Die AfD hatte es eigentlich dementiert, doch letztendlich ist sie doch gekommen: AfD-Bundessprecherin Frauke Petry war am Mittwoch in Brigachtal zu Gast. Foto: Marc Eich

Trotz Farbschmierereien zwei Nächte zuvor bleibt es ruhig. Polizei sichert Veranstaltung mit rund 30 Beamten. Mit Video

Brigachtal - Blauer Blazer, Bluse und blaue Hose – schick und schlicht präsentiert sich Frauke Petry am Mittwochabend in Brigachtal.

Die AfD-Politikerin wirkt gut gelaunt, gerade zu euphorisch, als sie um 18.45 Uhr gemeinsam mit Landtagskandidat Markus Frohnmaier vor die Tür tritt, um ein kurzes Statement abzugeben. Über was sie sprechen wird? »Das wird eigentlich ein Rundumschlag heute Abend«, berichtet sie.  Bildung soll ein Thema sein, ebenso die Kritik an der Eurowährung möchte sie ansprechen – und natürlich die viel diskutierte Asylpolitik. 

Doch nicht nur das, auch die Familie liegt ihr am Herzen. Deutschland brauche mehr Kinder, fordert sie – die Zustimmung von den rund 100 Interessierten im Landhaus am Bahnhof Brigachtal wird ihr gewiss sein.Denn in der Pizzeria sitzen nur geladene Gäste – jeder der rein möchte, wird auf der Liste abgehakt. Das diene  der Sicherheit hieß es – zumal man keine größeren Räumlichkeiten gefunden habe.

Warum sich die Alternative für Deutschland Angst um ihre Sicherheit machen muss, wird vor der Türe deutlich. Die rote Farbe, die zwei Nächte zuvor an der Fassade angebracht wurde, ist weiterhin deutlich sichtbar. Auch die Fenster sind immer noch mit Holzplatten gesichert – das hat zudem den Vorteil, dass ungebetene Gäste nicht in das Lokal hereinschauen können. Denn Unbekannte hatte das Landhaus, in dem die AfD auch in der Vergangenheit mehrmals zu Gast war, heimgesucht und ein deutliches Statement hinterlassen: »No AFD«.

»Das ist offenbar der Zustand der Demokratie im Jahr 2016«, kommentiert sie die Vorkommnisse im Vorfeld ihres Besuchs. Sie hoffe, dass viele Bürger bestürzt sind über diese Tat – sie sei aber leider kein Einzelfall. Auch deshalb ist die Polizei an diesem Abend mit starken Kräften vor Ort. Bereits im Vorfeld hatte man mit Gegendemonstrationen gerechnet. Rund 30 Polizisten sicherten gestern die Veranstaltung.

Bereits gegen 17 Uhr kontrollierten Polizisten in Zivil die Umgebung und beobachteten aufmerksam das Treiben rund um das Lokal. Zudem werden sämtliche Fahrzeuge, die die Straße vor dem Lokal passierten, überprüft – man will kein Risiko eingehen. Auch der Hintereingang des Landhauses wird von den Beamten  in Schach gehalten.

Zu diesem Zeitpunkt war Petry  gemeinsam mit Frohnmaier und dem AfD-Kreisvorsitzenden Joachim Senger schon im Landhaus. Die Verantwortlichen der AfD mussten sich schließlich auch um eine Gruppe von Männern kümmern, die augenscheinlich dem rechten Spektrum angehörten und  Einlass forderten – jedoch vergebens. Stattdessen kommen im Laufe des Abends Anhänger und Sympathisanten aus dem gesamten Wahlkreis zusammen: jung, alt, Männer und Frauen – das Publikum ist bunt gemischt.

Und Gegendemonstranten? Von denen war gestern in Klengen nichts zu sehen. Bis um kurz vor 19 Uhr – dann  tauchte  schließlich eine Hand voll junger Leute auf, die sich spontan dazu entschlossen haben, vorbeizuschauen. Immerhin ein kleines Schild haben sie dabei: »Ihr seid scheiße seit immer.« Ihnen sei wichtig,  Flagge zu zeigen, sie seien sowohl gegen links als auch gegen rechts wird betont. Aber ihr stiller Protest blieb der einzige an diesem frostigen Abend vor dem Landhaus.