Wolfgang Obert (vorne von links), der Vorsitzende der Trachtengruppe, Stefan Wöhr, Künstler Kurt Tassotti und Bürgermeister Matthias Leyn freuen sich über die neue Statue in der Schömberger Ortsmitte. Foto: Biermayer

Seit Gründonnerstag stand die Statue schon vor der Volksbank in der Schömberger Ortsmitte. Doch was sich genau unter der Abdeckung versteckte, blieb ein Rätsel.

Schömberg - Auf Social Media gab es ein paar Hinweise auf die verhüllte Statue vor dem Volksbankhaus in Schömberg. Am Samstag vor dem Maibaum-Stellen wurde das Geheimnis endlich gelüftet. Es ist der ehemalige Schömberger Schultheiß Friedrich Rentschler mit seiner Frau Christina - in Bronze gegossen und in der traditionellen Schömberger Tracht.

Viele Besucher waren zur Enthüllung gekommen. In der Pandemie sei das gesellschaftliche Leben runter gefahren worden, meinte Bürgermeister Matthias Leyn dort. Es sei schön, dass Traditionen - wie das Maibaum-Stellen - endlich wieder mit Leben gefüllt werden könnten. Zur Tradition gehörten auch die Trachten, welche die Schömberger Trachtengruppe pflege.

So sei im September 2020 auch die Idee mit der Statue entstanden. Auf Initiative von Joachim Zillinger und gemeinsam mit der Trachtengruppe sowie der Gertrud und Wolfgang Obert-Stiftung habe man sich dann die Details überlegt. Als Künstler wurde Kurt Tassotti ausgewählt. Und es sei auch beraten worden, wer denn dargestellt werden soll.

Die Wahl fiel letztendlich auf Friedrich Rentschler. Dieser wurde 1774 als erstes Kind des Schultheißes in Igelsloch geboren, wie Wolfgang Obert am Samstag den Besuchern erklärte. 1797 heiratete er in Schömberg die aus Lützenhardt stammende Christina Ohnmacht. Aus den drei gemeinsamen Kindern entstand eine Nachkommenschaft, die zum Teil noch heute in Schömberg ansässig ist, so Obert.

Schultes und Richter

Ratssitzungen in den Wirtshäusern

Wann Rentschler selbst nach Schömberg gekommen sei, wisse man nicht genau. Von 1823 bis 1844 sei er jedenfalls Schultheiß gewesen. Die Schreibarbeit habe er in seinem Wohnzimmer erledigt. Die Gemeinderatssitzungen fanden in den Wirtshäusern statt.

Zudem sei Rentschler - wie damals üblich - auch als Richter tätig gewesen. In seine Zeit falle dazu der Neubau der Kirche. Auf diese blickten nun auch die beiden bronzenen Abbilder.

Zudem habe er damals auf Drängen des Oberamtes Neuenbürg einen zweiten Schulraum bauen müssen. "Wir wissen nicht, wie wir diese Mittel aufbringen sollen. Die Kommune besitzt kein Vermögen oder sonstige Einkünfte", zitierte Obert Rentschlers Aufzeichnungen. Probleme, die viele Bürgermeister noch heute nur zu gut nachvollziehen können.

Zukunft braucht Herkunft

Die zwei Statuen tragen die Schömberger Tracht. Als lebendige Beispiele waren am Samstag die Mitglieder der örtlichen Trachtengruppe vor Ort. Deren Vorsitzender Stefan Wöhr lobte die akkuraten Details der Statue. Die Tracht gehöre zum Gebiet "Oberer Calwer Wald". "Zukunft braucht Herkunft", brachte er die Wichtigkeit von Tradition zum Ausdruck. Sein Verein und der Ort freuten sich deshalb über diese tolle Statue.

Die ist das Werk von Kurt Tassotti. Der Bildhauer aus Mühlacker ist für seine Hermann Hesse-Statue auf der Calwer Nikolausbrücke oder die Bertha Benz in Neulingen bekannt. Die Statue in Schömberg sei eine besondere Herausforderung gewesen, erklärte er. Erstens sei der Faltenwurf das Mantels und des Rocks gar nicht so einfach. Dazu müsse man bei einer historisch korrekten Darstellung auf viele Kleinigkeiten achten.

Dabei habe die Trachtengruppe ihm sehr geholfen, bedankte er sich. Es habe Spaß gemacht den "Charakterkopf" Rentschler abzubilden. Eine Fotografie habe als Vorlage gedient. Von seiner Frau gebe es leider keine Bilder. Hier habe er improvisiert. Der Schultheiß dürfe sich aber über eine attraktive Begleiterin freuen, scherzte er.

Platte mit Sponsoren

Dank an Sponsoren

Die einzelnen Arbeitsschritte hat der Verein dokumentiert. Über einen QR-Code auf der Bodenplatte der Statue gelangt man zu vielen Bildern aus der Entstehungszeit und Informationen über die Geschichte. Auf der Bodenplatte sind auch die Sponsoren verewigt. "Ohne die hätten wir das Projekt nicht stemmen können", meinte der Vorsitzende Wöhr. Über die genauen Kosten wollte er aber keine Auskunft geben.