Der Pelagehof wurde ein Raub der Flammen. Foto: Schwarzwälder Bote

An diesen Tag erinnert sich Josef Storz, als ob es gestern gewesen wäre: Am 19. Juli 1972 brannte sein Anwesen am Nägelesee nieder. Nur wenige Stunden später fackelte es erneut: Es erwischte auch den Pelagehof in der St. Georgener Straße.

Hardt - Es war ein brütend heißer Sommertag – kurz nach der Heuernte. Ein starkes Gewitter mit viel Blitz und Donnergroll zog um die Mittagszeit vom Nägelesee in Richtung Heiligenwald und zurück. Plötzlich hörte Josef Storz einen gewaltigen Schlag – der Blitz hatte in dem 1905 erbauten Bauernhaus eingeschlagen. Schon wenige Sekunden später schlug beißender Qualm aus dem Ökonomieteil.

Unfall beim "Uris-Rank"

Josef Storz sprang sofort in sein Auto, um per Knopfdruck die Sirene am Rathaus auszulösen. Allerdings kam ihm beim "Uris-Rank" durch den Starkregen schon das Wasser 20 Zentimeter hoch auf der Straße entgegen. Er kam von der Straße ab und schrammte zwischen einem Telefonmasten und einem Apfelbaum hindurch – beide Seiten des Autos waren beschädigt.

Endlich am Rathaus angekommen, gab es das nächste Problem: Er drückte den Sirenenknopf, doch es tat sich nichts. Ein weiterer Blitzeinschlag hatte die Stromversorgung in Hardt lahmgelegt.

Kreuzwirt Roland Haberstroh leistet Hilfe

Kreuzwirt Roland Haberstroh fragte, was los sei. Feuerwehrmann Hans Gorek hingegen wusste schon Bescheid und fuhr mit Martinshorn durchs Dorf, um möglichst rasch Feuerwehrleute einzusammeln und Richtung Nägelesee zu eilen.

Das Auto von Josef Storz lief indes nicht mehr an und so fuhr ihn der Kreuzwirt Richtung Heimat. Dort stand bereits alles lichterloh in Flammen. Die Feuerwehr Buchenberg hatte schnell geschaltet und hatte bereits die Löscharbeiten gestartet.

Neuer Häcksler wird Raub der Flammen

Josef Storz’ Schwester Franzi hatte indessen Ladewagen und Bulldog aus dem Gebäude gebracht. Der erst drei Monate alte Häcksler wurde hingegen ein Raub der Flammen. Zehn Stück Vieh – Kühe und Sauen – konnten in Sicherheit gebracht werden.

Die Feuerwehren Hardt unter der Leitung von Kommandant Karl-Heinz Lang und Buchenberg gaben alles, aber gegen die Feuersbrunst ließ sich nicht mehr viel ausrichten. Der Ökonomieteil wurde komplett zerstört, der Wohnteil zur Hälfte.

Kugelblitz "tanzt" auf dem Dachfirst

Die Feuerwehr wurde nach dem Abschluss der Löscharbeiten gegen 19 Uhr zum Vesper eingeladen und auch Bürgermeister Arthur Bantle war vor Ort. Just in dem Moment kam die Nachricht: "Es brennt schon wieder" – diesmal beim Pelagehof in der St. Georgener Straße. Dort "tanzte" ein Kugelblitz zweimal auf dem Dachfirst und schlug dann ein, berichtete der "Schwarzwälder Bote" damals. Die Feuerwehr Hardt hetzte sofort los – vergaß aber in der Eile die Schläuche auf dem Nägelesee und verlor so wichtige Zeit.

Kurz nach Gemeindegründung erbaut

Auch beim Pelagehof brannten Heu und Holz wie Zunder und das Gebäude fackelte bis auf die Grundmauern nieder. Das Vieh wurde gerettet, Wohnhaus, Maschinen und Arbeitsgeräte wurden hingegen ein Raub der Flammen. Es war eines der ersten Häuser, das nach der Gemeindegründung 1840 erbaut worden war. Einer der ersten Besitzer war Pelagius Flaig, nach dem der Hof benannt wurde.

Die Familie Storz auf dem Nägelesee stand nach dem Brand erst einmal auf verlorenem Posten – aber die Dorfgemeinschaft hielt zusammen.

Die Eltern von Josef Storz kamen zunächst in der einstigen Nägelesee-Wirtschaft unter. Die fünf noch im Elternhaus lebenden Geschwister erhielten bei Alois "Alo" Kopp auf dem Nägelesee für drei Wochen Unterschlupf. Das Vieh wurde zunächst auf den benachbarten Höfen verteilt.

Der damalige Bürgermeister Arthur Bantle besorgte der Familie dann eine vorübergehende Bleibe im Anwesen der Familie Hock im Hugswald.

Neubau ist nach einem Jahr fertig

Schnurstracks machte sich die Familie daran, an der Stelle des abgebrannten Hauses einen Neubau zu errichten. Bürgermeister Bantle ordnete an, dass es in der Größe gebaut wurde, die das Anwesen noch heute besitzt. Ein Jahr und drei Wochen nach dem verheerenden Brand – im August 1973 – konnte die Familie Storz dann wieder in die Heimat auf dem Nägelesee einziehen. Das Haus ist mittlerweile in der vierten Generation, Thomas Storz hat es erst prächtig saniert.

Für die geschädigten Familien der beiden Brände wurde damals übrigens in der Kirche per Klingenbeutel gesammelt. Die Summe – geteilt durch zwei – sei aber sehr überschaubar gewesen, erinnert sich Josef Storz.

Er trat kurz nach dem Brand der Feuerwehr bei – eine Selbstverständlichkeit sei das nach der Brandkatastrophe gewesen, so Josef Storz.