Das Gelände auf dem ehemaligen Brauerei-Areal bleibt wohl auf absehbare Zeit erstmal leer. Foto: Reimer

Es ist eine Schocknachricht für die Stadt: Der Investor des Brauerei-Areals gibt seine Insolvenz bekannt. Die Mitteilung weckt Erinnerungen an den Januar 2020.

Oberndorf - Die Convivo-Gruppe mit Sitz in Bremen hat am Montag "für die wesentlichen Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt", teilt das Unternehmen mit. Einer dieser Gesellschaften war die "Convivo Parks GmbH", die den Bau einer Wohnanlage für Senioren auf dem ehemaligen Brauerei-Areal in Oberndorf geplant hatte.

2021 Zuschlag erhalten

Im April 2021 hatte das Unternehmen dafür den mehrheitlichen Zuschlag vom Oberndorfer Gemeinderat erhalten. Der "Convivo Park", so die Bezeichnung für die Wohnanlage, sollte Platz für etwa 80 Senioren bieten.

Erst Ende September des vergangenen Jahres teilte Convivo auf Anfrage unserer Redaktion noch mit, dass die Umsetzung des Projekts weiterhin "fest eingeplant" sei. Drei aufeinander aufbauende Verträge seien damals in der Verhandlung gewesen.

Damals rechnete die Convivo-Gruppe noch mit einer Unterzeichnung in den folgenden Monaten. 2023 sollte sogar mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung war dann nach etwa 18 Monaten geplant. Das Investitionsvolumen wurde zuvor mit etwa 25 Millionen Euro angegeben. Auf der Webseite des Unternehmens war das Oberndorfer Projekt am Mittwoch noch aufgeführt.

Als einen Grund für die Insolvenzanträge nannte Convivo niedrige Belegungszahlen im Bereich der stationären Pflege. Der Einsatz von Zeitarbeitern habe hohe Kosten verursacht. Auch die Pflegereform der Bundesregierung habe sich negativ auf das Unternehmen ausgewirkt. Weiterhin nannte Convivo Preissteigerungen als einen Grund – beispielsweise bei den indexierten Pachten.

Stadt erst am Mittwochmorgen informiert

Bereits am Dienstagabend machten Berichte über die Insolvenz in den Medien die Runde. Die Stadtverwaltung erreichte die Schocknachricht erst am Mittwochmorgen, wie der Erste Beigeordnete Lothar Kopf erklärt. Auf sofortige Nachfrage beim Unternehmen sei man auf die Convivo-Pressemitteilung verwiesen worden. "Wir sind zutiefst enttäuscht, dass wir nicht frühzeitiger informiert wurden", so Kopf.

Die Schocknachricht weckt Erinnerungen an den Januar 2020, als der damalige Investor des Brauerei-Areals einen Rückzug machte. Damals war ein Projekt mit Pflegeheim und Wohnbebauung geplant. Als Grund für das Scheitern wurden zu hohe Baukosten genannt.

Turm abgerissen

Im Frühjahr und Sommer 2020 sorgte das ehemalige Brauerei-Areal für weitere Kontroversen. Es kam zum Zwist zwischen der Stadt und dem damaligen Abbruchunternehmer. Letzterer stellte die Arbeit ein, weil seiner Ansicht nach das Abbruchmaterial als gefährlicher Abfall eingestuft werden müsste. Die Stadt widersprach ihm.

Die Arbeiten auf dem Brauerei-Areal standen infolge des Streits lange Zeit still. Im März vergangenen Jahres erhielt dann die Firma Wacker aus Filderstadt den Zuschlag für die weiteren Abrissarbeiten. Am 1. September rückte der Bagger an und begann mit dem Abriss des Sudhausturms, der mittlerweile Geschichte ist.

Keine Stellungnahme

Die Hamburger Anwaltskanzlei, die die vorläufige Insolvenzverwaltung der "Convivo Parks GmbH" übernimmt, verwies auf Anfrage unserer Redaktion auf die Convivo-Pressestelle. Diese war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.

Im Zusammenhang mit der Insolvenz nennt die Convivo-Gruppe auf ihrer Webseite die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung an den Standorten und die Absicherung der Löhne und Gehälter der Mitarbeiter als oberste Priorität.

Info

Convivo betreibt nach eigenen Angaben mehr als 100 Pflegeeinrichtungen mit rund 4800 Mitarbeitern, dem Großteil davon in Norddeutschland. Mehr als 18.000 Menschen werden in den Einrichtungen des Bremer Unternehmens betreut.