Per Autokran wurde der PoP vom Tieflader auf seinen endgültigen Standort gehievt. Foto: Andreas Fauß/Netze BW

Einen "Meilenstein" nannte Gechingens Bürgermeister Jens Häußler das Setzen des Point of Presence (PoP), am Donnerstag auf der Freifläche am Parkplatz in der Uhlandstraße. "Der PoP ist Herz und Hirn der Breitbandinfrastruktur in der Gemeinde, hier läuft alles zusammen und von hier aus wird alles gesteuert."

Gechingen - Von außen ist es ein unscheinbarer weißer Baukörper, etwa von der Größe einer Fertiggarage. Im Innern schlummert in verschiedenen Verteilerschränken das "Herz", von wo aus im letzten Schritt der Breitband-Erschließung die einzelnen Hausanschlüsse versorgt werden. Der PoP ist als Technikzentrale die Schnittstelle zwischen dem Weitverkehrs-Backbone, quasi dem "Rückgrat" oder dem Hauptstrang des überregionalen Telekommunikationsnetzes, und dem neu zu erstellenden örtlichen Glasfasernetz hin zum Kundenanschluss. Hier werden die Fasern mit den Lichtsignalen belegt, die dann bis zum Anschluss im Haus durchlaufen.

Größter PoP im Landkreis

Am Parkplatz mit Blick ins neue Wohngebiet Furth rollte ganz früh am Morgen der Tieflader an, mit dem PoP huckepack. Ein Autokran nahm Aufstellung auf der Wiese, um das Teil dann auf den mit Split vorbereiteten endgültigen Platz des Baukörpers umzusetzen. Ein genaues Auge auf die Arbeiten hatten von Seiten der Netze BW, die als Generalunternehmer den Breitbandausbau in Gechingen vorantreibt, Projektleiter Markus Ehrlich und Baukoordinator Andreas Fauß. Laut Ehrlich ist "dieser PoP der größte im Landkreis". Das gesamte Projekt Breitband in Gechingen beläuft sich auf Kosten von rund einer Million Euro, die zu etwa 90 Prozent gefördert werden, so der Bürgermeister.

Leitungen liegen im Gehweg

Heinz Braun, Leiter des gemeindlichen Bauamts, hat laut Häußler "den Hut auf und kennt sich in den Niederungen der Technik besser aus als ich". Die Erschließung des Baugebiets Furth 2019 und 2020 war auch der erste Bauabschnitt für die Breitbandversorgung, erläuterte der Ortsbaumeister die ersten Schritte, die am Ende zur einer gigabitfähigen Internetversorgung der ganzen Gemeinde führen sollen. Ein erster großer Erschließungsabschnitt mit Hausanschlüssen war das Gewerbegebiet Herdweg. Derzeit bewegen sich die Tiefbauarbeiten beginnend in der Deufringer Straße über die Uhlandstraße, dann mündend in die Calwer Straße und bis zum Rathaus vorwärts. Rund 100 Hausanschlüsse sind in diesem Bereich zu schaffen, so Ehrlich. Die Leitungen dafür werden überwiegend in die Gehwege verlegt. Am Rathaus wird der Übergabepunkt installiert, der die überörtliche Backbone-Leitung mit dem örtlichen Glasfasernetz verbinden wird. Vom Backbone-Übergabepunkt schließlich wird eine Glasfaser-Leitung gelegt, die im PoP mit den von dort abgehenden Glasfaser-Leitungen für die Hausanschlüsse verspleißt, heißt, thermisch ähnlich dem Löten verbunden wird.

2015 bis 2017 sei die Gartenstraße ausgebaut worden und "damals haben wir in weiser Voraussicht schon Leerrohre für die Backboneleitung eingebaut", blickt Braun noch ein Stück weiter in die Anfänge der Gechinger Breitbanderschließung zurück. In diesem Zusammenhang hat Projektleiter Ehrlich noch eine Anekdote parat, die erklärt, weshalb es in Deutschland länger als zum Beispiel in den südeuropäischen Ländern gedauert hat, bis man zum Glasfaserausbau gekommen ist: "Wir haben sehr lange auf Kupferkabel gesetzt. In Spanien zum Beispiel konnten sie in den 80er-Jahren gleich mit Glasfaser loslegen, weil es davor gar nichts gab."

Dankbar für Provisorium

Lobend erwähnen Bürgermeister Häußler wie auch Braun die Bereitschaft der Firma Dürr Optronic, die einen Technikraum als Provisorium zum Anschluss der Firmen im Gewerbegebiet zur Verfügung stellt, bis der PoP in der Uhlandstraße voraussichtlich im Herbst dieses Jahres seine Arbeit für die ganze Gemeinde aufnehmen wird. So kommen die Gewerbetreibenden im Herdweg schon jetzt in den Genuss der schnellen Internetverbindung. "Weil es mit den großen Tankern, den privaten Telekommunikationsanbietern, nicht immer einfach ist (für sie lohnt sich der Ausbau von schnellem Internet in ländlichen Gebieten oft nicht), sind wir als Gemeinde in die Lücke gesprungen und haben uns an den Bündelausschreibungen des Eigenbetrieb Breitband Landkreis Calw (EBLC) beteiligt", machte der Schultes beim Vor-Ort-Termin noch deutlich. Diese hat, wie oben schon angemerkt, Netze BW für die Verlegung der Infrastruktur gewonnen. Netzbetreiber ist die in Gaggenau ansässige "nswnetz", ein Gemeinschaftsprojekt der Sparkassen-IT GmbH & Co. KG, dem Landkreis Calw sowie der brain4kom AG aus Gaggenau.