Bei einem tragischen Brand in Mühlhausen haben die Bewohner ihr Zuhause verloren. Ein Familienvater schildert den Ablauf der Nacht und die Situation der Familie.
Eine Tragödie hat sich in der Nacht von Freitag auf Samstag in Mühlhausen ereignet: In einem Mehrfamilienhaus ist ein verheerender Brand ausgebrochen, der alles zerstörte.
Trotz des Einsatzes mehrerer Feuerwehren aus der Doppelstadt konnte der Brand erst nach Stunden gelöscht werden. Das Haus, in dem neun Menschen lebten, ist bis auf weiteres nicht mehr bewohnbar.
Der Brand brach laut Polizei gegen 23.45 Uhr aus noch ungeklärter Ursache aus. Bewohner des Hauses hatten der Rettungsleitstelle zunächst den Brand einer Terrasse an dem holzverkleideten ehemaligen Bauernhaus gemeldet. Polizei und Feuerwehr mussten jedoch bei ihrem Eintreffen feststellen, dass bereits ein auf dem Grundstück befindlicher Wohnwagen, die angrenzende Hausfassade sowie der Dachstuhl des Gebäudes in Flammen standen.
Die nachalarmierten Feuerwehren aus Schwenningen, Weigheim sowie die Führungsgruppe aus Schwenningen unterstützten die Feuerwehr Mühlhausen bei ihren begonnenen Löscharbeiten. Zur Sicherheit der Einsatzkräfte musste die Stromzufuhr zum Haus unterbrochen werden. In Folge waren auch weitere Häuser des betroffenen Straßenverlaufs ohne Strom.
Menschen in Sicherheit
Trotz des zügigen Eingreifens der Feuerwehr konnte ein Schaden in Höhe von etwa 600 000 Euro nicht abgewendet werden. Die Löscharbeiten dauerten bis in die frühen Morgenstunden an. Das Polizeirevier Schwenningen hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Die neun Bewohner konnten sich alle in Sicherheit bringen und blieben glücklicherweise unverletzt. Sie sind zunächst bei Verwandten untergekommen.
Bei ihnen sitzt der Schock tief. „Wir haben durch den Brand, den meine Tochter und meine Frau gesehen und dann direkt die Feuerwehr gerufen haben, im Endeffekt so gut wie alles verloren“, schildert ein Vater die Situation, der bei einem Autoteile-Geschäft in Bad Dürrheim arbeitet. „Wir sind eine fünfköpfige Familie, meine Frau, ich und drei Kinder – 15, elf und acht Jahre alt. Die kleine ist Autistin, das kommt erschwerend hinzu.“
Mutter konnte Kinder retten
Alles sei den Flammen zum Opfer gefallen, aus dem Zimmer der großen Tochter sei so gut wie alles weg. „Der Brand ging direkt unter ihrem Zimmer los.“ Ähnlich sehe es in der Küche der Familie aus.
„Wir konnten, Gott sei dank, fast alle aus dem Haus retten. Ich war selbst zu dem Zeitpunkt nicht daheim, als es passiert ist. Zum Glück war meine Frau vor Ort und sie hat, Gott sei Dank, auch sehr, sehr schnell reagiert“, erzählt er. Sie habe neben den Kindern auch die drei Hunde, eine Katze und die zwei Meerschweinchen retten können. Die zweite Katze sei leider ums Leben gekommen.
Lernutensilien verbrannt
Der Brand sei immer wieder neu aufgeflammt, daher hätten die Löscharbeiten so lange gedauert. Die Familie stehe vor dem Nichts. Neben Möbeln und Erinnerungsstücken seinen auch die ganzen Lernutensilien der Kinder verbrannt, auch der Schulranzen einer Freundin der großen Tochter, die zu Besuch gewesen sei. Auch die komplette Eishockey-Ausrüstung des Sohnes sei verbrannt. „Ich bin ganz ehrlich, ich weiß nicht, was ich noch sagen soll – mir fehlen die Worte“, sagt der Familienvater. Allerdings sei er dankbar, dass nur Sachschaden entstanden ist und niemand Verletzungen erlitt.
Jürgen Roth erschüttert
„Alle Menschen konnten rechtzeitig gerettet werden“, zeigte sich auch Oberbürgermeister Jürgen Roth froh. Aber: „Das Haus, persönliche Erinnerungen, Kleidung, all das ging in den Flammen verloren“, stellte Roth erschüttert fest. Fassungslos blickte er auf den Schaden, den das verheerende Feuer angerichtet hat: „In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde unser Stadtteil Mühlhausen von einer schweren Tragödie getroffen. Ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern ist vollständig abgebrannt.“
Nachbarn haben Schlafplätze angeboten
Sichtlich berührt stellte Jürgen Roth am Sonntag fest: „Was danach geschah, zeigt das Herz unserer Gemeinschaft: Ohne zu zögern haben Nachbarinnen und Nachbarn geholfen, Schlafplätze angeboten, Kleidung gesammelt, Trost gespendet.“ Und er setzt fort: „Mein großer Dank gilt allen, die sich in dieser schweren Stunde sofort engagiert haben, insbesondere Andreas Müller vom Bezirksbeirat“, er dankte allen Freiwilligen, „vor allem unserer tollen Freiwilligen Feuerwehr“. Jetzt aber beginne die nächste Etappe, der Weg zurück in den Alltag, und auch dafür werde noch Hilfe benötigt.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat die Nachricht vom Unglück und den angerichteten Schäden bereits ausgelöst. Eine Spendenaktion läuft über die Prokids-Stiftung, wie so oft in Krisensituationen hat der Stiftungsratsvorsitzende und Gründer Joachim Spitz sofort die Initiative ergriffen. Die plötzliche Not der fünfköpfigen Familie bewegt den Unternehmer, selbst Vater eines erwachsenen Sohnes. So rührte er am Wochenende bereits die Werbetrommel für Unterstützung für die Brandopfer.
Erste Spenden eingetroffen
Erste Sachspenden gingen ein: Die Kinder sind mit neuem Schulmaterial versorgt, um nahtlos am Unterricht teilnehmen zu können. Und auch das Spendenkonto steht. Spitz bittet im Namen der Familie vor allem um finanzielle Unterstützung, keinesfalls aber um Sachspenden, um flexibel auf die Bedürfnise der Menschen reagieren zu können. Auf weitere Unterstützung für die Brandopfer hofft der Oberbürgermeister, „bitte helfen sie mit einer Spende, jeder Betrag zählt“. Dies könne dazu beitragen, den Menschen ein Stück Sicherheit zurückzugeben. Roth freute sich, mit der Prokids-Stiftung eine Organisation in VS zu haben, die all das koordiniert. „Mühlhausen hält zusammen, VS hält zusammen“, gemeinsam helfe man, wo Hilfe gebraucht wird, gibt er die Devise aus.
Zusammen wollen Joachim Spitz und Jürgen Roth die Spenden der Bürger dann den Menschen aus dem zerstörten Haus übergeben.
Hilfe
Finanzielle Unterstützung
Ein Spendenkonto bei der Volksbank Schwarzwald Donau Neckar ist eingerichtet: Betreff: „Brandopfer Mühlhausen“; IBAN: DE88 6439 0130 0000 0590 21; BIC: GEMODES 1 TUT.
Unterbringung
Die Bewohner des Brandhauses suchen Wohnungen. Wer helfen kann oder Tipps hat, kann sich bei der Prokids-Stiftung melden per E-Mail js@prokids-stiftung.de.