Nach dem Brand eines Faschingswagens bei einem Umzug in Kehl an der französischen Grenze laufen die Ermittlungen zu dem Unglück. Anwohner und Narren äußern sich.
Es sind dramatische Szenen, die eine Mutter von zwei Kindern am Tag nach dem Unglück bei einem Faschingsumzug in Kehl schildert. Die Frau, die direkt an der Kreuzung wohnt, an der am Sonntag ein Faschingswagen in Brand geraten ist, hat die Bilder genau vor Augen. „Ein Mann war in Panik, weil seine Klamotten in Flammen standen, er ist dann vom Wagen runtergesprungen und hat sich das T-Shirt ausgezogen“, erzählt sie.
Schnell eilten die ersten umstehenden Zuschauer zu Hilfe, ihr Vater holte den Feuerlöscher – und sie schnappte ihre beiden Kinder, zwei Jahre und sechs Monate alt, um sie im Haus vor dem Rauch zu schützen. „Das war richtig heftig“, sagt sie.
Dem Knall zuvor hatte sie erst gar keine Bedeutung zugemessen. „Wir dachten, das gehört dazu“, sagt sie. Auch eine Frau, die am Tag danach auf ihrer Terrasse direkt neben der Umzugsstrecke vom Sonntag eine Zigarette raucht, sagt: „Wenn die Konfetti schießen, macht es auch Bumm.“ Doch als immer mehr Qualm aufstieg, habe auch sie zu ihrem Mann gesagt: „Das ist nicht mehr normal.“ Es war eben doch kein gewöhnlicher Knall, wie man ihn sonst von Faschingsumzügen kennt – und auf dem Narrenwagen der „Glottertäler Winzerbube“ machte sich Panik breit.
Mindestens acht Menschen verletzt
Nach Angaben der Polizei sind bei dem Brand am Sonntag mindestens acht Menschen verletzt worden – teilweise schwer. Einer der Verletzten wurde mit schweren Brandwunden per Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen. „Das war schon dramatisch“, sagt die Frau auf ihrer Terrasse und kommt vor an das Geländer.
Sie zeigt auf die Straße, die an ihrem Haus vorbeiführt. Dort, wo nur noch das Konfetti und vereinzelte Bonbonpapiere vom Vortag an den Umzug erinnern, sei kurz vor dem Brand „noch alles in Ordnung“ gewesen. Sie erinnere sich an den Wagen der Narren aus Glottertal im Schwarzwald. Ein paar Minuten später habe sich die losgelöste Stimmung aber schlagartig verändert – und die Veranstalter brachen den Umzug mit seinen 95 angemeldeten Gruppen sowie etwa 60 Wagen ab.
Als Ursache des Feuers nannte die Polizei zunächst die Verpuffung – also eine kleine Explosion – eines Stromaggregats auf einem Anhänger. Doch ob das Aggregat bei Ausbruch des Brandes überhaupt in Betrieb war oder ob noch andere Geräte genutzt wurden, dies sei Teil der Ermittlungen.
Den ausgebrannten Anhänger beschlagnahmten die Polizeibeamten. Übrig geblieben ist ein halb verbranntes Holzschiff auf Rädern. Das aufgemalte Meer in blau im unteren Bereich scheint fast unbeschadet, der obere Teil des Schiffes ist beinahe komplett verrußt. Der Brand führt nun zu der Frage, wie gefährlich selbst gebaute Wagen auf Umzügen sind, wer die Verantwortung trägt und wie so etwas künftig verhindert werden kann. Auf Nachfrage verweist die Sprecherin der Stadt Kehl auf die Ermittlungen der Polizei. „Die Wagen müssen der Straßenverkehrsordnung entsprechen“, macht sie deutlich, das habe man seitens des Rathauses auch kommuniziert. Dies zu kontrollieren und für Sicherheit auf dem Umzug zu sorgen, sei aber die Verantwortung des Fastnachtvereins in Kehl, der die Veranstaltung angemeldet hat. Dessen Erster Vorsitzender, Stefan Kaiser, erklärte, dass die Wagen im Vorfeld vom Tüv abgenommen worden seien – auch der betroffene Wagen der Narrengruppe aus Glottertal.
Umzugswagen wurde vom TÜV geprüft
Jetzt müsse man aber erst die Untersuchung durch die Polizei abwarten. „Wir wissen noch nicht einmal genau, was die Ursache war“, heißt es aus dem Rathaus. Auch die Anwohnerin auf ihrer Terrasse mahnt zur Zurückhaltung. In Kehl seien bereits falsche Gerüchte im Umlauf: „Die Leute babbeln immer viel“, sagt sie. Von zwei Toten und durch die Luft fliegenden Menschen sei die Rede gewesen. „Alles Schwachsinn“, sagt sie.
Die „Glottertäler“ sind seit Jahren unterwegs
Dass nicht noch Schlimmeres passiert sei, verdanke man den Teilnehmern des Umzugs, lobt Wolfram Britz, der parteilose Bürgermeister von Kehl: „Die Mitglieder der Narrengruppe haben sehr besonnen reagiert.“ Die „Glottertäler Winzerbube“ bauen seit Jahren eigene Wagen für die Fasnet. Hütten oder kleine Burgen auf Anhängern, gezogen von Traktoren – so ist die Gruppe immer wieder auf Umzügen im Land unterwegs.
Im Netz meldet sich die Narrengruppe selbst zu Wort: „Die Unterstützung und Anteilnahme, die wir erfahren, bedeutet uns unglaublich viel. Es fällt uns schwer, die richtigen Worte zu finden, da wir noch dabei sind, das Geschehene zu verarbeiten“, heißt es auf Facebook und Instagram. „Eure Gedanken und eure Fürsorge geben uns Trost und Kraft.“