Eine unbeschwerte Fastnacht – wie etwa hier am 17. Februar 2019 beim großen Umzug des Landschaftstreffens Schwarzwald in Offenburg – war seit beginn der Corona-Pandemie nicht mehr möglich. Viele Fasent-Freunde hoffen nun auf ein närrisches Frühjahr ohne Einschränkungen im kommenden Jahr. Foto: Baublies

Die Interessengemeinschaft "närrischer Stuhlkreis" hat sich mit einem offenen Brief an die Landesregierung gewandt. Die Mitgliedszünfte – darunter viele Ortenauer – sprechen sich gegen eine Maskenpflicht für die anstehende Fastnacht aus.

Ortenau - "Wir Narren sind nicht mehr bereit, auf eine weitere Fasnet zu verzichten oder diese wieder ohne richtige Planungssicherheit und mit angezogener Handbremse irgendwie abzuhalten", heißt es in einem an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dessen Kabinett gerichteten Schreiben. Absender ist der "Närrischer Stuhlkreis", laut eigener Angaben eine lose Vereinigung von 60 Zünften aus der Ortenau und Mittelbaden. Die Federführung haben Joel Bellmonte, Oberzunftmeister der Stongebachhopser Urloffen, Dirk Scheuß, Oberzunftmeister der Eiskellerdämonen Oberachern, und Marco Kuderer, Vorsitzender der Feuerhexen Ebersweier, inne. Der Stuhlkreis sei 2020 ins Leben gerufen worden, um sich während Corona unter den Vereinsvertretern auszutauschen, erläutert Kuderer auf Anfrage unserer Zeitung. Mit dabei sind viele Vereine aus dem Offenburger Raum und der nördlichen Ortenau.

Angekündigte Maßnahmen sorgen für Unsicherheit

Gemeinsam machen sie nun ihrem Frust Luft: "Es kann unseres Erachtens nach nicht sein, dass die Fasnet als kulturelles und heimatliches Brauchtum immer wieder unter die Räder kommt", heißt es in dem offenen Brief. Die Verfasser sehen die bevorstehende Fasent-Kampagne im Frühjahr durch die Ankündigung von Corona-Maßnahmen für Herbst und Winter gefährdet.

Anlass ist die Neuauflage des Infektionsschutzgesetzes und die neue Corona-Verordnung in Baden-Württemberg, die ab dem 1. Oktober gelten soll. Zunächst ändert sich nicht viel. "Erst wenn sich die Infektionslage im Herbst und Winter erheblich zu verschlechtern droht, sind gegebenenfalls weitere, im Infektionsschutzgesetz vorgesehene Maßnahmen erforderlich", heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Bei den Ortenauer Narren sorgt das für Unsicherheit. "Müssen doch zeitnah Künstler, Hallen, Zelte, Bands und weiteres Equipment gebucht und schlussendlich auch teilweise angezahlt werden." Das Geld sei bei vielen Vereinen schlichtweg nicht mehr da und das Risiko, den eigenen Verein betriebswirtschaftlich ins Aus zu bringen, zu hoch, als dass man bei diesen unsicheren Prognosen etwas planen und umsetzen wolle.

Schwierig, Mitglieder bei der Stange zu halten

"Wir können nicht wieder mit unseren Veranstaltungen ›auf Sicht fahren‹, wie wir das im vergangenen Jahr lange Zeit versucht haben", heißt es. Die Zünfte müssten erneut befürchten, dass wieder Maßnahmen veranlasst würden, die Veranstaltungen unmöglich machten oder zumindest das finanzielle Risiko erhöhten. "Wir wissen inzwischen nicht mehr, wie wir einerseits die Vereine am Leben erhalten und andererseits die Mitglieder noch dauerhaft bei der Stange halten und zu Aktionen fernab der beliebten Narrentreffen, Büttenabende, Bälle und Umzüge bewegen können", so der Hilferuf der Narren. Abgesehen davon sei es schlichtweg unverständlich, warum die Narren nun schon wieder auf alles verzichten sollen, was über die Sommermonate anscheinend problemlos möglich gewesen sei.

"Wir fordern deshalb die Politik auf, von ihren Plänen, die Maßnahmen zum 1. Oktober wieder anzuziehen, Abstand zu nehmen", so der "närrische Stuhlkreis".