Die Familienbrauerei Ketterer will die Preise trotz Kostensteigerungen in fast allen Bereichen nicht erhöhen. Foto: Kornfeld

Die Preise für Rohstoffe und Energie steigen seit Monaten extrem. Das hat Auswirkungen auf viele Branchen, auch auf Brauereien und den Bierpreis. Unsere Zeitung hat mit Philipp Ketterer von der Brauerei Ketterer in Hornberg gesprochen.

Hornberg - Ketterer bestätigt, dass das Unternehmen mit immensen Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen betroffen ist. So habe sich der Marktpreis für Malz während der vergangenen Monate nahezu verdoppelt. "Wir haben hier zwar Lieferverträge mit unseren langjährigen Partnern, aber deren unvorhersehbare und außergewöhnliche Kostensteigerungen können wir nachvollziehen", sagt Ketterer. Das Unternehmen käme hier den Erzeugern entgegen und suche im Dialog nach Lösungsmöglichkeiten.

Es drohen Lieferengpässe

"Aber auch Reinigungsmittel, Etiketten, Verpackungen oder Glas – all diese Dinge werden nicht nur teurer, sondern auch die Verfügbarkeiten sind bereits teilweise kritisch und die Lieferzeiten deutlich länger", gibt Ketterer zu bedenken. Die steigenden Energiekosten treffen das Unternehmen mit den hohen Spritpreisen, wobei es mit seinem regionalen Vertriebsschwerpunkt noch vergleichsweise gut dran ist. "Die kürzliche Inbetriebnahme unserer neuen Photovoltaikanlage kam zur rechten Zeit, sie deckt zumindest rund zehn Prozent unseres Strombedarfs. Besonders froh sind wir derzeit über unsere Holzhackschnitzelanlage, die wir im Jahr 2006 als erste Brauerei in Baden-Württemberg in Betrieb genommen haben", sieht Philipp Ketterer noch etwas Positives. Falls jedoch das Gas im Land aufgrund einer starken Verknappung zugeteilt wird, helfe die klimafreundliche Wärmeerzeugung wenig, da dann kurze Zeit später ohnehin die Lieferketten zusammenbrechen würden. Die gegenseitigen Abhängigkeiten und Verknüpfungen in der Wirtschaft seien einfach da, so der Geschäftsführer der Familienbrauerei.

Kontinuierlich investiert

Das alles hat Konsequenzen für den Bierpreis. "Wir haben nach drei Jahren der Preisstabilität unsere Preise bereits zum 1. März 2022 moderat erhöht. Gemessen an den jüngsten Kostenexplosionen war die Erhöhung zu gering", so der Hornberger Unternehmer. Man wolle derzeit dennoch keine Erhöhung für die Kunden nachlegen und die weiteren Entwicklungen beobachten. "Unsere Brautechnik ist durch kontinuierliche Investitionen in den letzten Jahren auf dem modernsten Stand der Technik, so dass wir für unsere mittelständische Größenordnung effizient Qualitätsbiere brauen und abfüllen können", informiert Ketterer. Die ein oder andere Investition werde vielleicht geschoben, aber Einsparungen, die auch nur den geringsten Einfluss auf die Qualität hätten, werde es bei der Familienbrauerei nicht geben, macht der Biersommelier deutlich.

Feiern muss möglich sein

Sich in der Gastronomie, auf Festen oder privat zu treffen und gemeinsam zu genießen trage in hohem Maße zur Lebensqualität bei, sagt der Unternehmer zu den Lockerungen der Hygienevorschriften. Feiern sei fast schon ein Grundbedürfnis, auch wenn einem aufgrund der leidvollen globalen Entwicklungen durchaus nicht immer zum Feiern zu Mute sei. "Ich persönlich bin aber der Meinung, dass sich Solidarität, Mitgefühl und Unterstützung für andere einerseits, und Feste zu feiern andererseits nicht ausschließen darf. Man sollte beidem seinen berechtigten und wichtigen Raum in angemessenem Rahmen geben, um auch seelisch gesund zu bleiben", sagt der Hornberger.

Nachfrage übersteigt das Angebot

Das Unternehmen beobachte dabei, dass die Nachfrage nach der Abwicklung von Festveranstaltungen das Angebot in diesem Jahr aufgrund von Kapazitätsengpässen übersteigt. Die Geschäftsleitung blicke trotz allen Unwägbarkeiten zuversichtlich nach vorne, sagt Philipp Ketterer: "Wir glauben, dass gutes Bier als reines und wertvolles Naturprodukt und als ältestes Kulturgetränk der Menschheit in all seinen Facetten auch weiterhin zu einem der beliebtesten Getränke zählen wird".

Nachhaltigkeit und Verbundenheit mit der Region

Der Unternehmer betont die über Jahrzehnte erarbeitete vielfach prämierte Qualität, den Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften und die verwurzelte, persönliche Verankerung des ganzen Teams in der Region. Damit könne das Unternehmen für die Werte stehen, die den Menschen heute wichtiger denn je seien, ist Ketterer optimistisch.

Der Verband

Auch der Verband Private Brauereien Deutschland hat darauf hingewiesen, dass die mittelständische Brauwirtschaft als energieintensive Branche der exorbitante Anstieg der Energiepreise besonders hart trifft. Hinzu kommt die schwierige Rohstoffsituation. Aufgrund der unterdurchschnittlichen Braugerstenernte im vergangenen Jahr klettern die Preise für Braugerste. Gleichermaßen steigen die Preise für Hilfs- und Betriebsstoffe wie Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie für Verpackungsmaterialien wie Glasmehrwegflaschen und Kronkorken massiv an.