Der Schaden am Universitätsgebäude durch das Feuer vom Sonntag geht in die Millionen Foto: Leif Piechowski

Hörsäle, Labore, Büros und vor allem teure Forschungsgeräte fielen der Feuersbrunst an der Universität zum Opfer. Für mehrere hundert Studenten fallen Vorlesungen aus.

Hörsäle, Labore, Büros und vor allem teure Forschungsgeräte fielen der Feuersbrunst an der Universität zum Opfer. Für mehrere hundert Studenten fallen Vorlesungen aus.

Stuttgart - Als sich die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) nach dem verheerenden Brand an der Uni Stuttgart am Montag ein Bild von der Lage macht, fragt sie Oliver Sawodny, wie es ihm denn gehe? Der antwortet prompt: „Schlecht.“ Wie soll es dem Professor für Systemdynamik auch gehen? Am Sonntagvormittag brannte sein Institut aus.

Auf 700 Quadratmetern wütete das Feuer im dritten Stock des Uni-Gebäudes am Pfaffenwaldring. Die Flammen zerstörten Forschungsgeräte, Hörsäle, Büros und Informationstechnik. Ersten Schätzungen zufolge beträgt der Schaden mindestens 2,5 Millionen Euro. Allein der Spektrometer, mit dem Sawodny die chemischen Bestandteile einzelner Substanzen bestimmte, hatte einen Wert von einer Viertel Million Euro.

Wie es zu diesem Feuer kommen konnte, ist bis dato noch ungeklärt. Nur so viel verrät eine Sprecherin der Stuttgarter Polizei: „Eine Fremdeinwirkung können wir nach bisherigen Erkenntnissen weitgehend ausschließen.“ Trotzdem ermittelt die Kriminalpolizei derzeit in alle Richtungen. Auch ein Sachverständiger der Versicherung geht der Brandursache auf den Grund.

Der menschliche Schaden durch den Brand hält sich erfreulicherweise in Grenzen: Zwei Feuerwehrleute zogen sich eine leichte Rauchgas-Vergiftung zu, sie seien aber schon wieder auf dem Weg der Besserung. Auch der Uni-Betrieb leidet unter dem Brand: Insgesamt sieben Hörsäle bleiben diese Woche geschlossen. Für mehrere hundert Studenten fallen Vorlesungen entweder komplett aus oder werden in einen anderen Raum verlegt. Wolfram Ressel, Rektor der Universität, schließt auch nicht aus, auf dem freien Markt Räume anzumieten.

In dem ausgebrannten Institut für Systemdynamik hat Professor Sawodny mit seinem Team an Sensoren und Regelsystemen geforscht – vereinfacht gesagt. Er arbeitet dabei auch mit der Automobilindustrie zusammen. Und mit der Feuerwehr: Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Sawodny einst ein automatisches System entwickelte, das die Schwingungen von Feuerwehr-Drehleitern minimiert.

Die aufwendige Regelungstechnik verbaut die Firma Iveco Magirus an den Fuß ihrer Drehleitern, damit deren Spitze durch Wind oder andere Einwirkungen im ausgefahrenen Zustand weniger stark hin- und herwackelt. Auch am Sonntagvormittag zwischen 10.15 und 12.16 Uhr kam dieses System zum Einsatz, als die Floriansjünger den Brand im Dritten Stock von der Drehleiter aus bekämpften. Obwohl das Löschwasser danach im dritten und zweiten Stock bis zu 15 Zentimeter hoch stand, hielt die Statik des Gebäudes dem Unglück stand. Nachdem das Wasser wieder abgepumpt war, begutachtete ein Statiker das Gebäude. Sein Urteil: Keine Einsturzgefahr.

Neben dem Institut für Systemdynamik sind auch noch sechs weitere Institute betroffen. Am stärksten das für Systemtheorie und Regelungstechnik, das ebenfalls im dritten Stock sitzt. Die Forscher, deren Arbeitsplätze in Flammen aufgegangen sind, können vorrübergehend ins Erdgeschoss ausweichen. In einem Foyer haben sie – mit Stellwänden abgetrennt – notdürftig Büros eingerichtet.

Wissenschaftsministerin Bauer tritt vor die Angestellten und hofft, ihnen „von Landesseite aus schnell und unbürokratisch helfen zu können.“ Neben dieser gibt es noch eine weitere gute Nachricht für Sawodny und sein Team: Ihre Forschungsergebnisse haben sie regelmäßig. auf externe Rechner hochgeladen – sie waren vor den Flammen gut geschützt. Immerhin.