennt er Monet, Manet, Renoir und Degas. "Vor kurzem hatte ich außerdem die Gelegenheit, Mr. Woodland, ein großes Vorbild aus der Street-Art-Szene, in Freiburg kennenlernen zu dürfen, das war eine tolle Erfahrung", resümiert der 26-Jährige.

Der Brigachtäler hat bisher vor allem mit Graffitis auf sich aufmerksam gemacht. Beim diesjährigen Dorffest in Brigachtal verzierte er die aufgestellten Stellwände aus Holz, die als Sichtschutz dienten, mit seinem neuesten Werk: Ein farbenfrohes Graffiti, das eine Menschenmasse zeigt und die Feststimmung einfangen soll. Das Besondere: Es handelt sich um Personen ohne Gesichter. "Jeder soll sich in der Gemeinschaft wiederfinden können", erklärt der Künstler. Welche besondere Herausforderung bringt das Graffiti-Malen eigentlich mit sich? "Die größte Schwierigkeit ist auf jeden Fall das großflächige Malen. Das entstehende Werk muss ich immer wieder aus Ferne betrachten. Eine sportliche Angelegenheit, die viel Bewegung abverlangt. Am Ende des Tages macht sich die Müdigkeit bemerkbar, aber man ist gleichzeitig glücklich über das Geschaffene", berichtet Jonas. Seine Ausrüstung, die Farbe, lässt er im Baumarkt anrühren, die Sprühfarben erhält er im Internet. Graffiti wird oftmals mit Vandalismus in Verbindung gebracht. Auch der Brigachtäler muss sich oft rechtfertigen, wenn er von seiner künstlerischen Tätigkeit erzählt. "Der Begriff Graffiti ist in den Köpfen vieler Leute negativ verankert. Ich stelle aber von Anfang an klar, dass ich nicht illegal irgendwelche Flächen bemale, sondern Auftragsarbeiten umsetze. Im engeren Sinn kann man meine Kunst auch als Mural Art, als Wandmalerei, bezeichnen. Nur mit diesem Ausdruck wissen die meisten Leute nicht viel anzufangen, deshalb nenne ich den bekannteren Begriff, Graffiti."

Mittlerweile kann sich der Künstler vor Auftragsarbeiten kaum noch retten. Für die neuen Kunstwerke gehen ihm die Ideen dabei nie aus. Die Natur ist seine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Seine Heimat Brigachtal spielt hierbei eine wichtige Rolle. "Ich kehre immer wieder gerne in meine Heimatstadt zurück. Betrachtet man vertraute Dinge genauer und hält sich zeichnerisch fest, inspirieren sie einen immer wieder aufs Neue."

Wie es für ihn künstlerisch weitergeht, davon hat Jonas schon eine genaue Vorstellung. Er möchte ein Kunststudium absolvieren. Momentan stellt er eine Mappe mit ausgewählten Kunstwerken zusammen, die für die Bewerbung benötigt wird.

Geplant ist ebenfalls eine weitere Arbeit auf einer Stellwand. Das Motiv hat sich Jonas schon überlegt: Eine Biene mit Gasmaske. Was steckt dahinter? "Mit vielen meiner Bildern will ich für den Naturschutz sensibilisieren. So auch mit dem neuen Werk. Die Umweltverschmutzung ist etwas Menschgemachtes. Auch die Tiere sind dieser hemmungslos ausgesetzt."